Keine Big Duck
Dr.-Erika-Fuchs-Haus in Schwarzenbach an der Saale
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Keine Big Duck
Dr.-Erika-Fuchs-Haus in Schwarzenbach an der Saale
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Ein Haus im fränkischen Schwarzenbach soll an Erika Fuchs, die Übersetzerin der Micky-Maus-Hefte, erinnern. Vom Kosmos der Comic-Kultur haben sich die Verfasser der prämierten Entwürfe nicht anstecken lassen. Zum Glück.
Als Erika Fuchs im Jahr 2005 98-jährig verstarb, verlor die deutsche Sprache eine einflussreiche Mentorin. Mehr als 30 Jahre hatte sie als Chefredakteurin im Egmont Ehapa Verlag fast alle Disney-Produktionen ins Deutsche übersetzt und mit ihren Worten mehrere Generationen Kinder und auch Erwachsene beeinflusst. Die von ihr geprägten Substantivierung von Verbstämmen wie „schluck“, „keuch“ oder „knarr“ gingen als sogenannter Erikativ in die Sprachgeschichte ein, und auch die Redewendung „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör.“ verdanken wir der Kunsthistorikerin, die über das Rokokko promovierte. Sie hat nicht nur übersetzt, sondern neu geschaffen. Aus Ducksburg machte sie Entenhausen, Pfadfindergruppen nannte sie „Fähnlein Fieselschweif“, für stolze Figuren erfand sie Bodo von Blitz, Eitel Friedrich Eidergans oder Karola Klagsam. Auch Örtlichkeiten aus dem oberfränkischen Städtchen Schwarzenbach an der Saale, z.B. der Goldbachteich oder das Paula-Hölzchen, hat Fuchs in der Micky Maus verewigt. Von 1932 bis 1985 hat sie in Schwarzenbach gelebt.
Mit Fördermitteln des Programms Stadtumbau West hat die vom Strukturwandel gebeutelte 7400-Einwohner-Stadt kürzlich ihre Bahnhofstraße saniert und Radwege angelegt. Jetzt geht es darum, die Innenstadt zu beleben. Ein Haus ist geplant, das an die prominente Einwohnerin erinnert. Kein Denkmal soll das Dr.-Erika-Fuchs-Haus sein, sondern ein Ort, der Touristen und Schülergruppen anzieht, der ein Treffpunkt für Gäste und Einheimische ist und im Idealfall zu einem kleinen Zentrum der Comic-Kultur und -Sprache wird. Bei der Straßensanierung war ein altes Haus in der No. 12 ins Blickfeld gerückt, das als Standort geeignet schien – obwohl Erika Fuchs dort nie gewohnt oder gearbeitet hat.
Für den Wettbewerb hatte man 20 Büros ausgewählt und vier in der Region ansässige geladen. Den Teilnehmern war es freigestellt, ob sie die recht marode Bebauung auf dem 14 Meter breiten und 82 Meter langen Grundstück mit Garten umnutzen oder die gewünschten Räume für Sonder- und Dauerausstellung (rund 500 m²), Depot und Verwaltung neu bauen, wofür sich alle entschieden. Zwei Aspekte schmeicheln dem Ergebnis und rechtfertigen den Aufwand des Wettbewerbs, trotz kleiner Bausumme von 2 Mio. Euro. Erstens finden sich im Teilnehmerfeld überwiegend kleinere, regionale, auch jüngere Büros – so wie das häufig gewünscht, aber vom EU-Recht erschwert wird. Zweitens haben sich alle Entwürfe, der Disneyworld-Versuchung widersetzt. Keine „Big-Duck“ ist hier zu sehen (siehe Seite 10), so wie Robert Venturi jene Bauten bezeichnete, die die Form des Produkts als Vorbild nehmen, um Käufer anzulocken, und sich damit auf ein 1931 im Bundesstaat New York entstandenes Farmhaus in Form einer sechs Meter hohen Ente bezog. Kein Entwurf tanzt städtebaulich aus der Reihe, nichts deutet lauthals darauf hin, dass hier die Freunde von Micky Mouse und Co. zu Hause sind. Einzig auf die Pläne, zwischen Detailschnitt und Schema, haben die Verfasser kleine Disneyfiguren montiert.
