Was ist anders in Dänemark?
Der dänische Patient
Text: Buschbeck, Tobias, Berlin; Glade, Susanne, Bremen
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Der dänische "Masterplan 2020" ist ein Mammutprojekt: Für Neubauten, Umbauten und Erweiterungen stehen 5,5 Milliarden Euro zur Verfügung, verteilt auf 16 ausgewählte "Akut-Krankenhäuser".
Der dänische "Masterplan 2020" ist ein Mammutprojekt: Für Neubauten, Umbauten und Erweiterungen stehen 5,5 Milliarden Euro zur Verfügung, verteilt auf 16 ausgewählte "Akut-Krankenhäuser".
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Eines der Krankenhäuser, in das investiert wird, ist das kommunale Krankenhaus Herlev bei Kopenhagen (Architekten: Gehrdt Bornebusch, Max Brüel, Jørgen Selchau).
Eines der Krankenhäuser, in das investiert wird, ist das kommunale Krankenhaus Herlev bei Kopenhagen (Architekten: Gehrdt Bornebusch, Max Brüel, Jørgen Selchau).
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Es entstand im Zuge des Baubooms im dänischen Gesundheitswesen in den 60er und 70er Jahren. Der 120 Meter hohe Krankenhausturm war weltweit lange Zeit der höchste seiner Art.
Es entstand im Zuge des Baubooms im dänischen Gesundheitswesen in den 60er und 70er Jahren. Der 120 Meter hohe Krankenhausturm war weltweit lange Zeit der höchste seiner Art.
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Eröffnung 1976: Königin Margarethe und der Künstler Poul Gernes, der das Krankenhaus Herlev als einzigartiges Gesamtkunstwerk im Stil der Pop-Art gestaltete.
Eröffnung 1976: Königin Margarethe und der Künstler Poul Gernes, der das Krankenhaus Herlev als einzigartiges Gesamtkunstwerk im Stil der Pop-Art gestaltete.
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Poul Gernes gestaltete 3700 Räume ...
Steen Møller Rasmussen
Poul Gernes gestaltete 3700 Räume ...
Steen Møller Rasmussen
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... von der Typografie bis zum Lichtschalter ...
Steen Møller Rasmussen
... von der Typografie bis zum Lichtschalter ...
Steen Møller Rasmussen
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... mit insgesamt 21 Farben, die je nach Himmelsrichtung unterschiedlich sind.
Steen Møller Rasmussen
... mit insgesamt 21 Farben, die je nach Himmelsrichtung unterschiedlich sind.
Steen Møller Rasmussen
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Acht Jahre lang hat Poul Gernes an der Dekoration des Herlev-Krankenhauses gearbeitet. Die Arbeiten begannen im Foyer ...
Steen Møller Rasmussen
Acht Jahre lang hat Poul Gernes an der Dekoration des Herlev-Krankenhauses gearbeitet. Die Arbeiten begannen im Foyer ...
Steen Møller Rasmussen
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... mit 51 Tafeln in den Maßen 2,50 mal 2,50 m. Hier die "Flaggentafel" eines deutschen Flaggenmalers.
Steen Møller Rasmussen
... mit 51 Tafeln in den Maßen 2,50 mal 2,50 m. Hier die "Flaggentafel" eines deutschen Flaggenmalers.
Steen Møller Rasmussen
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Der Auftrag wurde immer größer und umfasste schließlich auch 4500 Türen und Laibungen ...
Steen Møller Rasmussen
Der Auftrag wurde immer größer und umfasste schließlich auch 4500 Türen und Laibungen ...
Steen Møller Rasmussen
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... Flurwände und Handläufe ...
Steen Møller Rasmussen
... Flurwände und Handläufe ...
Steen Møller Rasmussen
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... bis hin zur Farbe der Krankenhausbetten, für die Poul Gernes ein lichtes Blau plante. Die Patienten sollten schließlich in den Betten gesund werden und nicht sterben, so der Künstler.
Steen Møller Rasmussen
... bis hin zur Farbe der Krankenhausbetten, für die Poul Gernes ein lichtes Blau plante. Die Patienten sollten schließlich in den Betten gesund werden und nicht sterben, so der Künstler.
Steen Møller Rasmussen
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Die Farbe Grau war dem Künstler verhasst, es war die "Verwaltungsfarbe". Er setzte auf den belebenden Einfluss kräftiger Farben.
Steen Møller Rasmussen
Die Farbe Grau war dem Künstler verhasst, es war die "Verwaltungsfarbe". Er setzte auf den belebenden Einfluss kräftiger Farben.
Steen Møller Rasmussen
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Auch für die Vorhänge war Gernes zuständig: 10 Kilometer Stoff mit farblich wechselnden Blumenmustern wurden unter seiner Ägide gestaltet und angebracht.
Steen Møller Rasmussen
Auch für die Vorhänge war Gernes zuständig: 10 Kilometer Stoff mit farblich wechselnden Blumenmustern wurden unter seiner Ägide gestaltet und angebracht.
Steen Møller Rasmussen
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Die Fassade wollte der 1996 verstorbene Künstler ebenso in Farbe tauchen, doch diese blieb nach dem Willen der Architekten unangetastet. Nun soll das Krankenhaus um 52.000 Quadratmeter erweitert werden.
Steen Møller Rasmussen
Die Fassade wollte der 1996 verstorbene Künstler ebenso in Farbe tauchen, doch diese blieb nach dem Willen der Architekten unangetastet. Nun soll das Krankenhaus um 52.000 Quadratmeter erweitert werden.
Steen Møller Rasmussen
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Wie erweitert man ein Gesamtkunstwerk um ein Viertel seiner Fläche? Henning Larsen gewann 2010 den Wettbewerb mit einer horizontalen Hofstruktur und runden kreisförmigen Bettenhäusern.
