Übergangslösungen
Ideenwettbewerb Wintergartenstraße in Leipzig
Text: Osiecka, Kasia, Berlin
Übergangslösungen
Ideenwettbewerb Wintergartenstraße in Leipzig
Text: Osiecka, Kasia, Berlin
Leipzig hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum 850. Stadtjubiläum im Jahr 2015 den Stadtraum in Bahnhofsnähe aufzuwerten. Ein städtebaulicher Ideenwettbewerb sollte das Potential des Areals an der Wintergartenstraße untersuchen. Die Jury mochte sich auf die Vielfalt der Ideen aber scheinbar nicht einlassen.
Wer den Leipziger Hauptbahnhof verlässt und Richtung Stadtmitte schreitet, der betritt eine von Baulücken durchsetzte heterogene Stadtlandschaft aus Vor- und Nachkriegsbauten. Auf der linken Seite, an der nordöstlichen Ecke des Innenstadtrings, bietet das Hochhaus mit dem rotierenden Doppel-M, dem Zeichen der Messestadt, Orientierung. Es markiert den Übergang ins bekannte Leipziger Graphische Viertel. Das ungleichmäßig zugeschnittene Wettbewerbsgrundstück befindet sich direkt am mehreckigen weiß-roten Solitär, dem einst höchsten Wohnhaus der DDR.
Die Besitzerin des Grundstücks am Leipziger Ring, die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB), war zugleich Ausloberin des Wettbewerbs. Sie wünschte sich städtebauliche Lösungen und Nutzungsvorschläge, um das im Moment unbebaute und zum größten Teil als Parkfläche fungierende, 7247m² große Areal aufzuwerten. In einem vorgeschalteten offenen Bewerbungsverfahren wurden 25 Wettbewerbsteilnehmer ausgewählt. Die Jury (Vorsitz: Volker Staab) vergab zwei erste Preise: an KSG Kister Scheithauer Gross aus Leipzig und Kuehn Malvezzi aus Berlin.
Kister Scheithauer Gross betonen in ihrem Erläuterungstext die Funktion des neuen Stadtquartiers als Tor ins Verlegerviertel. Sie sehen vier multifunktionale Stadtbausteine mit konischen Zwischenräumen vor, die gezielte Einblicke ins Innere der neuen urbanen Situation ermöglichen. Im Norden und Süden des entstehenden öffentlichen Raumes lassen sie die Kanten der Gebäudeblöcke parallel zum Hochhauspolygon verlaufen und wollen dadurch den Solitär ins Stadtgefüge eingliedern.
Kuehn Malvezzi gruppieren dagegen ein „Quartier Wintergarten“ als eine Art Sockel um den Turm. In den drei unterschiedlich großen Blockstrukturen könnten jeweils Nutzungen wie Hotel, Gastronomie, Handel und Wohnen untergebracht werden. Mit hochstämmigen Baumstrukturen, die den geplanten Platz am Wintergartenhochhaus einrahmen und die Öffnungen der Baukörper schließen, wollen die Entwerfer an die bestehenden Grünflächen des Promenadenrings anknüpfen.
In ihrer Begründung lobte die Jury bei beiden Arbeiten vor allem die Anordnung mehrerer prismatischer Baukörper um das Hochhaus. Die Preisrichter sahen darin eine gelungene Reaktion auf die ungewöhnliche Grundstücksform. Schade ist jedoch, dass ideenreiche Arbeiten, die sich ausführlich mit der städtebaulichen Spezifik und dem Nutzungspotential des Ortes auseinandersetzten, keine Anerkennung fanden. Beispielsweise der Entwurf des ausgeschiedenen Büros SMAQ, das aus der Kategorie „Junge Büros und kleine Büroorganisationen“ für den Wettbewerb ausgewählt worden war: Die Höhenstaffelung ihrer beiden Baukörper vermittelt zwischen dem Eckgebäude des Victor’s Residenz Hotel am Georgiring und dem Wohnhausturm. Gleichzeitig platzieren die Architekten die neuen Gebäude so, dass ein direkter Blickbezug zwischen dem Bahnhofsvorplatz und dem städtischen Raum am Wintergartenhochhaus entsteht. Auch der Vorschlag, die Dächer für Sport- und Spielplätze zu nutzen, eventuell auch für ein Schwimmbecken, könnte dem Quartier einen neuen verführerischen Charakter verleihen.
Nun beginnt die Suche nach Investoren. Die Ergebnisse des Wettbewerbsverfahrens werden auf der Expo Real 2011 in München vorgestellt werden.
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