Verhandeln, nicht diktieren
Friederike Meyer wünscht sich Baukultur auch in den neuen Musterverträgen der öffentlichen Hand
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Verhandeln, nicht diktieren
Friederike Meyer wünscht sich Baukultur auch in den neuen Musterverträgen der öffentlichen Hand
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Was in den USA seit langem Konjunktur hat, wird auch in Deutschland immer beliebter: Stiftungen gründen. Allein 2014 hat der Bundesverband Deutscher Stiftungen 691 Neugründungen von Stiftungen bürgerlichen Rechts erfasst. Wer sich mit deren Inhalten beschäftigt, kann feststellen, dass manche Stifter, seien es Firmen oder Einzelpersonen, versuchen, was legitim ist, mit einer Stiftung öffentlichkeitswirksam ihr Image aufzubessern. Delikat wird es, wenn ein sozialer Stiftungszweck, jene möglicherweise unsozialen Praktiken der Stifterin oder des Stifters übertünchen soll.
In Bezug auf die Bundesstiftung Baukultur und die neuen Musterverträge, die öffentliche Auftraggeber den Architekten vorlegen, könnte dieser Eindruck entstehen – wäre nicht die Stiftung älter als die neuen Verträge. Mit der Bundesstiftung Baukultur hat die Bundesregierung im Jahr 2006 eine Institution geschaffen, die Baukultur „zu einem Thema von öffentlichem Interesse machen will“. Doch wenn es um öffentliche Bauten geht, stranguliert der Bund jene, die entscheidend zur Baukultur beitragen, die Architekten, mit juristischen Klauseln. In den Musterverträgen wurden nämlich Formulierungen bei den Beschaffenheitsvereinbarungen bezüglich Kosten, Termin und Qualität geändert. Wer einen solchen Vertrag unterschreibt, erklärt sich damit einverstanden, dass er, wenn die besagte Beschaffenheit nicht eintritt, etwa weil der Bau nicht zum festgelegten Preis gebaut wurde, den Vertrag nicht erfüllt hat. Auf gut Deutsch: Wird es teurer, zahlt der Architekt entweder drauf oder wird nicht bezahlt. Verhandelbar ist die Sache nicht. Obwohl jeder, der mit Bauen zu tun hat, weiß, dass Architekten längst nicht auf alle beim Bau entstehenden Kosten Einfluss haben.
Während die Bundesarchitektenkammer Gespräche mit dem Bund als das richtige Mittel ansieht, formiert sich der Berufsstand nun im Verein Fairtrag e.V. (www.fair-trag.de). Über 200 Büros, darunter viele namhafte, sind seitdem beigetreten, jeden Tag kommen zwei bis drei neue hinzu, sagt der Vorstandsvorsitzende Rainer Hascher. Eine Sammelklage ist in Vorbereitung.
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