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Im Dschungel

Sebastian Redecke versucht den wilden Charme eines Grünkonzepts zu erklären

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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Sebastian Redecke versucht den wilden Charme eines Grünkonzepts zu erklären


Im Dschungel

Sebastian Redecke versucht den wilden Charme eines Grünkonzepts zu erklären

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Nach der „TAZ“ im letzten Jahr hat es sich nun sogar das Feuilleton der „Zeit“ nicht nehmen lassen, die virtuelle Abbildung des Berliner Humboldt-Forums in neuem Gewand zu präsentieren. Sie zeigt den Block, bewachsen mit dem dichten, saftigen Grün eines Dschungels. Zwischen den Fenstern hängen Schlinggewächse und moosartige Kissen, dazu sind einige wenige Blüten in Rot und Gelb zu erkennen. Zum Lustgarten hin stehen vor der Fassade fast schlosshohe Palmen. Auf dem Dach sind Schirmpinien zu erkennen, die man eher dem mediterranen Raum zuordnet. Was ist mit dem „Schloss“ passiert? Ist inzwischen die kostspielige Dekorfassaden-Pracht in Zeiten anderer politisch forcierter Präferenzen, wie dem kostengünstigen Massenwohnungsbau, nur noch peinlich? Oder blickt man mit dieser Abbildung sehr weit in die Zukunft und befindet sich, durch den Klimawandel bedingt, in einem Berlin mit tropischen Temperaturen? Der Beitrag klärt ohne Ironie auf: Diese Schloss-Grün-Initiative startete der 53-jährige Grünen-Abgeordnete und Bühnenbildner Notker Schweikhardt, die Darstellung lieferten die Zukunftsentwerfer Hybrid Space Lab. Aus der Sicht des Grünen ist im Zusammenhang mit Alexander von Humboldt eine bisschen Grün viel zu wenig, besser passt ein Dschungel, denn Humboldt war der große Naturforscher und Entdecker im Grün von Amerika bis Asien – und das Ethnologische Museum im Schloss hätte endlich eine adäquate Hülle. Könnte man so sehen. Bei Jean Nouvels Pariser Museum der frühen Kulturen „Quai Branly“ lädt ebenfalls viel wucherndes Grün ins Gebäude ein, die Fenster erhielten sogar eine Tropenwaldfolie. Drinnen hört man Vogelgezwitscher und das Grunzen unbekannter Tiere. In Berlin könnte es mit der Dschungel-Idee gelingen, dass die Absurdität der Platzierung dieses Museums hinter neuen Fassaden, die an kaiserliche Kolonialzeit erinnern, nicht mehr ganz so stark ins Auge fällt. Während eines Schloss-Baustellenrundgangs am 26. Februar mit der Bundesbauministerin war das Dschungel-Grün kein Thema. Alle Fassaden sollen wie geplant steinern werden, sogar noch schöner als früher. Man kann nur staunen, wie die Steinmetze schon gewirbelt haben. Doch werden die Spendeneinnahmen reichen? Die Fassade sei, so die Ministerin, „auf einem sehr guten Weg“. Wenn nicht, kommt dann doch noch Schweikhardts kaschierendes Grün als Fassadeneinsparung?  

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