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„Wir sind mitten in die poli­tische Diskussion geraten“

Interview mit Indrek Peil, Siiri Vallner und Katrin Koov

Text: Kasiske, Michael, Berlin

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„Wir sind mitten in die poli­tische Diskussion geraten“

Interview mit Indrek Peil, Siiri Vallner und Katrin Koov

Text: Kasiske, Michael, Berlin

Indrek Peil, Siiri Vallner und Katrin Koov vom jungen Büro KAVAKAVA aus Tallin über ihren Universitätsbau in der estnischen Industriestadt Narva.
Ihr Projekt für das Narva College wäre um ein Haar an ­Widerständen in der Stadt gescheitert. Worum ging es dabei?
Siiri Vallner | Die fortwährende Diskussion darüber, wie man mit dem Gebiet der früheren Altstadt umgehen soll, hat in Narva einen starken politischen, ja nationalen Unterton. Man muss dazu wissen, dass die einheimische estnische Bevölkerung nach dem Krieg an der Rückkehr gehindert wurde und in Narva heute überwiegend russische Muttersprachler leben. Mit unserem Projekt gerieten wir unversehens mitten in diese Gemengelage. Eine besondere Erfahrung ...
Die Wettbewerbsauslobung hatte nahegelegt, die alte Börse zu rekonstruieren?
Siiri Vallner | Wir haben nach Möglichkeiten gesucht, das zu tun, und schließlich war das unser Vorschlag: das Grundstück der Börse leer zu lassen und stattdessen ihren Abdruck in der Hauptfassade sichtbar zu machen.
Um an die Börse zu erinnern?
Siiri Vallner | Es geht uns weniger um dieses eine spezielle Gebäude, als vielmehr darum, vom Schicksal der Stadt Narva zu erzählen.
Indrek Peil | Unser Ziel war es, dass man unser Konzept und die Geschichte dahinter auf einer ganz einfachen Ebene verstehen kann – also weniger mit Hilfe des Intellekts als durch die unmittelbare Wahrnehmung.
Als ich das Gebäude durch die große Geste der Abguss-Fassade hindurch betreten habe, hat mich die Gestaltung der Innenräume völlig überrascht: farbenfroh, mit hellen, freundlichen Materialien ...
Siiri Vallner | Wir haben uns bemüht, eine Atmosphäre zu schaffen, die zwar informell ist, aber dennoch keinen Zweifel daran lässt, dass dies ein wichtiger Ort ist. Wahrscheinlich ist das heute die größte Herausforderung für einen Architekten, der Orte zum Lernen entwirft: die richtige Balance zu finden zwischen Verspieltheit und Autorität. Für das Farbkonzept und all diese kleinen, verrückten Ideen (lacht) ist unser Innenarchitekt Hannes Praks verantwortlich.
Denken Sie, dass das Narva College den Anstoß gibt zu einer Entwicklung des alten Stadtkerns hin zu einer wieder städtischeren Umgebung?
Indrek Peil | Wir hoffen, dass sich etwas in diese Richtung entwickeln wird. Das war auch die Absicht der Stadtplanung und der Universität, als sie entschieden haben, das Institut solle in die Altstadt umziehen. Aber all das wird vermutlich eine sehr lange Zeit brauchen. Andererseits: Ein Hauch von „Gentrifizierung“ ist bereits zu spüren, seit dort so viele Studenten unterwegs sind.
Fakten
Architekten KAVAKAVA, Tallin
aus Bauwelt 46.2013
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