Atelier Bow-Wow
A Primer
Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz
Atelier Bow-Wow
A Primer
Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz
Yoshiharu Tsukamoto und Momoyo Kaijima betreiben seit 20 Jahren in Tokio ein gemeinsames Architekturbüro, dem sie mit dem Zusatz Atelier ein deutliches Zeichen ihrer Intention voranstellen. Sie zählen zu jenen japanischen Büros, die durch geschickte Planungen für kleine Wohnhäuser auf Minigrundstücken in hochverdichteten Agglomerationen der überbevölkerten Insel aufgefallen sind.
Bis heute bilden individuelle Wohnhäuser einen Schwerpunkt ihrer Arbeit. Im Gegensatz zu den endlosen japanischen Beispielen ultragestylter Wohnmaschinen in perfekter handwerklicher Ausführung orientieren sich ihre Bauten räumlich als auch in der Materialität und Funktionalität an den in Japan gegebenen Möglichkeiten. Dieser Eindruck ist auch das durchgängige Thema ihres Primer, ihrer Fibel.
Die äußere Aufmachung ist unprätentiös. Sowohl der einfache (und leider auch sehr empfindliche) Einband als auch die Papierqualität sind elementar und setzen sich von den üblichen Hochglanzmonografien ab. Dieser Intention folgt auch die Fotografie, die in erster Linie Lebensräume und nicht Architektur per se abbildet. Schnell wird klar, dass sich dieses Buch tatsächlich hervorragend als Lehrbuch eignet. Von typologischen Untersuchungen zu Wohnformen über städtebauliche Ansätze in größerem Maßstab bis hin zu feinstdetaillierten und möblierten Schnittperspektiven und Grundrissen, die selbst die abgestellten Schuhe am Eingang und sitzende Menschen verzeichnen, ist der Bogen weit gespannt und unterhaltsam. Die anhaltende Euphorie für japanische Wohnkultur und Architektur ist erstaunlich, wo sie doch eigentlich wenige Parallelen zu mitteleuropäischen Wohnansprüchen aufweist. Vielleicht ist es der tiefe Wunsch der Menschen nach Geborgenheit und Reduktion, der Japan als Ideal erscheinen lässt. Der hiesig ständig steigende Wohnraumbedarf spricht eine andere Sprache.
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