Bauwelt

Regionale Rastkultur

Der aktuelle Trend zum Regionalen könnte endlich auch die Bauaufgaben Tankstelle und Raststätte erfassen. An der A71 in Thüringen geht es jedoch nicht nur um einen ansehnlichen Pausenort für Autotouristen, sondern auch um Wanderer, Radfahrer und einen Grabhügel aus der Bronzezeit

Text: Meyer, Friederike, Berlin

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    Foto: Nürnberg Luftbild/Hajo Dietz

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    1. Preis Das Team um MONO Architekten nimmt für die Tank- und Rastanlage die Form des bronzezeitlichen Langhauses auf. Von dort führt eine klare Wegestruktur zum Fürstenhügel, der umlaufen werden kann.
    Abb.: Planer

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    1. Preis Das Team um MONO Architekten nimmt für die Tank- und Rastanlage die Form des bronzezeitlichen Langhauses auf. Von dort führt eine klare Wegestruktur zum Fürstenhügel, der umlaufen werden kann.

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    1. Preis Landschaftsterrassen öffnen den Blick auf die Gegend und den Fürstenhügel, im Plan oben rechts
    Abb.: Planer

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    1. Preis Landschaftsterrassen öffnen den Blick auf die Gegend und den Fürstenhügel, im Plan oben rechts

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    2. Preis Die dunkle, an die Bronzezeit angelehnte Fassade kontrastiert mit den hellen Innenflächen der Tank- und Rastanlage. Das Gebäude rahmt den Blick auf den Fürstenhügel und formt dessen Kontur als Negativ nach.
    Abb.: Planer

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    2. Preis Die dunkle, an die Bronzezeit angelehnte Fassade kontrastiert mit den hellen Innenflächen der Tank- und Rastanlage. Das Gebäude rahmt den Blick auf den Fürstenhügel und formt dessen Kontur als Negativ nach.

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    3. Preis Das Team um SLIK Architekten teilt Tanken und Rasten auf zwei fein detaillierte, pavillonartige Bauten auf und will das Gelände mit vielen Bäumen bepflanzen
    Abb.: Planer

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    3. Preis Das Team um SLIK Architekten teilt Tanken und Rasten auf zwei fein detaillierte, pavillonartige Bauten auf und will das Gelände mit vielen Bäumen bepflanzen

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Regionale Rastkultur

Der aktuelle Trend zum Regionalen könnte endlich auch die Bauaufgaben Tankstelle und Raststätte erfassen. An der A71 in Thüringen geht es jedoch nicht nur um einen ansehnlichen Pausenort für Autotouristen, sondern auch um Wanderer, Radfahrer und einen Grabhügel aus der Bronzezeit

Text: Meyer, Friederike, Berlin

Früher, als die Autobahnraststätten noch einem bundeseigenen Betrieb gehörten, galten manche von ihnen als touristische Aushängeschilder ihrer Region. Heute sagen nur noch ihre Namen, ob man sich gerade im Norden oder im Süden der Republik befindet. Trotz unterschiedlicher Pächter gehören sie fast alle einem privaten Unternehmen. Das diktiert die Preise, das Angebot und bisweilen auch die äußere Erscheinung. Rasten gleicht heute einem Rummelplatzbesuch. Umso erfreulicher ist es, dass die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (DEGES) gemeinsam mit der IBA Thüringen einen Wettbewerb für eine Tankstelle und Raststätte durchgeführt hat. Diese soll im Zuge des Baus der A71 in Thüringen entstehen, zwischen Erfurter Kreuz (A4) und Autobahndreieck Südharz (A38), nördlich der Anschlussstelle Sömmerda-Ost. Und sie soll sogar mehr sein als eine effiziente, gut gestaltete Servicestation für Motorisierte.
Der Anspruch beginnt beim Namen: „Leubinger Fürstenhügel“ geht auf einen Grabhügel aus der frühen Bronzezeit zurück, der etwa 200 Meter abseits des Bauplatzes liegt. Als man das Grab 1877 öffnete, fand man neben dem Toten reiche Beigaben, die auf eine bedeutende Persönlichkeit schließen lassen. In Weimar, Halle und Leubingen sind Nachbildungen der Totenhütte ausgestellt. Nun soll der Hügel in das touristische Wegenetz der Umgebung eingebunden werden, die Raststätte also auch für Fahrrad- und Wandertouristen zugänglich sind. Eine Premiere an der Autobahn. Entsprechend dieser Anforderung hatte die DEGES einen Wettbewerb für Teams aus Architekten, Landschaftsarchitekten und Kommunikations-designern ausgelobt. Diese sollten das Tank- und Rastgebäude sowie die Freiflächen am Parkplatz entwickeln, den Landschaftsraum auf etwa 14 Hektar gliedern und ein Konzept für ein Informations- und Orientierungssystem mit Bezügen zum Fürstenhügel und der Region liefern.
Unter 41 Bewerbern wurden 17 zur Teilnahme ausgewählt, drei, unter anderem der dritte Preisträger, waren gesetzt. Die Jury vergab drei Preise. Das Team um MONO Architekten (1. Preis), das über die Kategorie „junge Architekten“ am Wettbewerb teilnehmen konnte, nutzte die Form des bronzezeitlichen Langhauses aus dem nahe gelegenen Dermsdorf als Inspirationsquelle und erinnert so an die archäologische Vergangenheit der Region. Mit einem flachen Satteldach und der hellen, nordisch wirkenden Innenraumgestaltung verorten die Architekten den Bau im Heute und bieten einen ruhigen Hintergrund für die an Tankstellen übliche Signaletik. „Der erste Preis überzeugte durch seine Schlichtheit und den sensiblen Umgang mit dem Ort. Der Hochbauentwurf, das Landschaftskonzept und das Kommunikationsdesign korrespondieren in hervorragender Weise miteinander“, so die Juryvorsitzende Undine Giseke.
Anders hingegen der Vorschlag vom Team um dma deckert mester architekten (2. Preis). Der massige Baukörper, den die Jury kontrovers diskutierte, überrascht an den Zapfsäulen, wo die Dachuntersicht hell beleuchtet ist und sich die Silhouette des Grabhügels als Negativ abbildet.
SLIK Architekten (3. Preis) setzen zwei filigrane pavillonartige Baukörper in einen nahezu romantischen Landschaftspark, von denen einer an ein Wasserbecken gerückt ist. Die Jury hatte Sorge, dass die feine Gestaltung und Detaillierung nicht robust genug ist für die Übernahme durch einen Konzessionsnehmer und stellte die Frage, ob das Konzept der Lage, der Aufgabe und dem Etat angemessen sei.
In der Auslobung steht, dass die Wettbewerbsergebnisse darüber entscheiden werden, ob sich das Vorhaben als IBA Projekt qualifizieren kann. Die Herausforderung ist aber eine ganz andere. Die Konzession für den Bau der Tankstelle und Raststätte muss die DEGES als zuständige Vergabestelle europaweit ausschreiben. Der Sieger wird Bauherr und erhält das Nutzungsrecht für etwa 40 Jahre. Die DEGES erklärt, sehr an
einer Umsetzung des Wettbewerbergebnisses interessiert zu sein. Nun liegt es an ihrem Verhandlungsgeschick, ob einer der prämierten Entwürfe gebaut wird.

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