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Neuschwanstein Obersalzberg

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

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Ulrich Brinkmann findet bei Berchtesgaden historische Pfade fortgeführt

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Ulrich Brinkmann findet bei Berchtesgaden historische Pfade fortgeführt


Neuschwanstein Obersalzberg

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Die Überwältigung durch das totale (Musik-)Theater, durch Wälder, Märchen, Gipfelketten – im Thementeil nächste Woche wird es darum gehen, wie Architekten Mythen in Szene setzen; Orte und Menschen, die aus dem Alltag herausstechen. Ein solcher Ort ist auch der Obersalzberg. Ein Ausflug dorthin beginnt mit einem deutsch-österreichischen Schnitzel, eingenommen inmitten von Heerscharen aus Fernost, setzt sich fort mit dem Besuch des Dokumentationszentrums und der zugänglichen Abschnitte von Führers Stollen- und Bunkerwelt und bietet dann an der Bushaltestelle Gelegenheit zur Erholung, bevor es mit dem Shuttle hoch zum Kehlsteinhaus geht. Im Bus kommt die Familie ins Gespräch mit den Sitznachbarn, aus Utah, USA. Das Paar in seinen 50ern ist zusammen mit der erwachsenen Tochter auf Europareise; nach Edingburgh, Paris und Wien ist nun der Obersalzberg dran, von hier soll es weiter nach Venedig gehen. Deutschland, der Obersalzberg? Ist es dieser Ort tatsächlich wert, von Amerikanern als repräsentativ fürs Land erkoren zu werden? Während der abendlichen Rückfahrt zur Urlaubsbleibe über die von Todt trassierte Deutsche Alpenstraße wird diese Frage diskutiert. Unbestritten, das grandiose Panorama der Berchtesgadener Alpen, der Blick vom Kehlsteinhaus in Ferne und Nähe, die Erinnerung an die Watzmann-Begeisterung der Romantiker und ihrer populäreren Nachfolger, die düster dräuenden zwölf Jahre mit all ihrer Paranoia und Hybris und Biederkeit, all das puzzelt sich zu einem einzigartigen Landschafts- und Geschichtspanorama zusammen. Um den nahen Mozart-Themenpark Salzburg an Doppel- und Dreifachbödigkeit auszustechen, reicht es jedenfalls locker. Noch bleibt Zeit, darüber nachzusinnen, wie sich diese Bergwelt mit den Mitteln unserer Zeit behandeln lässt. Doch schon 2017 soll die neue Dauerausstellung der Berliner Architekten Ramić Soenario im bislang noch gar nicht begonnenen Neubau des Dornbirner Büros Aicher eröffnet werden. Das Projekt ist nicht weniger als Bayerns Neuschwanstein der Gegenwart, mit Blick auf die internationale Besucheraufmerksamkeit wie aufs Budget: 20 Millionen Euro liegen bereit für die knapp 1000 Quadratmeter, eine echt obersalzbergisch dimensionierte Investition. Wir kommen wieder.  

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