Wie erweitert man ein Gesamtkunstwerk um ein Viertel seiner Fläche? Henning Larsen gewann 2010 den Wettbewerb mit einer horizontalen Hofstruktur und runden kreisförmigen Bettenhäusern.
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Bei der Farbgestaltung setzt Henning Larsen auf echtes Grün in den Höfen. Hintergründe zum "dänischen Patienten" finden Sie im Heft 17, weitere Infos zu Poul Gernes und den lesenwerten Artikel "The Medicine of Colours" unter
www.gernes.dk
Bei der Farbgestaltung setzt Henning Larsen auf echtes Grün in den Höfen. Hintergründe zum "dänischen Patienten" finden Sie im Heft 17, weitere Infos zu Poul Gernes und den lesenwerten Artikel "The Medicine of Colours" unter
www.gernes.dk
Holzrelief in der Eingangshalle des Hvidovre-Krankenhauses
Foto: Christoph Ostermeyer
Holzrelief in der Eingangshalle des Hvidovre-Krankenhauses
Foto: Christoph Ostermeyer
Was ist anders in Dänemark?
Der dänische Patient
Text: Buschbeck, Tobias, Berlin; Glade, Susanne, Bremen
In unserem nördlichen Nachbarland sind nahezu alle Krankenhäuser in staatlicher Hand. Um sie grundlegend zu restrukturieren, beschloss die dänische Regierung den Masterplan 2020. Er stellt eine Investitionssumme von 5,5 Milliarden Euro bereit. Was können wir von diesem Plan lernen?
Das Foyer des Krankenhauses im dänischen Hvidovre ist voll. Gut fünfzig Architekten unterhalten sich angeregt vor einem Holzrelief. Es ist 57 Meter lang und 5 Meter hoch. Das kommunale Krankenhaus in einem südwestlichen Vorort von Kopenhagen ist eine Ikone der dänischen Krankenhausarchitektur der siebziger Jahre. Eben jene Architektur war im September des vergangenen Jahres Ziel einer BDA-Exkursion, die der Verein Architekten für Krankenhausbau und Gesundheitswesen (AKG) organisierte. Es war nur ein kurzer Besuch, aber er machte deutlich, dass es sich lohnt, mehr über die dänische Krankenhausarchitektur der sechziger und siebziger Jahre zu erfahren und darüber, wie sie sich bis zum Ende dieses Jahrzehnts verändern soll.
Unser Nachbarland bietet zurzeit ein international einmaliges Lehrbeispiel: 2007 fasste die dänische Regierung einen Beschluss, der die Restrukturierung der gesamten dänischen Krankenhauslandschaft bis 2020 vorsieht. Die Krankenhausstrukturen sollen nach einem grundlegend neuen Konzept gestaltet werden. Das Investitionsbudget hierfür beträgt 5,5 Milliarden Euro, was etwa 1000 Euro pro Einwohner entspricht. Welches sind die Hintergründe für ein solches Mammutprojekt?
Krankenhausbau ist äußerst komplex und unterliegt ständigen Veränderungen. Es ist daher besonders wichtig, die Grundlagen des eigenen Handelns immer wieder zu hinterfragen, den eingeschlagenen Kurs zu überprüfen sowie gegebenenfalls zu korrigieren. Wir haben uns im Februar dieses Jahres erneut auf den Weg nach Dänemark begeben. In einer Serie von Gesprächen mit den Akteuren des Masterplans 2020 ging es um die Erfahrungen, die sie bisher mit der Umsetzung des Plans gemacht haben. Was können sie bereits empfehlen, wovon raten sie ab?
„Der nordische Patient ist weder wesentlich gesünder noch kränker als der Deutsche – unterschiedlich ist allein das Prozedere im Umgang mit dem Patienten“, sagte uns Henrik Praetorius von den Krankenhausberatern Lohfert & Lohfert AS. Ein Blick auf die Fakten verdeutlicht einige dieser Unterschiede. Die dänischen Krankenhäuser befinden sich fast ausschließlich in staatlicher Hand. In Deutschland hingegen stehen staatliche, frei-gemeinnützige und private Kliniken mittlerweile in einem regen Wettbewerb untereinander. Zum Zeitpunkt des dänischen Reformbeschlusses gab es bei unseren Nachbarn, bezogen auf die Einwohnerzahl, nur etwa ein Drittel so viele Krankenhäuser wie in Deutschland. Sowohl die zur Verfügung stehende relative Gesamtbettenzahl, als auch die durchschnittliche stationäre Aufenthaltsdauer der Patienten war in Dänemark nur circa halb so hoch wie in Deutschland. Dies liegt im Wesentlichen daran, dass im nördlichen Nachbarland bereits sehr viel mehr Behandlungen ambulant durchgeführt werden als bei uns. Die Personal- und Patientendichte je Krankenhaus ist höher, wobei der landesweite Personalschlüssel pro Einwohner in etwa identisch mit dem in Deutschland ist. Die Ausgaben für das staatliche Gesundheitswesen sind, bezogen auf das Bruttosozialprodukt, leicht geringer als bei uns.
Den letzten großen Boom im Krankenhausbau erlebte Dänemark in den siebziger Jahren. Wie grundlegend der nun geplante Wechsel sein soll, wird im Vergleich der bestehenden mit der zukünftigen Krankenhauslandschaft besonders deutlich. Wir stellen prototypische Projekte der sechziger und siebziger Jahre denen für das kommende Jahrzehnt gegenüber und zeigen die wesentlichen architektonischen Änderungen aus der Perspektive eines dänischen Patienten. Was soll, warum und wie geändert werden?
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