Tempelhof
Maximilian Meisse in der Henn Galerie in München
Text: Linscheid, Klaus F., Aichach
Tempelhof
Maximilian Meisse in der Henn Galerie in München
Text: Linscheid, Klaus F., Aichach
Inszenierte Bilder sind nicht seine Welt. Maximilian Meisse zeigt den Ort, so wie er ist: puristisch, klar, nüchtern. Kein zusätzlich gesetztes Licht, keine Menschen, nichts, was vom Charakter des Ortes ablenken könnte.
Dennoch, die Fotografien des Berliner Architekturfotografen sind alles andere als Schnappschüsse. Der Druck auf den Auslöser markiert das Ende eines langen Prozesses, der Suche nach dem perfekten Motiv. Der „Sammler von Orten“, wie er sich selbst gerne bezeichnet, plant jede Aufnahme bis ins Detail. „Ich muss einen Ort finden, der mich anzieht und der mich fasziniert“, sagt Meisse, „erst dann mache ich das Bild aus dem Ort.“
Am liebsten sucht er Orte, die eine „abgeschlossene Welt“ bilden, „weil sie dann etwas Autarkes bekommen“. Die derzeit in der Münchner Henn Galerie ausgestellten Bilder vom mittlerweile geschlossenen Berliner Flughafen Tempelhof zeigen einen Ort, der auch ein Museum sein könnte. Das Monumentale des 1934 von Ernst Sagebiel geplanten, einst flächengrößten Gebäudes der Welt wird zwar deutlich, wirkt aber durch die Wahl der Perspektive nie bedrohlich. Immer wieder hat der Betrachter das Gefühl, in das Bild hineingezogen zu werden. Das Spiel von vertikalen und horizontalen Linien schafft Räume innerhalb des Raumes. „Wenn ich malen könnte“, sagt der Fotograf, „würde ich es genau so malen.“
Maximilian Meisse gehört zu jener Spezies von Architekturfotografen, die auch Architektur studiert haben. Diese „Sehschule“, wie er es selbst nennt, prägt seine Arbeiten. Die Bilder in der Ausstellung entstanden von 2006 bis 2008, als der Flughafen noch in Betrieb war. Abflughalle, VIP-Lounge, Treppenhäuser, Hangar. Jedes Bild, so scheint es, könnte eine Menge Geschichten erzählen. Von Prominenten, die in den VIP-Lounges auf ihren Flug gewartet haben, von Empfängen, die in den Festsälen stattfanden, oder von all jenen Menschen, die hier Tag für Tag gearbeitet haben. Der Blick über den geschwungenen Baukörper lässt die enorme Länge von 1,2 Kilometern erahnen. Winzig dagegen die kleinen Flugzeuge, die im Hangar stehen. Ein menschliches Maß bekommt das Gebäude, wenn im goldenen Abendlicht eine Tanne ihren Schatten auf die Fassade wirft.
Inzwischen wird Tempelhof schon seit geraumer Zeit für Messen und allerlei Events „zweckentfremdet“. Gut, dass es diese Zeitdokumente von Maximilian Meisse gibt. Unbedingt anschauen.
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