Bauwelt

Von der Herausforderung, Architektur auszustellen

Symposium im DAM

Text: Kohler, Philipp, Frankfurt am Main

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Der Transportkoffer von OMAs Haus am Checkpoint Charlie (1987-90) klappt sich zur Grundplatte aus
Foto: Hagen Stier

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Der Transportkoffer von OMAs Haus am Checkpoint Charlie (1987-90) klappt sich zur Grundplatte aus

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Von der Herausforderung, Architektur auszustellen

Symposium im DAM

Text: Kohler, Philipp, Frankfurt am Main

Wer im Museum ein Bild zeigen will, kann es einfach an eine Wand hängen. Einen Film zu präsentieren, ist nicht wesentlich komplizierter. Wie aber verhält es sich mit Architektur, die zu groß ist für jeden Ausstellungsraum, die immobil ist und bei der es trotz aller Materialität um etwas Immaterielles, um Raum, geht?
Die eine Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Eine reizvolle Möglichkeit, dem Problem schlicht zu entgehen: Architektur vor Ort im Original besichtigen. Aber mit einer Ausstellung, bei der sich verschiedene Projekte einander gegenüberstellen lassen, sich Vergleiche, Kontinuitäten und Unterschiede herausarbeiten lassen, hat das nichts zu tun. Um Architektur doch irgendwie ins Museum zu bringen, muss man sich diverser Hilfsmittel bedienen: Zeichnungen, Modelle, Fotos. Die Tagung Architektur aus­stellen. Zur mobilen Anordnung des Immobilen im Deutschen Architekturmuseum nahm sich Ende vergangenen Jahres der unterschiedlichsten Aspekte des Themas an. Carsten Ruhl und Chris Dähne vom Kunstgeschichtlichen Institut der Goethe-Universität Frankfurt am Main hatten die zweitätige Veranstaltung konzipiert.
Macht es schmutzig!
Dem Verhältnis von Museen und Galerien als Institutionen und Architektur als Ausstellungsgegenstand widmete sich Margareth Otti von der Karl-Franzens-Universität in Graz. Sie betonte zweierlei: Zum einen stelle die notwendige Transformation des Ausstellungsobjekts die Institutionen vor Probleme – Architektur wandle sich, wenn ausgestellt, von einer räum­lichen Erfahrung zu einem visuellen Erlebnis. Andererseits finde mit dem Ausstellungsgegenstand die reale Welt, die Architektur per se anhafte, Eingang in die Institutionen – und drohe die geheilig­ten musealen Hallen zu profanisieren. Gerade dazu aber müsse man den Mut haben, so Otti; sie fordert mehr „dirty exhibitions“ mit Rauminstallationen. Auf diese Weise ließe sich ein ausgestelltes Gebäude tatsächlich als Raumerfahrung ins Museum holen.
Chris Dähne arbeitete die Wechselwirkungen zwischen Architekturausstellungen und Trends in der gebauten Architektur heraus. Ausgehend von Mies’ Ausstellungspavillon in Barcelona von 1929, der Ausstellung The International Style im New Yorker MoMA 1932 und der Ausstellung Deconstructivist Architecture im selben Haus 1988 erläuterte sie insbesondere medienästhetische Aspekte. So sei es der 1932er Ausstellung über die mediale Rezeption gelungen, existierende Architekturströmungen zu bündeln, unter dem Oberbegriff International Style zu fassen und auf diese Weise zu verbreiten; die Fotografie als technisch reproduzierbares Medium habe dabei eine wichtige Rolle gespielt. Die Dekonstruk­ti­vismus-Ausstellung von 1988 hin­ge­gen habe Archi­tekten, die zu diesem Zeitpunkt noch kaum etwas gebaut hatten, eine Bühne geboten. Somit sei es gelungen, einen neuen Trend zu setzen und, gefördert durch die Medienrezeption, diesen Trend im Nachgang auch noch baulich zu realisieren. Ganz abgesehen davon, dass das starke Branding einigen der beteiligten Architekten später durchaus lästig geworden ist, da es sie in ihrer Praxis einschränkte.
Das Medium wird zum Exponat
Jeder Gegenstand kann durch seine Versetzung ins Museum einen eigenen Wert erhalten, auch wenn er ursprünglich nur den Charakter eines Sinnbilds trug. Dies führt bei der Architekturausstellung möglicherweise dazu, dass mit einem Mal das Hilfsmittel selbst im Fokus steht – und nicht mehr die Architektur, die es repräsentiert. Oliver Elser, Kurator am DAM, erläuterte in seinem Vortrag, dass es durchaus gewinnbringend sein kann, wenn man sich in einer Schau dezidiert einem solchen Medium zuwendet. Elser hat 2012 die Ausstellung Das Architekturmodell organisiert, die die Ambivalenz des Gezeigten bereits im Untertitel ansprach: Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie (Bauwelt 24.12). Das Medium werde, so Elser, durch das Museum unweigerlich auratisiert und verliere seinen Werkzeugcharakter, den es im Arbeitsprozess des Architekten hat. Mittels Fotos, die die Modelle in ihrem „natürlichen Lebensraum“ zeigten, habe man im DAM seinerzeit versucht, diesen Kontext wieder herzustellen.

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