Bauwelt

Weißer Riese

Christos Big Air Package im Gasometer Oberhausen

Text: Heptner, Nicole, Melle

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Foto: Wolfgang Volz; © 2013 Christo

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Foto: Wolfgang Volz; © 2013 Christo


Weißer Riese

Christos Big Air Package im Gasometer Oberhausen

Text: Heptner, Nicole, Melle

90 Meter hoch, ein Durchmesser von 50 Metern und ein Volumen von 177.000 Kubikmetern: Christos Big Air Package im Innern des Gasometers Oberhausen ist die bislang größte, selbsttragende Innen­raum­­skulptur der Welt.
20.000 Quadratmeter lichtdurchlässiges Gewebe werden von 4500 Metern Seil in Form gehalten. Zwei Gebläse sorgen für einen kon­stanten Luftdruck im Innern und halten das Kunstwerk aufrecht. Scheinwerfer, von oben abgehängt, unterstützen die Leuchtkraft des weißen Stoffs.
Wer die temporäre Skulptur über eine der beiden Luftschleusen betritt, dem eröffnet sich ein in der Tat beispielloses Erlebnis von Raum, Größe und Form: Die diffuse Licht-Atmosphäre und die gedämpfte Akustik vermitteln dem Besucher ein seltsames Gefühl von Geborgenheit; Geräusche werden durch ein stark verzögertes Echo wiedergegeben. Der Künstler selbst vergleicht das Raumgefühl im Big Air Package mit dem in einer lichtdurchfluteten Kathedrale.
Auf einem Rundgang durch den Gasometer lässt sich das Konstrukt von allen Seiten in Augenschein nehmen. Spektakulär ist der Blick nach oben, wenn der sauber-weiße Stoff mit der ruppig-industriellen Oberfläche und der Tragstruktur des ehemaligen Gasbehälters kontrastiert. Schwindelfreie Besucher können mit einem Glasaufzug auf die oberste Ebene des 117 Meter hohen Gasometers fahren und sich dort einen Überblick über das gesamte Ausmaß des gigantischen Projekts und seiner Konstruktion verschaffen.
Wer eine Deutung des Kunstwerks erwartet, eine „Botschaft“ des Künstlers, wird enttäuscht. „Jede Interpretation unserer Werke hat ihre Berechtigung, aber der Grund ihrer Existenz liegt allein darin, etwas Schönes zu erschaffen“, beschreibt Christo seine durch und durch ästhetischen Arbeiten, die bis zum Tod seiner Ehefrau Jeanne-Claude 2009 stets gemeinsam mit ihr entstanden – und überlässt die Auslegung jedem Betrachter selbst.
Im Gasometer ist außerdem eine Werkschau der Arbeiten des Paares seit 1961 zu sehen, Fotos und Filme von realisierten Projekten und ihrem Entstehungsprozess, darunter natürlich die Verhüllung des Berliner Reichstags (1971–95), The Umbrellas in Ibaraki/Japan und Kalifornien (1984–91) und The Gates im New Yorker Central Park (1979–2005), das letzte Projekt, das Christo und Jeanne-Claude gemeinsam umsetzen konnten. Auch beim Big Air Package hat der langjährige Projektleiter und Fotograf des Künstlerpaars, Wolfgang Volz, wieder die Konzept- und Entwicklungsphase und den Aufbau dokumentiert. Seine großformatigen Fotos begleiten den Rundgang um das Kunstwerk, ergänzt durch Kon­struktionszeichnungen und Zitate von Christo. Wie jedes Mal bei den stets temporären Werken des Künstlers, ist auch diese Dokumentation das einzige, das nach dem Abbau der Installation zum Jahresende materiellen Bestand haben wird.
Fakten
Architekten Christo
aus Bauwelt 14.2013
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