Dennoch diskutierte die Jury (Vorsitz: Florian Fischer) lange darüber, welcher Entwurf am weitesten in die Stadt hineinwirkt. B+AP Brück und k.u.g.-architekten (2. Preis) haben im 1. OG eine Terrasse geschaffen, die entsprechend der alten Typologie von Seiten- und Hintergebäude begrenzt ist und für Veranstaltungen und Sonderausstellungen genutzt werden kann. Die neutrale Fassadengestaltung sei jedoch schwer mit dem Museumsgegenstand in Verbindung zu bringen, urteilte die Jury. Zu versteckt erschien ihr dieser Bereich im Vergleich zur Lösung vom Planungsbüro für Baukunst (1. Preis), den sie als „bescheiden und angemessen“ lobte. Deren Eingang zeige die öffentliche Nutzung des Gebäudes auf prägnante Weise. Das Fenster im Obergeschoss bilde einen visuellen Bezug zur Straße.
Mit Fördermitteln des Programms Stadtumbau West hat die vom Strukturwandel gebeutelte 7400-Einwohner-Stadt kürzlich ihre Bahnhofstraße saniert und Radwege angelegt. Jetzt geht es darum, die Innenstadt zu beleben. Ein Haus ist geplant, das an die prominente Einwohnerin erinnert. Kein Denkmal soll das Dr.-Erika-Fuchs-Haus sein, sondern ein Ort, der Touristen und Schülergruppen anzieht, der ein Treffpunkt für Gäste und Einheimische ist und im Idealfall zu einem kleinen Zentrum der Comic-Kultur und -Sprache wird. Bei der Straßensanierung war ein altes Haus in der No. 12 ins Blickfeld gerückt, das als Standort geeignet schien – obwohl Erika Fuchs dort nie gewohnt oder gearbeitet hat.
Für den Wettbewerb hatte man 20 Büros ausgewählt und vier in der Region ansässige geladen. Den Teilnehmern war es freigestellt, ob sie die recht marode Bebauung auf dem 14 Meter breiten und 82 Meter langen Grundstück mit Garten umnutzen oder die gewünschten Räume für Sonder- und Dauerausstellung (rund 500 m²), Depot und Verwaltung neu bauen, wofür sich alle entschieden. Zwei Aspekte schmeicheln dem Ergebnis und rechtfertigen den Aufwand des Wettbewerbs, trotz kleiner Bausumme von 2 Mio. Euro. Erstens finden sich im Teilnehmerfeld überwiegend kleinere, regionale, auch jüngere Büros – so wie das häufig gewünscht, aber vom EU-Recht erschwert wird. Zweitens haben sich alle Entwürfe, der Disneyworld-Versuchung widersetzt. Keine „Big-Duck“ ist hier zu sehen (siehe Seite 10), so wie Robert Venturi jene Bauten bezeichnete, die die Form des Produkts als Vorbild nehmen, um Käufer anzulocken, und sich damit auf ein 1931 im Bundesstaat New York entstandenes Farmhaus in Form einer sechs Meter hohen Ente bezog. Kein Entwurf tanzt städtebaulich aus der Reihe, nichts deutet lauthals darauf hin, dass hier die Freunde von Micky Mouse und Co. zu Hause sind. Einzig auf die Pläne, zwischen Detailschnitt und Schema, haben die Verfasser kleine Disneyfiguren montiert.
Dennoch diskutierte die Jury (Vorsitz: Florian Fischer) lange darüber, welcher Entwurf am weitesten in die Stadt hineinwirkt. B+AP Brück und k.u.g.-architekten (2. Preis) haben im 1. OG eine Terrasse geschaffen, die entsprechend der alten Typologie von Seiten- und Hintergebäude begrenzt ist und für Veranstaltungen und Sonderausstellungen genutzt werden kann. Die neutrale Fassadengestaltung sei jedoch schwer mit dem Museumsgegenstand in Verbindung zu bringen, urteilte die Jury. Zu versteckt erschien ihr dieser Bereich im Vergleich zur Lösung vom Planungsbüro für Baukunst (1. Preis), den sie als „bescheiden und angemessen“ lobte. Deren Eingang zeige die öffentliche Nutzung des Gebäudes auf prägnante Weise. Das Fenster im Obergeschoss bilde einen visuellen Bezug zur Straße.
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