Bauwelt

Sehr gut

Der Kosmos Martin Kippenberger im Hamburger Bahnhof in Berlin

Text: Spix, Sebastian, Berlin

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    Von 1972 bis 1976 studierte Kippenberger (1953-1997) an der HFBK Hamburg.
    Sebastian Spix

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    Von 1972 bis 1976 studierte Kippenberger (1953-1997) an der HFBK Hamburg.

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    Radikale Wiederholung im neuen Zusammenhang ...
    Sebastian Spix

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    Radikale Wiederholung im neuen Zusammenhang ...

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    ... und Umarbeitung bestehender Werke wurde zum Arbeitsprinzip des selbsterklärten Exhibitionisten.
    © Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Köln (Übermalung von Jochen Krüger; 1977)

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    ... und Umarbeitung bestehender Werke wurde zum Arbeitsprinzip des selbsterklärten Exhibitionisten.

    © Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Köln (Übermalung von Jochen Krüger; 1977)

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    Während eines Florenzaufenthalts entsteht die Serie "Uno di voi, un tedesco in Firenze" (1976-1977), die Kippenberger, ...
    Friedrich Christian Flick Collection im Hamburger Bahnhof © Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne

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    Während eines Florenzaufenthalts entsteht die Serie "Uno di voi, un tedesco in Firenze" (1976-1977), die Kippenberger, ...

    Friedrich Christian Flick Collection im Hamburger Bahnhof © Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne

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    ... gegen das Recht eintauscht, lebenslang in Kneipen ("Paris Bar", 1993) frei essen und trinken zu dürfen.
    © Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Köln

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    ... gegen das Recht eintauscht, lebenslang in Kneipen ("Paris Bar", 1993) frei essen und trinken zu dürfen.

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    1978 zieht der Legastheniker nach Berlin, gründet den Club SO36 und eröffnet Kippenbergers Büro.
    Sebastian Spix

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    1978 zieht der Legastheniker nach Berlin, gründet den Club SO36 und eröffnet Kippenbergers Büro.

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    Von seinem Büro aus übernimmt und deligiert Kippenberger Aufträge; neben Fotografien, Gemälden, Skulpturen und Büchern entstehen diverse Plakate.
    Sebastian Spix

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    Außerdem verkündet er: "Berlin muss neu gestrichen werden".
    Sebastian Spix

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    Das Klischee des eigenständig schaffenden Malergenies untergräbt er ironisch durch die Beauftragung eines Plakatmalers: "Ohne Titel (aus der Serie: Lieber Maler, male mir)", 1981
    © Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Köln

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    Das Klischee des eigenständig schaffenden Malergenies untergräbt er ironisch durch die Beauftragung eines Plakatmalers: "Ohne Titel (aus der Serie: Lieber Maler, male mir)", 1981

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    Selbstportrait: "Alkoholfolter" (aus dem Werk "Vom Einfachsten nach Hause"; 1981/82)
    © Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Köln

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    Selbstportrait: "Alkoholfolter" (aus dem Werk "Vom Einfachsten nach Hause"; 1981/82)

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    "Helmut Newton für Arme. Selbstbeschmutzende Nestwärme - bis ´84. Collagen und Fotografien"
    1985 © Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne

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    "Helmut Newton für Arme. Selbstbeschmutzende Nestwärme - bis ´84. Collagen und Fotografien"

    1985 © Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne

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    Ohne Titel, 1988
    Friedrich Christian Flick Collection im Hamburger Bahnhof © Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne

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    Ohne Titel, 1988

    Friedrich Christian Flick Collection im Hamburger Bahnhof © Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne

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    Auf Kritik reagiert der Provokateur Kippenberger mit Humor: "Martin, ab in die Ecke und schäm dich" (1989)
    Sebastian Spix

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    Auf Kritik reagiert der Provokateur Kippenberger mit Humor: "Martin, ab in die Ecke und schäm dich" (1989)

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    "Zuerst die Füße" (1991) wurde 2008 anlässlich eines Papstbesuchs aus einem Bozener Museum entfernt.
    © Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Köln

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    "Zuerst die Füße" (1991) wurde 2008 anlässlich eines Papstbesuchs aus einem Bozener Museum entfernt.

    © Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Köln

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    Ohne Titel, 1992
    Friedrich Christian Flick Collection im Hamburger Bahnhof © Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne

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    Ohne Titel, 1992

    Friedrich Christian Flick Collection im Hamburger Bahnhof © Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne

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    Ohne Titel (aus der Medusa-Serie), 1996
    © Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne

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    Ohne Titel (aus der Medusa-Serie), 1996

    © Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne

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    Die Ausstellung "Sehr gut | Very Good" läuft bis zum 18. August im Hamburger Bahnhof in Berlin.
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    Die Ausstellung "Sehr gut | Very Good" läuft bis zum 18. August im Hamburger Bahnhof in Berlin.
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© Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Köln

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Sehr gut

Der Kosmos Martin Kippenberger im Hamburger Bahnhof in Berlin

Text: Spix, Sebastian, Berlin

„Ja, Ja, Ja, Nee, Nee, Nee“, brabbelt Martin Kippenberger in einer Endlosschleife. Der ursprünglich von Joseph Beuys stammende Monolog (1968) steht als ironisches Sinnbild für alles und nichts und ist als vermeintlich sinnentleertes Ja/Nein dennoch die treffende Beschreibung einer ambivalenten Gemütslage.
Kippenberger stellt mit seiner nachgesprochenen Version (1995) des Fluxus-Tondokuments die Frage nach den Bewertungskriterien von Ja und Nein, von richtig und falsch. Die Lautsprecher im ersten Ausstellungssaal der Rieckhallen des Hamburger Bahnhofs katapultieren den Besucher in die Produktionswelt eines selbsterklärten Exhibitionisten, dessen Arbeitsprinzip die radikale Wiederholung in neuem Zusammenhang, die Umarbeitung bestehender Werke, war. Und dessen Kunst und Leben nur schwer voneinander zu trennen sind: Maler, Schauspieler, Schriftsteller, Musiker, Trinker, Reisender, Charmeur, Enfant terrible und vor allem grandioser Selbstinszenierer.
In diesem Jahr wäre der 1953 in Dortmund geborene und schon 1997 in Wien verstorbene Martin Kippenberger 60 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass zeigen die Staatlichen Museen zu Berlin auf 3000 Quadratmeter Ausstellungsfläche rund 300 seiner Werke, größtenteils aus dem Bestand der Friedrich Christian Flick Collection. Einen anspielungsreichen Kosmos aus Relationen und Widersprüchlichkeiten haben die Kuratoren aufgebaut, der sich in unzähligen Fotografien, Gemälden, Skulpturen, Plakaten und Büchern entfaltet.
Kippenberger übersiedelte 1978 nach einem abgebrochenen Kunststudium von Hamburg nach West-Berlin, um dort „Kippenbergers Büro“ zu eröffnen. Er war Mitgründer des Kreuzberger Punkclubs SO36 und verkündete provokant: „Berlin muss neu gestrichen werden.“ Ein Porträt aus dieser Anfangszeit zeigt den Künstler in lässiger Pose mit Cowboyhut vor einer Mauer mit dem Schriftzug „30-Jahre-DDR-Souvenirshop“. Das Motiv entstammt der Serie „Lieber Maler, male mir“ (1981), die Kippenberger bei einem Plakatmaler beauftragte und damit das Klischee des eigenständig schaffenden Malergenies ironisch untergrub. Ein Arrangement aus 56 klein-formatigen Gemälden der Serie „Uno di voi, un tedesco in Firenze“ (1976/77) zeugt von einem legen-där gewordenen Tauschgeschäft: Für die Kunstwerke erhielt Kippenberger in Kneipen das Recht, lebenslange frei essen und trinken zu dürfen.
Die Ausstellungsmacher haben Kippenbergers Produktion kongenial auf das Ausstellungsarrangement übertragen. Die Exponate spiegeln das radikale Werk eines Provokateurs, der Erwartungen stets konterkarierte und auf Kritik mit Humor antwortete. In einer Nische steht die Figur „Martin, ab in die Ecke und schäm dich“ (1989), die Hände devot hinter dem Rücken gefaltet, den Kopf demütig zur Wandecke gesenkt: Kippenbergers Art, die öffentliche Empörung, die seine Werke auslösten, zu kommentieren und zu verarbeiten.
Mit der Installation „Weiße Bilder“ (1991) schließt sich der Kreis zur polemisch-ironischen Beuys-Adaption am Auftakt der Ausstellung. Auf elf weißen Leinwänden sind durchsichtig glänzend und in krakeliger Kinderschrift die Worte „sehr gut“ oder „very good“ zu erkennen. Kippenberger hat die Handschrift eines Jungen nachgeahmt, der vorher die Arbeit des Künstlers schriftlich bewerten sollte und ihm ausnahmslos ein Zeugnis mit der Note „sehr gut“ ausstellte. Abermals rückt Kippenberger jene subjektiven Bewertungskriterien in den Vordergrund, die schon in der Schulzeit einige in die Verzweiflung trieben und anderen den Weg ebneten. Unwillkürlich stellt man sich am Ende der Schau die Frage, ob nicht eine kreative Arbeit, sei es Installation, Text oder Entwurf, im Grunde immer eine objektiv nicht zu beurteilende Aneignung und Fortführung von Vorhandenem ist. Unterhaltsam, trivial, ironisch oder einfach großartiger Quatsch sein – Kunst darf das. Architektur (leider) eher selten.

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