Denkmalpflege in der DDR
Rückblicke
Text: Hotze, Benedikt, Berlin
Denkmalpflege in der DDR
Rückblicke
Text: Hotze, Benedikt, Berlin
Gab es in der DDR eigentlich eine Denkmalpflege? Eine solche Frage finden die Autoren dieses umfangreichen Sammelbandes durchaus berechtigt – angesichts ruinöser Kirchen, verfallener Altstädte und in Erinnerung gebliebener Abrisse von Schlössern. Und die Autoren beantworten die Frage mit Ja.
Dieses Buch aus dem „inner circle“ (so sagen sie selbst) der DDR-Denkmalpflege bietet einen Rechenschafts- und Arbeitsbericht ihrer wichtigsten Vertreter – nahezu alle inzwischen im (hohen) Rentenalter.
Auch im Westen gab es frevelhafte Abrisse, allerdings waren sie öfter ökonomisch und seltener weltanschaulich begründet. Die beiden Kernprobleme der Denkmalpflege im Sozialismus waren hingegen Ideologie und Mangel. Das lässt sich gut am Dorf Neuhardenberg im Oderbruch zeigen (das zu DDR-Zeiten Marxwalde hieß). Mit einem Schinkel-Ensemble aus Dorfkirche und Schloss einerseits feudalistisch konnotiert (also nach der Ideologie eigentlich nicht erhaltenswert) und andererseits zum „landwirtschaftlichen Musterdorf“ ausgerufen. Mit dieser listigen Zuordnung ließ sich zumindest gelegentlich Baumaterial abzweigen.
Ein mangeltypisches Phänomen beschäftigte die Denkmalpfleger in den neuen Ländern dann nach der Wende: Endlich waren Mittel und gesellschaftlicher Wille da, noch vorhandene Kriegsruinen wieder aufzubauen, da sah man sich Hütern der reinen Denkmaltheorie aus dem Westen ausgesetzt, die die Frage nach der Legitimität von Rekonstruktionen aufwarfen – so viele Jahre nach Kriegsende könne von einem Wiederaufbau doch nicht mehr die Rede sein. Da ging dann so manch bravem Ost-Denkmalpfleger die Hutschnur hoch.
Ein bisschen schwingt in diesen Beiträgen immer auch die Rechtfertigung für ein – gefühlt – nicht restlos anerkanntes Lebenswerk mit – das kann wohl auch gar nicht anders sein.
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