Ausstellungshalle für die Kasseler Kunsthochschule
Die in einer 245 Jahre alten Tradition stehende Schule bekommt endlich einen eigenen Ausstellungsbau. Den Entwurf liefern Innauer Matt Architekten
Text: Flagner, Beatrix, Berlin
Ausstellungshalle für die Kasseler Kunsthochschule
Die in einer 245 Jahre alten Tradition stehende Schule bekommt endlich einen eigenen Ausstellungsbau. Den Entwurf liefern Innauer Matt Architekten
Text: Flagner, Beatrix, Berlin
Rauschende Baumkronen, tiefhängender Nebel, das plätschernde Wasser des Küchengrabens – die Kunsthochschule Kassel liegt idyllisch am westlichen Rande der Karlsaue. Behutsam und doch gleichzeitig auffällig griff der Architekt der Schule, Paulfriedrich Posenenske, in die Parklandschaft ein. Es gibt keine Umzäunung, die Erschließungswege liegen außen und die grünen Wiesen ziehen sich bis an die Gebäudekante. Von hier aus kann man die Atelierräume direkt über Schiebetüren in den Fassaden betreten. Neben all der Idylle ist die unter Denkmalschutz stehende Schule ein funktionalistischer Bau. Seit 1968 werden hier neben theoretischen Fächern Bildende Kunst, Produkt Design und Visuelle Kommunikation gelehrt. Der Komplex umfasst Arbeitsräume, Werkstätten, ein Wohnhaus und sein bekanntestes Merkmal: das Hörsaalgebäude mit Bibliothek und Mensa. Der 3-geschossige Bau sticht durch seine äußere Gestalt besonders ins Auge. Ein Stahlskelettgerüst umschließt den Baukörper – es sollte eine Aufstockung zu einem späteren Zeitpunkt ermöglichen. In unmittelbarer Nachbarschaft soll nun eine Ausstellungs- und Arbeitshalle entstehen.
Die Österreicher Innauer Matt Architekten haben sich in dem nichtoffenen Realisierungswettbewerb gegen Kühn Malvezzi (2. Preis) und TUR Architekten (3. Preis) durchgesetzt. In einem Innenhof des langgestreckten, U-förmigen Baukörpers soll die 600 Quadratmeter große Halle realisiert werden.
Im ersten Moment wirkt der vorgegebene Bauplatz falsch. Das Ensemble der Kunsthochschule um einen klobigen Kubus erweitern, der dreist in den Hof, vor das offene Gangsystem und einigen Beuys-Eichen gesetzt wird? – Mehr als fragwürdig. Der Ort wurde jedoch 1991 von Posenenske selbst für eine Ausstellungshalle vorgeschlagen. Sein Vorentwurf sah einen zweigeschossigen, hofausfüllenden Quader mit Vorplatz zum Hörsaalgebäude vor. Innauer Matt Architekten tun es ihm nach und schlagen einen, in Lage und Proportion, ähnlichen Bau vor. Die Außenräume werden gut definiert, einerseits intim, andererseits offen und einladend. Der dunkle Holzbau mit außenliegendem Tragwerk hat ein Achsraster von vier Metern – eine Analogie zum Bestand, der einem Raster von 1,93 Metern unterliegt. Der Grundriss lässt sich durch diese strikte Gliederung flexibel bespielen. Das Innere wird ebenfalls von Holzoberflächen dominiert; auch hier fällt der Bezug zu den Sichtbetonflächen des Bestands – geprägt durch ihre sägeraue Holzbrettschalung – auf. Eine eigene Charakteristik bringen die Tageslichtlinsen im oberen Drittel der Fassade. Sie sollen den Ausstellungsraum diffus belichten.
Eine klassische Belichtung über Sheddach-Oberlichter und mit einer offenen Nordfassade schlagen Kuehn Malvezzi vor. Ihr Entwurf hat stimmige Proportionen und ist im Innenhof gut situiert. Eine „eigenständige Ergänzung des Ensembles“, dessen gefaltete Fassade und Dach jedoch in der Nutzung schwer zu händeln sein könnten, befanden die Preisrichter.
Die kleinteilige Rasterung Posenenskes nimmt das Berliner Büro TUR Architekten auf und generiert eine quadratische Halle. Auch die großen Fensterfronten des Bestandsbaus werden übertragen – für eine Ausstellungshalle wenig geeignet. Ein sehr klarer und braver Beitrag, der angemessen eingreift. „Der jetzt geplante Bau hat, wie ich hoffe, Gewicht genug, um als eigener Teil des Gebauten zu bestehen, ist aber auch zurückhaltend genug, um den Gesamteindruck nicht zu stören.“ Den Worten Posenenskes von 1991 kann man sich nur anschließen.
Nichtoffener einphasiger Realisierungswettbewerb
1. Preis Innauer Matt Architekten, Bezau
2. Preis Kuehn Malvezzi Associates, Berlin
3. Preis TRU Architekten, Berlin
Preisrichter
Gesche Grabenhorst, Hannover; Philipp Oswald, Berlin; Per Pedersen, Berlin; Christof Nolda, Stadtbaurat, Kassel; Thorsten Schmidt, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Wiesbaden; Joel Baumann, Rektor Kunsthochschule Kassel; Reiner Finkeldey, Präsident Universität Kassel; Peter Racky, Kassel; Guido Brennert, Hessisches Ministerium der Finanzen, Wiesbaden
Auslober
Land Hessen, in Abstimmung mit der Universität Kassel
Wettbewerbsbetreuung
ANP – Architektur- und Planungsgesellschaft, Kassel
1. Preis Innauer Matt Architekten, Bezau
2. Preis Kuehn Malvezzi Associates, Berlin
3. Preis TRU Architekten, Berlin
Preisrichter
Gesche Grabenhorst, Hannover; Philipp Oswald, Berlin; Per Pedersen, Berlin; Christof Nolda, Stadtbaurat, Kassel; Thorsten Schmidt, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Wiesbaden; Joel Baumann, Rektor Kunsthochschule Kassel; Reiner Finkeldey, Präsident Universität Kassel; Peter Racky, Kassel; Guido Brennert, Hessisches Ministerium der Finanzen, Wiesbaden
Auslober
Land Hessen, in Abstimmung mit der Universität Kassel
Wettbewerbsbetreuung
ANP – Architektur- und Planungsgesellschaft, Kassel
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