Bauwelt

Trump im Hauptpostamt

Am 26. Oktober wurde mit Pomp das Old Post Office Building an der Pennsylvania Avenue als Trump International Hotel Washington, DC eröffnet ­–­ das neueste Haus des Trump-Hotelimperiums, das nun zwölf Hotels à fünf Sterne zählt

Text: Pettit, Richard

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Trump International Hotel an der Pennsylvania Avenue zwischen Weißem Haus und Kapitol.
Foto: imago

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Trump International Hotel an der Pennsylvania Avenue zwischen Weißem Haus und Kapitol.

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Trump im Hauptpostamt

Am 26. Oktober wurde mit Pomp das Old Post Office Building an der Pennsylvania Avenue als Trump International Hotel Washington, DC eröffnet ­–­ das neueste Haus des Trump-Hotelimperiums, das nun zwölf Hotels à fünf Sterne zählt

Text: Pettit, Richard

Die Eröffnungsfeier fand knapp zwei Wochen vor der US-Präsidentenwahl statt. Seit dem 20. Januar hat nun Donald J. Trump als 45. US-Präsident nur wenige Schritte entfernte eine deutlich bescheidenere Adresse an der Pennsylvania Avenue – das Weiße Haus. Die Ironie dieser Tatsache ist verblüffend. Nachdem Trump die Investorenkonkurrenz für die Neunutzung der Alten Post hinter sich gelassen hatte, war in der New York Times zu lesen: „Win or Lose, Donald Trump Is Coming to Pennsylvania Avenue”. Die Verwandlung dieses für die Washingtoner Stadtlandschaft ikonischen Gebäudes geht auch mich an. Es war bis vor kurzem mein Arbeitsplatz, und während der sieben Jahre meiner Zeit im dritten Obergeschoss habe ich besonders das Interieur lieb geworden. Ich vermisse die breiten, offenen, Korridore mit ihren Marmorböden, die das riesige, zehngeschossige, glasgedeckte Atrium umgeben. Gleichfalls vermisse ich die reich verzierten Decken in den 7,60 Meter hohen Räumen und die elegante handgeschnitzte Täfelung aus amerikanischer Rot-Eiche. Diese und viele andere schöne Details stammen vom ursprünglichen Bau, der von Willoughby J. Edbrooke entworfen und 1899 vollendet wurde. Das Gebäude entstand im neuromanischem Stil, hierzulande Romanesque Revival oder Richardso­nian Romanesque nach dem Architekten Henry Hobson Richardson (1838-1886) genannt, der diesen Stil in den USA etablierte. Zu den bemerkenswerten Besonderheiten der Hauptpost gehört der 96 Meter hohe Uhrenturm über dem Haupteingang, der, dank eines 1910 verabschiedeten Gesetzes, das die Höhe von Gebäuden in der Stadt begrenzt, noch immer der zweithöchste Bau nach dem Washington Monument darstellt. Wegen einer wichtigen Klausel des Leasing-Vertrags zwischen Trump und der General Services Administration (GSA), der Bundesbehörde, die sämtliche Immobilien der Bundesregierung verwaltet, bleibt ein kleines im Turm befindliches Museum zur Geschichte des Old Post Office unter der Verwaltung des National Park Service. Trotz mancher eindrucksvoller Gags stieß das Gebäude schon während seiner Entstehung nicht nur auf Zuspruch. Der New Yorker Architekt George Post empfand es bei einer Tagung des American Institute of Architects 1898 sogar als äußerst hässlich, und der US-Senator Joseph Hawley bezeichnete es als eine Mischung aus Kathedrale und Baumwollspinnerei. Zu dieser Kritik kam die Tatsache, dass sich das Postamt schon bei der Eröffnung 1899 als zu klein erwies. Bereits 1914 zog man in ein größeres Gebäude in der Nähe des Hauptbahnhofs um. Seither heißt der Bau an der Pennsylvania Avenue Old Post Office.
