Bauwelt

Architekturführer Ruhrgebiet

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

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Architekturführer Ruhrgebiet

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Auf der inneren Umschlagseite dieser neuen Publikation wird der Architekturführer zu der geografisch benachbarten Stadt Münster beworben, welcher im vorletzten Jahr erschienen ist und in dem es, wie der Westfalenspiegel sachkundig urteilt, „auch für den versierten Münster-Kenner garantiert viel Neues zu entdecken gilt“ – ein Urteil, das wir nur bestätigen können. Münster ist eine schöne Stadt, gerühmt für ihre vielen Fahrräder, das Bier von Pinkus Müller und ihren Prinzipalmarkt, der den jungen Josef Paul Kleihues im Nachbarort Dülmen auf sein Berliner IBA-Projekt der „Kritischen Rekonstruktion“ gebracht haben könnte; etwa alle 20 Jahre macht dieStadt den Rest der Republik mit einem interessanten Theater- oder Bibliotheksneubau auf sich aufmerksam. Münster zählt gegenwärtig etwa 270.000 Einwohner auf einer Fläche von 303 Quadratkilometern. Der Architekturführer versammelt 365 Objekte auf 313 Seiten.
Der Denkmalpfleger Axel Föhl ist nun der Autor des Architekturführers zum Nachbarort Ruhrgebiet. Die südwestlich von Münster gelegene Ortschaft zählt gegenwärtig rund 5,2 Millionen Einwohner, die sich über eine Fläche von 4435 Quadratkilometern verteilen. Föhl hat dort 316 Objekte gefunden, die auf 279 Seiten zweisprachig beschrieben werden. Das ist nicht viel, wundert sich der Leser, und kommt insGrübeln: Wo würde ich lieber leben, als Architekt, im Ruhrgebiet oder in Münster? Eine Frage, die nicht leicht zu beantworten ist.
Axel Föhl, vermute ich, würde sich für Münster entscheiden. Jedenfalls begegnet er dem Ruhrgebiet auf eine Weise, die der Ortschaft (und dem Architekturführer) nicht unbedingt zum Vorteil gereicht: Mit dem „Dehio-Blick“. Weiß der Teufel, was ihn geritten hat, die aufgefundenen Architekturjuwelen nach Sakralbauten, Herren- und Rathäuser, Bauten der Gemeinschaft, Bauten der Arbeit und Siedlungen zu sortieren – um Kirchen, Herren- und Rathäuser zu sehen würde ich als Architekt jedenfalls woanders hinfahren. Aber wenn wir schon bei Kirchen sind – wo ist denn bitteschön die Dortmunder Nicolaikirche von Pinno und Grund? Wäre für diesen 1929 errichteten Betonbau, den seit dem Wiederaufbau ein originelles blaues Leuchtstoffröhrenkreuz ziert, welches nachts den Weg zur gegenüberliegenden Aral-Tankstelle weist, nicht noch irgendwo Platz gewesen? Aber das nur am Rande. Jedenfalls handelt sich Föhl mit dieser vor hundert Jahren gebräuchlichen Ordnung ein für die Benutzung des Führers kapitales Problem ein: schlechte Orientierung. Was juckt mich als architekturinteressierter Besucher des Ruhrgebiets, der ich soeben die von Emil Steffann wiederaufgebaute Dortmunder Bonifatiuskirche besichtigt habe, dass die nächsten vom Architekturführer für würdig befundenen Objekte im fernen Syburg, im ebenso fernen Aplerbeck und im noch ferneren Lanstrop auf mich warten, wenn doch schon auf der
anderen Seite des Westfalendamms Höltjes Westfalenhalle einen Abstecher lohnt? Nein, ein Architekturführer gehört geografisch sortiert, andernfalls verdient er diesen Namen nicht. Freude macht dem Benutzer eines Architekturführers übrigens immer die Beigabe von Grundrissen, für den Fall, das eines der aufgeführten Objekte nicht zu betreten ist, was nicht zuletzt bei den eigentlichen Sehenswürdigkeiten des Ruhrgebiets, den Industriebauten und Siedlungen, schon mal sein kann. Grundrisse aber fehlen leider vollständig in diesem „Architekturführer“. Vollends absurd erscheint die fortlaufende Nummerierung der Gebäude: Denn es gibt keine Karte in diesem Buch, auf der sich die Objekte lokalisieren und benachbarte Objekte identifizieren ließen – dafür sei die Ortschaft schlicht zu groß, so der Verlag kleinlaut. Tja, und mit Teilkarten zu arbeiten macht die hierarchische Ordnung der Objekte unmöglich. Mir hat der Reimer-Verlag freundlicherweise mit diesem Link geholfen: http://www.essendetailseite/browse/42/article/ruhrgebiets-architektur-erkunden-der-baukulturplan-ruhr-ist-fertig.html? tx_ttnews[backPid]=631. Der dort zum Download bereitstehende „BaukulturPlan Ruhr“ weist auf vier Teilplänen den Weg zu 2300 Objekten vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
Fakten
Autor / Herausgeber Axel Föhl
Verlag Reimer Verlag Berlin, IHAAU TU Delft, 2010
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aus Bauwelt 28.2010

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