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Marder kosten

Bauwelt-Redakteurin Dagmar Hoetzel findet, dass Rechnungen bezahlt gehören

Text: Hoetzel, Dagmar, Berlin

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Marder kosten

Bauwelt-Redakteurin Dagmar Hoetzel findet, dass Rechnungen bezahlt gehören

Text: Hoetzel, Dagmar, Berlin

Man stelle sich vor, das Auto muss zum Service, da fragt man vorher, was das wohl so kosten könne. Der Meister wägt ab: Alter des Autos, gefahrene Kilometer, Zustand nach Augenschein, dann die Routinesachen Ölwechsel, Zündkerzen, Frostschutz und so weiter – und gibt eine Schätzung ab. Nun kommt, was bei älteren Modellen meist kommt: der Anruf von der Werkstatt. Das Auto ist auf der Bühne, und jetzt, von unten betrachtet, stellt sich heraus, dass die Federn der Hinterachse angebrochen sind und der Marder die Bremsleitung angeknabbert hat. Arbeitslohn X plus Material, das muss beim Händler besorgt werden, zum Preis Y, im Ganzen wird es also ein bisschen mehr. Was sagt man da? Man sagt ja, machen Sie. Weil es nicht gut ist, mit angebrochenen Federn und defekten Bremsleitungen herumzufahren. Ist doch ganz normal. Und eigentlich keine Zeile wert.
Nun kann man die Reparatur eines Autos wahrlich nicht mit der Planung und dem Bau eines Hauses vergleichen. Planung ist ein Prozess mit vielen Beteiligten, erst im Verlauf zeichnet das Bild dessen, was entstehen wird, scharf. Das birgt Risiken und verlangt nach gemeinsamer Verantwortung. Dass die öffentliche Hand diese in Richtung der Planer abschiebt, vor allem die Verantwortung für die Kosten, das sieht eine wachsende Gruppe von Architekten, die sich in dem Verein fairtrag e.V. zusammengetan hat, mit der Einführung der „Beschaffenheitsvereinbarung zu Baukosten“ in den Musterverträgen (Bauwelt 26) gegeben. Gegen diese hat der Verein am 10. September eine Unterlassungsklage beim Landgericht Berlin eingereicht – gegen die Bundesrepublik Deutschland! Und streitet damit für faire Rahmenbedingungen und einen seriösen Umgang mit Kosten. Architekten sollen mit reellen Kosten arbeiten können, in denen Risiken, Planungsänderungen oder Preissteigerungen berücksichtigt werden, und nicht mit vor Planungsbeginn angenommenen, die oft politisch motiviert zu niedrig sind. Oder würde man von seiner Autowerkstatt verlangen, alle notwendigen Reparaturen durchzuführen, aber zu dem anfangs geschätzten Preis?
Über 250 Architekturbüros sind Mitglied des Vereins. Der Berufsstand, dessen Wesen im Grunde auf Konkurrenz baut, hat sich zusammengetan. Ach ja, es gibt eine berufsständische Organisation – aber, die Architektenkammer hat mit der ganzen Sache nichts zu tun.

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