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Metabolismus 2.0

Alles über das Cradle-to-Cradle-Prinzip

Text: Dransfeld, Agnes, Wien

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Foto: Trigema

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Metabolismus 2.0

Alles über das Cradle-to-Cradle-Prinzip

Text: Dransfeld, Agnes, Wien

Ihnen hat sich bisher nicht erschlossen, was es mit „Cradle to Cradle“ auf sich hat? Dann auf ins Berliner Architekturforum Aedes.
Der Botschafter des Königreichs der Niederlande, Marnix Krop, und der Berliner Staatssekretär für Kultur, André Schmitz, traten bei der Eröffnung des ­Cradle-to-Cradle-Festivals nacheinander ans Mikrofon, um dem Cradle-to-Cradle-Konzept ihre Sympathie und Unterstützung zu bekunden. Doch wurde zwischen den Zeilen der engagierten Reden deutlich, dass beide nicht ganz genau wussten, worum es sich dabei handelt.
Bei Cradle to Cradle gehe es nicht um Grün, nicht um Öko, nicht um „Sustainable“, antwortete der Gründer des Cradle-to-Cradle-Designkonzepts, Michael Braungart, seinen Vorrednern. Es gehe um Schönheit. Und es gehe darum, zu erhalten, was uns Menschen menschlich macht. Längst sei allen klar, dass es so nicht weitergeht, wir hätten die Endlichkeit der natürlichen Ressourcen vor Augen und spürten die Folgen des Klimawandels. Eine Reaktion auf diese Bedrohung, auf die man sich weltweit einigen konnte, sei das Einsparen: weniger CO2, weniger Giftstoffe, weniger Stromverbrauch. Diese von Braungart als „Ökologismus“ bezeichnete Strategie des „Möglichst-wenig-schädlich-Seins“ könne die genannten Entwicklungen jedoch nicht aufhalten, sondern höchstens ein wenig aufschieben. Und sie führe dazu, dass der Mensch sich selbst als Schädling auf der Erde empfinde – und das sei, so Braungart, der Anfang des Untergangs unserer Kultur.
Ohne Ende, ohne Bahre
Technisch gesehen handelt es sich bei „Cradle to ­Cradle“ – zu deutsch „von der Wiege bis zur Wiege“ – um das Prinzip eines geschlossenen Materialkreislaufs. Das Konzept beinhaltet jedoch mehr als das, was wir bisher als Recycling bezeichnen. Produkte sollen in ihrer Gestaltung und Materialität so entworfen werden, dass sie nach ihrer Nutzung schadstofffrei weiterverwendet werden können und der Wert der Rohstoffe erhalten bleibt. Die einzelnen Komponenten müssen dabei entweder rückstandsfrei biologisch abbaubar oder vollständig recyclingfähig sein. Darüber hinaus sind Cradle-to-Cradle-Produkte im Idealfall nicht nur nicht schädlich, sondern sogar nützlich. In dieser Hinsicht kann die Architektur viel zum Cradle-to-Cradle-Konzept beitragen: Gebäude können so konzipiert werden, dass sie Energie produzieren und Luft und Wasser reinigen. Sie sollen nicht nur dem Menschen, sondern nach Möglichkeit auch Tieren und Pflanzen einen Lebensraum bieten. Ein vollständiges Cradle-to-Cradle-Haus zu bauen, ist momentan allerdings noch nicht möglich, da bislang nur wenige Baumaterialien nach diesem Konzept produziert werden. Thomas Rau, der seit vielen Jahren als Architekt in den Niederlanden arbeitet und den Cradle-to-Cradle-Gedanken in seiner Architektur berücksichtigt, ist der Meinung, dass Architekten und Stadtplaner die gebaute Umgebung als vom Menschen geschaffene Natur verstehen und deshalb bei der Planung auf die Naturgesetze und -prozesse zurückgreifen müssten.
Teppiche, die Feinstaub binden
Die im Architekturforum Aedes aufgebaute Ausstellung „The Next Industrial Revolution – Blueprint Netherlands“ mit über 80 Projekten von Unternehmen, Regionen und Universitäten, die Cradle to Cradle umsetzen, bildet den Kern des Festivals. Viele der Aussteller, kommen aus den Niederlanden, deshalb der Untertitel „Blaupause Niederlande“. Aus dem Bausektor findet man in der Schau beispielsweise Heidelberg Zement, deren Beton frei von Stickoxiden und organischen Kohlenwasserstoffen ist, Desso mit Teppichen, die Feinstaub aus der Luft binden, Thoma mit leimfreien Massivholzhäusern oder das Berliner Architekturbüro Graft, die mit ihrem „make it right house“ im Lower Nith Ward in New Orleans Cradle-to-Cradle-Architektur vorstellen. Um die Präsentation herum finden Vorträge, Workshops, Symposien und sogar eine Modenschau statt. Für Architekten besonders interessant verspricht ein Workshop zu werden, der am 9. März unter der Leitung des zweiten Gründers des Designkonzepts, des amerikanischen Architekten William McDonough, stattfindet.

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