Bauwelt

Warum ich nicht an der Feier zur Eröffnung der Pariser Philharmonie teilnehme

Der Besuch von Jean Nouvels Philharmonie im Parc de la Villette am 8. Januar ist ernüchternd. Eine Woche vor der Eröffnungsgala mit dem Orchestre de Paris unter Leitung von Paavo Järvi stehen wir vor einer eingezäunten Baustelle. Am 14. Januar nimmt Jean Nouvel in einem offenen Brief zur Lage Stellung

Text: Nouvel, Jean, Paris

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Foto: Sebastian Redecke

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Warum ich nicht an der Feier zur Eröffnung der Pariser Philharmonie teilnehme

Der Besuch von Jean Nouvels Philharmonie im Parc de la Villette am 8. Januar ist ernüchternd. Eine Woche vor der Eröffnungsgala mit dem Orchestre de Paris unter Leitung von Paavo Järvi stehen wir vor einer eingezäunten Baustelle. Am 14. Januar nimmt Jean Nouvel in einem offenen Brief zur Lage Stellung

Text: Nouvel, Jean, Paris

In vielen Zeitungsartikeln und Fernsehberichten wird ein direkter Zusammenhang zwischen der Kostenüberschreitung beim Bau der Pariser Philharmonie und mir unterstellten Modifikationen des Projekts behauptet. Diese Vorwürfe sind unbegründet und mir persönlich und dem Büro Jean Nouvel in hohem Maße abträglich. Ich werde diese unwahren, diffamierenden und herabsetzenden Schreibereien und Kommentare über mich nicht dulden.
Ich versichere, dass ich in keinem einzigen Fall der Auslöser irgendeiner Kostenüberschreitung in diesem Projekt gewesen bin. Der öffentliche Bericht des Rechnungshofs vom Februar 2012 beschreibt vielmehr die „schlechte Steuerung“ und die „vielen Verzögerungen im Zusammenhang mit dem Hin und Her der staatlichen Entscheidungen“, die „ganz offensichtlich Einfluss auf die Kosten der Baumaßnahme genommen haben“. Der veröffentlichte Bericht des französischen Senats vom 17. Oktober 2012 beschwört die „schon vor der Auslobung des Wettbewerbs unterschätzten Kosten“ und benennt die Hauptursachen der Kostenüberschreitung, die nichts mit mir zu tun haben. Genannt werden zum Beispiel „Spesen des Auftraggebers“, „Ausgaben für die Erstausstattung“, Ausgaben für die „Anbindung der Baustelle“, „Gebühren/Honorarzahlungen“, „Versicherungen“, „Steuern“, “„Nachwirkungen von Preisänderungen“, „chaotische“ Ausschreibungsverfahren „unter rechtlich zweifelhaften Bedingungen“, die „nicht gerade eine Senkung der Kosten begünstigten“. Und nicht zuletzt wurde das Programm für die Philharmonie de Paris um zusätzliche Flächen erweitert.
Heute eröffnet die Philharmonie de Paris. Zu früh. Das Gebäude ist nicht fertig. Eine akustische Erprobung des Konzertsaals hat es nicht gegeben. Der Zeitplan erlaubte es nicht, die grundlegenden architektonischen und technischen Notwendigkeiten zu befolgen – trotz aller Warnungen, die ich seit 2013 ausgesprochen habe. Im September 2013 erklärte Pierre Boulez in der französischen Ausgabe der Vanity Fair: „Der Konzertsaal muss erst im Rohzustand durch Orchester überprüft werden, um seine Akustik zu optimieren. Es ist sinnlos, zu früh zu eröffnen. Im Frühjahr 2015 – zu Ende der Saison – könnten sogar die besten Orchester der Welt zu außergewöhnlichen Konzerten bei geringerem finanziellem Aufwand zu diesem Zweck hergeholt werden. Ganz regulär würde die Spielzeit dann im September mit dem Orchestre de Paris beginnen.“ Lassen Sie uns heute, nur Stunden vor der Eröffnung, zusammen mit Pierre Boulez erklären, dass die Philharmonie noch „en rodage“ ist, erst noch eingefahren wird. Im Herbst dieses Jahres ist sie wirklich fertiggestellt, und dann ist der richtige Zeitpunkt für eine Einweihung in Harmonie und Würde gekommen.
Übersetzung aus dem Englischen: Michael Goj

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