Neugier³
„Architektur + Fotografie“ zum dritten Mal in der Architektur Galerie Berlin
Text: Hiller, Jasmin, Berlin
Neugier³
„Architektur + Fotografie“ zum dritten Mal in der Architektur Galerie Berlin
Text: Hiller, Jasmin, Berlin
Wer hat sich beim Anblick diverser Schuhe, Kinderwagen und Kommoden im Hochhausflur nicht auch schon mal gefragt, wer wohl hinter den Wohnungstüren wohnt und wie es drinnen aussieht?
Der Fotograf Roger Frei gibt in seiner Bildserie „Aedes“ zwar keine Antwort darauf, aber er spielt mit der natürlichen Neugier des Betrachters. Abschnittsweise fotografierte er die Flure bewohnter Hochhäuser und setzte die Fotos anschließend zu großformatigen Schnitten zusammen. Eine dieser detailreichen Arbeiten, die 1,60 mal 3 Meter große „Komposition mit Blau“, ist in der Ausstellung Architektur + Fotografie³ in der Architektur Galerie Ber-
lin zu sehen. Dort werden bereits zum dritten Mal Werke dreier Architekturfotografen einander gegenübergestellt. Wie auch die Teilnehmer der ersten beiden Ausgaben – darunter Iwan Baan, Jan Bitter und Hélène Binet – sind diese keine Unbekannten: Der Züricher Roger Frei, Andreas Gehrke aus Berlin und der in Wien lebende Stefan Oláh gehören zu den namhaftesten Architekturfotografen im deutschsprachigen Raum. Naheliegend wäre da, auch ihre Auftragsarbeiten in der Berliner Galerie zu zeigen.
Doch weit gefehlt: Die ausgestellten Aufnahmen sind parallel zu Aufträgen entstanden und haben nichts gemein mit der klassischen Architekturfotografie. Im Mittelpunkt stehen keine Gebäude, die von Architekten entworfen wurden, sondern Bauten, Objekte und Landschaften, welche die Nutzer entweder selbst errichtet, umgestaltet oder verlassen haben. So reihen sich neben Freis Flurschnitt Gehrkes Fotografien, die verwahrloste Natur, rätselhafte Bauten und eine leere Plakatstellwand vor einer Betonmauer zeigen. „Das kann ja nur in Brandenburg sein“, erkennt eine Besucherin die Umgebung auf den ersten Blick wieder. An der dritten Wand der Galerie hängen Aufnahmen aus Oláhs Serie „95 Wiener Würstelstände“.
Auch wenn die drei Fotografen – entsprechend dem Ausstellungsprojekt – sich auf die Alltagsarchitektur fokussierten, erschließt sich einem nicht sogleich der Zusammenhang zwischen ihren Arbeiten. Drei Fotografen, drei Herangehensweisen, drei Bildformate – und keine Gemeinsamkeit?
Doch, bei näherer Betrachtung: Die Fotografien befördern unsere Neugier und unser Vorstellungsvermögen. Was steckt hinter den Bauten und Landschaften? Wer sind die Menschen, die täglich die Würstelstände besuchen? Hat es in Brandenburg schon immer so ausgesehen? Was gibt es hinter verschlossenen Wohnungstüren zu entdecken? Eine Antwort darauf zu finden, bleibt dem Besucher überlassen. Was den Reiz der Ausstellung ausmacht.
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