Bauwelt

Um Rom herum

Positionen zu informellen Vorstädten

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

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The Housing Question von Rädle/Jeremić

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The Housing Question von Rädle/Jeremić


Um Rom herum

Positionen zu informellen Vorstädten

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Die Via Casilina ist vielleicht die Ausfallstraße der Künste in Rom. Südöstlich führt sie aus der Stadt hinaus in die seit der Romantik in Nordeuropa populäre „Malerlandschaft“ der römischen Campagna. In den letzten hundert Jahren aber hat sich das Verhältnis von Stadt und Land dort verändert.
Begann die Campagna zu Beginn des 20. Jahrhunderts gleich hinter der Aurelianischen Stadtmauer aus dem 3. Jahrhundert, so sind es heute von dort rund neun Kilometer durch Stadt und Vorstadt, Industrie- und Brachflächen, bis mit dem Ende der 70er Jahre fertiggestellten Autobahnring um Rom die „Stadtmauer“ der Gegenwart erreicht ist. Noch mal so weit ist es, bis endlich ein ländlicher Charakter überwiegt.
Die Phänomene, die sich beim Ausbreiten Roms in die Fläche beobachten lassen, thematisiert eine Ausstellung internationaler Künstler in der Berliner NGBK. „S.M.U.R.“ lautet ihr Titel, „Self Made Urbanism Rome“. Damit ist klar, welche Prozesse in den Blick genommen werden. Es geht um den informellen Charakter der Vorstädte, darum, wie sich Menschen in den letzten Jahrzehnten am Rand der großen Stadt niedergelassen und ihr Leben zu organisieren versucht haben – nicht selten gegen die Verwaltung der Stadt. Dieses Gegenüber fehlt leider in der Schau – eine offizielle Entwicklungsplanung für die Zukunft der einzelnen Quartiere hätte die „Froschperspektive“ der Künstler informativ bereichert, hätte der stellenweise lauten Anklage von Vertreibung und Inhumanität die Absichten der Stadt, das Warum ihres Agierens, hinzugefügt. Sehr schön gegliedert werden die unterschiedlichen, meist dokumentarischen Arbeiten durch große schwarze Vorhänge, auf die Lagepläne der jeweils fokussierten Quartiere an der Casilina gedruckt sind, sodass auch dem weniger Ortskundigen eine Orientierung möglich ist – und sich das überwiegende Durcheinander der römischen Peripherie im Ausstellungsraum zumindest ästhetisch wirksam gezähmt und strukturiert findet.

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