Es folgten bewegte Zeiten. Bis vor kurzem beherbergte es verschiedene Regierungsämter und überstand zwei Abrissversuche: den ersten bereits während des Baubooms der zwanziger und dreißiger Jahre, als die Planung und Ausführung des benachbarten Federal Triangle Gebäudekomplexes starteten. Der gewählte Baustil für dieses ehrgeizige Projekt war neoklassizistisch, und das Old Post Office stand nicht nur physisch, sondern auch stilistisch im Wege. Nur der Widerstand des US-Kongresses und das Desinteresse von Präsident Roosevelt am Bauprojekt rettete das alte Postamt. In den siebziger Jahren wurde es erneut von der Abrissbirne bedroht. Dieser Versuch wuchs aus dem Wunsch, den Federal Triangle Plan doch noch zu Ende zu führen. Präsident John F. Kennedy hatte sich dafür eingesetzt. Während seiner Antrittsparade entlang der Pennsylvania Avenue 1961 bemerkte er, wie schäbig die Bauten der Umgebung aussahen. Aber erst 1972 gründete sich die heute noch wirkende Pennsylvania Avenue Development Corporation, die sich später für die Rettung des alten Postamts einsetzte. Vorher aber entschloss sich 1970 die mächtige National Capital Planning Commission mit Unterstützung der GSA, das Gebäude abzureißen. Dies rief aber einen breiten, lautstarken Protest hervor. Die Nixon-Regierung kämpfte weiter für den Abriss, wurde aber schließlich überstimmt. 1973 wurde das Old Post Office geschützt und ein Sanierungsplan von der GSA bewilligt. 1992 konnte das neue Old Post Office von Präsident George H. W. Bush offiziell eingeweiht werden. Mehrere Regierungsämter, darunter mein jetziger Arbeitgeber, die National Endowment for the Humanities, zogen in die neu gestalteten Büros ein. Bereits 2001 begann die GSA an dem schon länger gehegten Plan zu arbeiten, das Postamt in ein Hotel umzuwandeln. Aber erst 2011 rief sie zu einem Investorenwettbewerb auf. Es gab zehn Angebote, hauptsächlich von Hotelkonsortien. Mit einem Angebot von 200 Millionen US-Dollar für den Umbau und einer Jahresmiete von drei Millionen erhielt Trump den Zuschlag und schloss 2013 mit der GSA einen Leasing-Vertrag für 60 Jahre mit der Option einer Verlängerung für weitere 40 Jahre ab. Dabei verpflichtete er sich, das Äußere des Baus unverändert zu lassen und das Innere weitgehend zu erhalten. Die Neugestaltungspläne umfassten unter anderem mehr als 260 Gästezimmer, Konferenzräume, Empfangshalle mit Fontäne, mehrere gehobene Restaurants und Luxusgeschäfte, ein 370 Quadratmeter großes Wellness-Spa und einen riesigen Festsaal, Presidential Ballroom genannt.
Der ursprünglich im Trump-Angebot angekündigte Architekt Authur Cotton Moore, der 1982 die erste Wiedergeburt des alten Postamtes leitete, trat nach kurzer Zeit zurück. Moore war dafür verantwortlich gewesen, dass Trump begann, sich für das Projekt zu interessieren. Zur Zeit des Wettbewerbs kannte er bereits Ivanka Trump, Tochter von Donald Trump. Die damals 29 Jahre alte Ivanka begeisterte sich sofort für das Projekt und wurde bald die treibende Kraft. Um den 196 Millionen US-Dollar-Umbau zu finanzieren, nutzte Trump den Leasing-Vertrag als Sicherheit für ein Darlehen von 170 Millionen Dollar von der Deutschen Bank. Dank dieses Dar­lehens und einer von Trump beantragten Steuergutschrift für historische Bestandserhaltung (20 Prozent der Baukosten), scheint Trump wenig von seinem Vermögen in das Geschäft investiert zu haben. Man schätzt die Summe auf 5 bis 25 Millionen. Trotz der Versprechen von Ivanka, den historischen Charakter des Baus zu bewahren, gab es heftige Debatten zwischen den Denkmalschützern und den Trump-Innenarchitekten darüber, was im Detail vom Alten Postamt erhaltenswert ist. Trump gefielen weder die Marmorböden auf den Korridoren noch die alte Holztäfelung. Der Marmor wurde mit Teppichen und die Holztäfelung mit Vorhängen kaschiert. Trotzdem hieß es, dass die Denkmalschützer von Trumps Leuten niedergewalzt wurden. Ihre Devise lautete: „Apologize, do not ask”.
Fakten
Architekten Edbrooke, Willoughby J. (1843-1896)
Adresse 1100 Pennsylvania Ave NW, Washington, DC 20004, USA


aus Bauwelt 2.2017
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