Ohne Rot, Purpur und Violett
Otl Aichers Corporate Design für München 1972
Text: Paul, Jochen, München
Ohne Rot, Purpur und Violett
Otl Aichers Corporate Design für München 1972
Text: Paul, Jochen, München
In London ist der Kampf der 10.500 Athleten aus 205 Nationen um Gold, Silber und Bronze in 31 Disziplinen gerade zu Ende gegangen. Die Olympischen Spiele – allerdings die vor 40 Jahren – sind Thema zweier Ausstellungen in München und Ulm.
Dass die Wettkämpfe 1972 in München trotz der tragischen Ereignisse vom 5. September, als elf Mitglieder der israelischen Mannschaft von einer palästinensischen Terrorgruppe getötet wurden, als „Regenbogenspiele“ in Erinnerung geblieben sind, ist wohl auch das Verdienst von Otl Aicher (1912–1991). Als Gestaltungsbeauftragter der Spiele verantwortete er mit seinem rund vierzigköpfigen Team das visuelle Erscheinungsbild. Dem widmen sich derzeit zwei Präsentationen, im Ulmer HfG-Archiv und in der Aspekte Galerie der Münchner Volkshochschule.
Aicher und seinem Auftraggeber Willi Daume, dem Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees, ging es vor allem darum, das Bild der Spiele von 1936 in Berlin zu revidieren und die Bundesrepublik als demokratisches, weltoffenes Land zu präsentieren. Die Spiele sollten so „süddeutsch“ und, im Sinne des Nationalstaats, so unpolitisch wie möglich werden. Eine von Aichers ersten Entscheidungen – noch vor der Auftragserteilung: der Verzicht auf alle Farben, die gemeinhin weltlicher oder kirchlicher Macht zugeordnet werden. Das gesamte Spektrum von Rot über Purpur bis Violett fiel dieser Maßgabe zum Opfer. Aicher entwickelte das Design der Spiele als ein System variabler, einander verwandter Elemente, die da waren: sechs Farben (Hellblau, Hellgrün, Gelb, Dunkelblau, Dunkelgrün, Orange), Adrian Frutigers „Univers“ von 1957 in unterschiedlichen Schriftschnitten und -graden, olympisches Emblem, Logo der Münchner Spiele (der Strahlenkranz mit überlagerter Spirale stammt von Coordt von Mannstein) und Piktogramme. Diese Elemente ließen sich in einer Vielzahl von Varianten kombinieren: für die offiziellen Berichte des Organisationskomitees, für Eintrittskarten, Broschüren und Programmhefte bis hin zur Signaletik in den öffentlichen Verkehrsmitteln; selbst die Uniformen des Personals der Olympischen Spiele folgten dem Corporate Design.
So durchgestaltet das Design der Spiele auch war, das Zusammenspiel seiner Elemente wirkte nie streng, sondern ließ eine Atmosphäre der Leichtigkeit und Heiterkeit entstehen. Die ist auch 40 Jahre später in den beiden Ausstellungen noch zu spüren. Die Plakate der olympischen Sportarten, vermitteln sie ebenso wie das Maskottchen, der Dackel „Waldi“; Fotos von Karsten de Riese, damals offizieller Olympiafotograf, dokumentieren den Arbeitsprozess.
Was bleibt von 1972? Für München waren die Spiele ein Katalysator der Stadtentwicklung und der Infrastruktur, ERCO vertreibt die Piktogramme in über 900 Varianten. Und, wie Gerhard Matzig vor einiger Zeit in der Süddeutschen Zeitung schrieb: Die XX. Olympischen Spiele erzählen im Gegensatz zur gescheiterten Bewerbung für 2018 bis heute „von einem Land, dessen Dynamik, Technikbegeisterung und Zukunftslust wie mit den Händen zu greifen war“.
Aicher und seinem Auftraggeber Willi Daume, dem Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees, ging es vor allem darum, das Bild der Spiele von 1936 in Berlin zu revidieren und die Bundesrepublik als demokratisches, weltoffenes Land zu präsentieren. Die Spiele sollten so „süddeutsch“ und, im Sinne des Nationalstaats, so unpolitisch wie möglich werden. Eine von Aichers ersten Entscheidungen – noch vor der Auftragserteilung: der Verzicht auf alle Farben, die gemeinhin weltlicher oder kirchlicher Macht zugeordnet werden. Das gesamte Spektrum von Rot über Purpur bis Violett fiel dieser Maßgabe zum Opfer. Aicher entwickelte das Design der Spiele als ein System variabler, einander verwandter Elemente, die da waren: sechs Farben (Hellblau, Hellgrün, Gelb, Dunkelblau, Dunkelgrün, Orange), Adrian Frutigers „Univers“ von 1957 in unterschiedlichen Schriftschnitten und -graden, olympisches Emblem, Logo der Münchner Spiele (der Strahlenkranz mit überlagerter Spirale stammt von Coordt von Mannstein) und Piktogramme. Diese Elemente ließen sich in einer Vielzahl von Varianten kombinieren: für die offiziellen Berichte des Organisationskomitees, für Eintrittskarten, Broschüren und Programmhefte bis hin zur Signaletik in den öffentlichen Verkehrsmitteln; selbst die Uniformen des Personals der Olympischen Spiele folgten dem Corporate Design.
So durchgestaltet das Design der Spiele auch war, das Zusammenspiel seiner Elemente wirkte nie streng, sondern ließ eine Atmosphäre der Leichtigkeit und Heiterkeit entstehen. Die ist auch 40 Jahre später in den beiden Ausstellungen noch zu spüren. Die Plakate der olympischen Sportarten, vermitteln sie ebenso wie das Maskottchen, der Dackel „Waldi“; Fotos von Karsten de Riese, damals offizieller Olympiafotograf, dokumentieren den Arbeitsprozess.
Was bleibt von 1972? Für München waren die Spiele ein Katalysator der Stadtentwicklung und der Infrastruktur, ERCO vertreibt die Piktogramme in über 900 Varianten. Und, wie Gerhard Matzig vor einiger Zeit in der Süddeutschen Zeitung schrieb: Die XX. Olympischen Spiele erzählen im Gegensatz zur gescheiterten Bewerbung für 2018 bis heute „von einem Land, dessen Dynamik, Technikbegeisterung und Zukunftslust wie mit den Händen zu greifen war“.
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