Bauwelt

Stadt heißt Dynamik ...

Text: Canzler, Weert, Berlin

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Stadt heißt Dynamik ...

Text: Canzler, Weert, Berlin

... und Shared Space passt deshalb nicht zur vitalen Stadt. Shared Space ist ein sympathisches Konzept. Weniger Schilder, reduzierte Geschwindigkeiten, gleiches Recht für alle Verkehrsteilnehmer und ein „In-die-Schranken-Weisen“ des Autos sollen das menschliche Maß auf die Straßen und Plätze zurückbringen.
Der Geist der Beschleunigung soll zurück in die Flasche. Klingt gut, funktioniert aber nur bedingt.
Es kann nur in kleinen Orten klappen, in Dörfern und Kleinstädten. Vielleicht gehts noch in einigen städtischen Wohngebieten, am ehesten noch in Gründerzeitvierteln mit engen Verkehrsflächen. Aber dann ist auch Schluss mit der Idylle. Denn die große Stadt ist dynamisch, voller Konkurrenzen um Raum. Sie ist widersprüchlich und verlangt eine anstrengende „Ambivalenz-Toleranz“ von ihren Bewohnern. Die moderne Gesellschaft treibt auseinander, sie individualisiert sich. In erster Linie in den großen Städten. Jeder und jede geht eigene Wege. So ist die Geschwindigkeit des Gehens in großen Städten höher ist als in kleinen Ortschaften. Urbanisierung verträgt sich nicht mit Entschleu­nigung. Viele Angehörige aus den Mittelschichten, die dem Traum vom „Häuschen im Grünen“ nachhängen, fliehen deshalb die Stadt. Para­doxerweise tragen sie als Pendler dazu bei, die genutzten Wege zu Transiträumen zu entwerten, sie sind selbst Teil des Problems.
Trotz guter Absichten: Die vitale Stadt lässt sich planerisch nicht verlangsamen. Zonen der Verkehrsberuhigung lassen sich nicht unbegrenzt ausweiten. Finden wir uns damit ab, dass es nicht überall in der Stadt relaxed zugeht. Statt Frustrationen mit aufwändigen Shared-Space-Experimenten zu erzeugen, sollten wir uns mehr um den öffentlichen Verkehr kümmern, um seine Verknüpfung mit dem Fahrrad und um neue Dienstleistungen rund um das öffentliche Elektroauto. Mit einem gestärkten öffentlichen Verkehr, mehr Fahrrädern und mit effizient genutzten kleinen Elektroautos wird es nicht langsamer zugehen in der Stadt, oft wahrscheinlich sogar zügiger. Denn das zum Stehzeug mutierte private Auto, in dem statistisch nur 1,3 Personen sitzen, umgeben von vier, fünf oder mehr Sitzplätzen und tonnenschwerem Ballast, verliert so an Bedeutung. Gewinner ist die vitale Stadt.

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