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Cleveres Marketing, und dann?

Friederike Meyer kann die Euphorie in Bezug auf den Wettbewerb für das Guggenheim-Museum in Helsinki überhaupt nicht verstehen

Text: Meyer, Friederike, Berlin

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Cleveres Marketing, und dann?

Friederike Meyer kann die Euphorie in Bezug auf den Wettbewerb für das Guggenheim-Museum in Helsinki überhaupt nicht verstehen

Text: Meyer, Friederike, Berlin

Rekord! Die Reaktionen auf die erste Phase des im Juni 2014 ausgelobten offenen Wettbewerbs für das Guggenheim-Museum in Helsinki waren euphorisch. 1715 Einsendungen – so viel Zuspruch hatte ein Wettbewerb noch nie bekommen. Doch wenn die Jury am 23. Juni den Siegerentwurf bekannt gibt, wird die Marketingabteilung der Solomon R. Guggenheim Foundation der eigentliche Gewinner sein.
Wir erinnern uns. Stockholm 2007. Mit der Teilnehmerzahl von 1170 war der offene Wettbewerb für die Sanierung der Bibliothek von Gunnar Asplund in aller Munde gewesen. Die deutsche Architektin Heike Hanada hatte gewonnen. Nach einem Jahr Planungszeit und einem weiteren Jahr, in dem sich die Stadt angeblich „nicht entscheiden konnte“ erhielt die Architektin plötzlich eine Entschädigung ausgezahlt. Auf eine offizielle Begründung für das Ende der Zusammenarbeit wartet sie bis heute. Im vergangenen Jahr hat die Stadt ein VOF-Verfahren zur Renovierung der Bibliothek ausgeschrieben. Die Bewerber mussten ein abgeschlossenes Bibliotheksprojekt vorweisen. Hanada hat man zur Teilnahme nicht eingeladen. Dass der Auftrag nun an das Büro Caruso St.John gegangen ist, dessen Mitbegründer Adam Caruso als Jurymitglied 2007 Hanadas Entwurf mit ausgewählt hatte, ist unerhört. Doch damit nicht genug. Ebenfalls 2007 verkündete eine zweite angesehene kulturelle Institution frohe Botschaft für das offene Wettbewerbswesen. Studyo Architects aus Köln hatten den internationalen Wettbewerb für den Neubau der Bezalel Art School in Jerusalem gewonnen. Ihr Entwurf hatte sich gegen 187 andere durchgesetzt. Doch auch ihnen wurde der Auftrag entzogen. Nach drei Jahren Planung bis zur Genehmigungsreife wurde das Projekt 2011 angeblich „aus Kostengründen“ gestoppt. Wenig später erhielt SANAA einen Direktauftrag. Ganz offensichtlich war ein großer Name plötzlich wichtig geworden. Wir können also nur hoffen, dass die Solomon R. Guggenheim Foundation ihrer Verantwortung gegenüber dem Juryentscheid gerecht wird. Denn, hinter den Büronamen der sechs Finalisten verbirgt sich sicher manch viel versprechendes Architekturtalent, das eine Chance auf Realisierung verdient hat.

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