Bauhaus Reisebuch
Weimar. Dessau. Berlin
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Bauhaus Reisebuch
Weimar. Dessau. Berlin
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Als Gropius in die USA übersiedelte, nahm er nicht nur einige Kollegen vom Bauhaus mit. Auch sein legendärer Direktoren-Schreibtisch steht seitdem in Massachusetts. Wenn man dagegen heute in den weitestgehend museal genutzten Dessauer Architektur-Ikonen steht, fragt man sich, wo denn hierzulande der „Geist“ dieser Schule noch lebendig ist.
Der vorliegende Reiseführer begibt sich auf die Spurensuche und entdeckt eine Fülle interessanter Orte und beeindruckender Projekte ehemaliger Bauhäusler (Meister und Schüler): Wald, Vögel, ein Teich und spannungsvoll angeordnete Backsteinkuben – mehr braucht Hannes Meyers ADGB Gewerkschaftsschule in Bernau nicht zum Meisterwerk. In Dessau begeistern zahlreiche Gropius-Bauten, vom Arbeitsamt bis zur Experimentalsiedlung Törten. In den Junkers-Werken wurden nicht nur Flugzeuge gebaut, auch Marcel Breuer formte hier seine ersten Stahlrohrmöbel, das war damals noch harte (Schlosser-)Arbeit.
Praktische Tipps runden den attraktiv bebilderten Band ab: So sollte die Erkundung des Kant Gragenpalastes in Berlin (1929/30) – die Skizzen zeigen schnittige Oldtimer auf den Rampen – auch heute noch „mit dem Auto“ erfolgen. Spannende, durchaus kontroverse Kurzessays beleuchten die Entwicklung der Schule sowie die völlig unterschiedlichen Wege der Bauhäusler, thematisieren auch die Beteiligung von Gropius’ amerikanischem Büro TAC an den Planungen der Gropiusstadt sowie die Mitwirkung zahlreicher Bauhaus-Größen an den Berliner Prestigeprojekten der 50er Jahre, an der pompös-historisierenden Stalinallee (Ost) und dem international-modernen Hansaviertel (West). Dadurch bietet dieser empfehlenswerte Architekturführer ein „Bauhaus zum Anfassen“ und seziert gleichzeitig subtil viele der Facetten dieser bis heute faszinierenden Architekturschule.
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