Die gerettete Stadt
Architektur und Stadtentwicklung in Leipzig seit 1989
Text: Hotze, Benedikt, Berlin
Die gerettete Stadt
Architektur und Stadtentwicklung in Leipzig seit 1989
Text: Hotze, Benedikt, Berlin
„Bleiben werden die penetrante Banalität und die Aggressivität dieser Architektur.“ Die Rede ist von dem Nachfolgebau der 1968 gesprengten Leipziger Paulinerkirche, dem „Paulinum – Aula und Universitätskirche St.Pauli“. Arnold Bartetzky findet passendere Worte zu diesem monströs missglückten Bau von Erick van Eggeraat: „Effektheischend bewegte Formen zwischen marktschreierischer Kommerzästhetik einer amerikanischen Mall und postsowjetischem Neurussenschick“. Bartetzky hat sich mit regelmäßigen Beiträgen in der FAZ und spätestens mit diesem Buch als der Chronist des Leipziger Baugeschehens seit 1989 empfohlen. Der aus Polen stammende, zweisprachige Journalist und Wissenschaftler hat eine angenehm sachliche Distanz zu seinem Gegenstand, die aber – so erforderlich – auch in Klartext umschlagen kann. Seine Wahlheimat Leipzig, heute Boomstadt, drohte in den neunziger Jahren unterzugehen: Aus der „Hauptstadt der Gründerzeit“ war die „Leerstandshauptstadt Deutschlands“ geworden. Parallel zu immenser, westgesteuerter Neubau- und Sanierungstätigkeit prägten Verfall und Trübsal das Bild. Der damalige Stadtbaurat Lütke Daldrup propagierte die „perforierte Stadt“: Er ließ leerstehende Altbauten abreißen und damit das Stadtbild durchlöchern, was er kurzerhand zur „Chance für mehr Lebensqualität“ erklärte. Bartetzky dazu: „Kopflose Abrisspolitik mit blumiger Rhetorik.“ Heute fehlen diese Wohnungen für die nach Leipzig, das „zweite Berlin“, strömende Kreativszene.
Dass es am Ende gut für Leipzig ausgegangen ist, belegen Autor und Verlag mit der Wahl des Buchtitels „Die gerettete Stadt“. Um die Stadt zu retten, war ein dialektischer Dreischritt erforderlich, der auch zum Scheitern hätte führen können. Der Untertitel gibt Auskunft:
„Erfolge – Risiken – Verluste“. Wer die bauliche Entwicklung Leipzigs nach der Wende nachvollziehen will, für den ist dieses Buch ein Erfolg. Ohne Verlust, ohne Risiko.
„Erfolge – Risiken – Verluste“. Wer die bauliche Entwicklung Leipzigs nach der Wende nachvollziehen will, für den ist dieses Buch ein Erfolg. Ohne Verlust, ohne Risiko.
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