Bauwelt

Das Gelände

Was tun in Nürnberg

Text: Bindas, Johanna, Berlin

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    Ausstellungsarchitektur in Form eines raumgreifenden Gerüsts
    Foto: Stefan Meyer

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    Ausstellungsarchitektur in Form eines raumgreifenden Gerüsts

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    Käfertreffen an der Steintribüne, 2015
    Foto: Stefan Meyer

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    Käfertreffen an der Steintribüne, 2015

    Foto: Stefan Meyer

Das Gelände

Was tun in Nürnberg

Text: Bindas, Johanna, Berlin

Mit der Gründung des Dokumentationszentrums im Jahr 2001 hat sich die Stadt Nürnberg bereit erklärt, sich mit ihrem baulichen Erbe auseinanderzusetzen. Das ehemalige Reichsparteitagsgelände ist das größte erhaltene Ensemble nationalsozialistischer Staats- und Parteiarchitektur in der Bundesrepublik Deutschland. Seither wird diskutiert, wie man das Areal erhalten und nutzen kann, ohne die historischen Bezüge zu ignorieren. 2004 verfasste der Nürnberger Stadtrat Leitlinien, nach denen die Bauten des Reichsparteitagsgeländes für künftige Generationen als Lern- und Freizeitort erhalten werden sollen. Zeppelintribüne und Zeppelinfeld sollen soweit baulich gesichert werden, dass die Anlagen wieder gefahrlos betretbar sind. Sinn und Nutzen des finanziellen Aufwands werden jedoch immer wieder kritisch hinterfragt.
So debattierten auch im Oktober 2015 internationale Experten und Fachleute über „Erhalten!“ und „Wozu?“ während eines Symposiums, welches vom Kulturreferat der Stadt Nürnberg in Kooperation mit dem Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände veranstaltet wurde. Und die Ausstellung „Das Gelände“ dokumentiert derzeit die Geschichte nach 1945, betrachtet die Nutzung aus verschiedenen Perspektiven und soll zur Diskussion über den künftigen Umgang anregen.
In einer Sonderausstellungshalle des Dokumentationszentrums errichteten die für die Ausstellungsgestaltung verantwortlichen Zürcher Architekten Holzer Kobler ein raumhohes Baugerüst, mit welchem auf den baustellenartigen Zustand des Geländes und den Entwicklungsstatus der Diskussionen verwiesen werden soll. Ein Prolog führt in die Thematik der Ausstellung ein und verschafft einen ersten Überblick über das weitläufige Areal, über dessen geplante und realisierte Bauten. Chronologisch geordnete Kapitel, sogenannte „Zeitschnitte“ führen durch die „zweite Geschichte“ nach 1945 und zeigen die vielfältige und teils ungewöhnliche Nutzung der baufälligen Anlagen. So wurde der Rundbau der Kongresshalle mal als Ausstellungsraum oder auch als Lagerhalle genutzt. Auf dem Zeppelinfeld fanden jüdische Gottesdienste ebenso statt wie Musik-Festivals. Das legendäre DTM-Autorennen am Norisring zieht jedes Jahr mehr als 100.000 Besucher an, hier ist die Zeppelintribüne Mittelpunkt des Geschehens und wird als Werbefläche und Kulisse genutzt.
Die mit unterschiedlichen Medien gestalteten Zeitschnitte sollen, so Kurator Alexander Schmidt, die Gemengelage aus Verdrängung, Annäherung und Neugestaltung illustrieren. In einer medialen Präsentation am Ende des Rundgangs werden die Chancen und der Mehrwert eines künftigen „ErfahrungsRaums Reichsparteitagsgelände“ präsentiert. Mit dem Abbau von Barrieren sollen neue Sichtbeziehungen geschaffen und bisher verborgene Zusammenhänge erfahrbar gemacht werden. An den Wänden um den Gerüstkubus werden in einer „NachlesBar“ Beispiele zum Umgang mit anderen NS-Bauten in Deutschland gezeigt. Im Besucherforum am Ausgang der Ausstellungshalle sind Besucher und Bürger einge­laden, Stellung zur Thematik zu beziehen – so kann man auf Klebezettel Ideen zur zukünftigen Entwicklung des Geländes schreiben oder sagen, wie wichtig einem dieser historische Ort ist. Auf der Skala von 1 bis 10 kleben bei der 10 die meisten Punkte.
Bis dato gibt es keinen Masterplan für einen angemessenen Umgang mit der baulichen Hinterlassenschaft der Nationalsozialisten. Diesen wird es wohl auch künftig nicht geben. Es müssen weiterhin individuelle, den spezifischem ört­lichen Gegebenheiten angepasste Zugänge zur Geschichte gesucht werden. 2015 wurden Musterflächen angelegt, um Varianten für eine bauliche Sicherung zu testen. Die Ergebnisse dienen als Berechnungsgrundlage der Gesamtkosten. Genaue Zahlen werden im Laufe des Jahres 2016 erwartet.
Fakten
Architekten Brugmann, Walter (1887-1944); Speer, Albert (1905-1981)
Adresse Bayernstraße 110, 90478 Nürnberg


aus Bauwelt 6.2016
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