Tobias Zielony: Danny
Position Nr. 15
Text: Kasiske, Michael, Berlin
Tobias Zielony: Danny
Position Nr. 15
Text: Kasiske, Michael, Berlin
Beobachtung am Rande
Eine Frau mit rotblonden Haaren kehrt uns den Rücken zu. Nennen wir sie nach dem Bildtitel: Danny. Auf dem rechten Bein stehend, hat sie den linken Fuß etwas nach vorn gesetzt; sie hat die Arme leicht gehoben, als versuche sie, Balance zu halten. Ihr Kopf ist ein wenig geneigt, in der linken Hand hält sie eine Zigarette. Vor ihr liegen zwei Schrittlängen zertretener Erdboden, dann fällt eine Böschung ab und endet vor einem netzbespannten Zaun. Würde Danny darüber blicken, sähe sie hinter zwei blendenden Lichtmasten schemenhaft ein Kraftwerk im grünlichen Irgendwo. Doch sie verharrt diesseits, von links angestrahlt vom weißen Licht einer Anzeigetafel für Autogas. Eine mit Grasbüscheln bewachsene Bordsteinkante trennt Danny vom Asphalt, auf dem der Fotograf steht.
Das Bild nimmt unmittelbar ein. Unsere Position ist die des Fotografen: Im Licht, auf festem Grund, während die Protagonistin auf weichem Terrain steht, ohne dort deutlich Spuren hinterlassen zu haben – als sei sie eine Erscheinung.
Tobias Zielony bildet seine Sujets meist in unwirklichen Farben ab. Bislang fotografierte er vornehmlich Selbstinszenierungen von Jugendlichen, die sich an der Peripherie, etwa an Tankstellen, zusammenfanden. In seiner jüngsten Serie „Jenny Jenny“ zeigen sich junge Frauen, die mit „Sexarbeit“ und Drogenkonsum zu tun haben. Eine präsentiert das Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ von Christiane F., deren Leben als Süchtige auf viele Heranwachsende eine eigenartige Faszination ausübte.
Und Danny? Sie scheint eins mit sich zu sein an diesem unwirtlichen Ort. Zielony gibt über das lichtbildnerische Dokument hinaus nichts über Person oder Situation preis. Die beiden Dimensionen eines Bildes genügen ihm; was dahinter liegt, stellt der Künstler der Empathie des Betrachters anheim.
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