Farbräume
Color Spaces
Text: Hirnstein, Kendra, Berlin
Farbräume
Color Spaces
Text: Hirnstein, Kendra, Berlin
„Farbe ist allgegenwärtig, da unsere sichtbare Welt vor allem eine farbige Welt ist.“ Die Künstlerin und Farbdesignerin Friederike Tebbe setzt sich differenziert und anschaulich mit dem Thema Farbe auseinander. Sie entwickelt Farbkonzepte für Ausstellungen, gestaltet Fassaden und Interieurs, bietet Seminare für Architekten, Studierende und Gestalter an und beschäftigt sich darüber hinaus als freie Künstlerin „mit dem Sehen an sich“.
Dabei erforscht sie auf verschiedenen Wegen die Bedeutung von Farbe im Alltag, den Zusammenhang zwischen Farbwahrnehmung und der emotionalen Bewertung derselben und zwischen Farbe und den individuellen Voraussetzungen des Menschen wie Kultur, Generation und Gender. Friederike Tebbe möchte mehr über die „individuellen Farbspeicher“ herausfinden, möchte uns durch Übungen, Experimente und Gespräche zu unserer eigenen Farbwahrnehmung und zu deren kausalen Verflechtungen führen und dadurch unser „Farbensehen“ hinterfragen beziehungsweise uns dafür überhaupt erst sensibilisieren.
Wie das Thema nahelegt, lebt das Buch nicht zuletzt von seinen zahlreichen Bild-Beispielen: einem zufälligen Stillleben aus Aschenbecher, Feuerzeug, Kaffeebecher, Schrank und Stuhl oder von der Autorin gestaltete Räume wie die Sonderausstellung „FIRED“ der Berliner Helmut Newton Stiftung, bei der die kräftigen Farben der Wände die Exponate auf ungewöhnlich ausdrucksstarke Art und Weise präsentieren. Daneben sind farblich individuell gestaltete Privaträume sowie freie künstlerische Arbeiten von Friederike Tebbe zu sehen, zum Beispiel „62 meter“. An dieser 62 x 4 Meter großen Wand, ausgestellt im Berliner Kunstsalon 2004, sind die einzelnen Farbflächen und -kompositionen nur erfahrbar, wenn man sich an ihnen vorbeibewegt, wodurch die zeitliche Abfolge der einzelnen Eindrücke dieses Werks ins Zentrum rückt, da es hier nicht wie gewohnt möglich ist, einen Gesamteindruck zu gewinnen. Um die verschiedenen Farbgestaltungen von Räumen und Flächen nachvollziehbar zu machen, sind jeweils auf einer Extra-Seite die einzelnen Farbtöne und ihre Bezeichnungen aufgelistet.
Im Interview mit dem Kulturwissenschaftler und Kurator Jakob Racek erläutert die Autorin, dass in ihren Augen nicht die Theorien zur Farbwahrnehmung entscheidend seien, sondern die Frage: „Was machen wir daraus?“ In diesem Zusammenhang ist noch auf das Projekt „Flashback“ (www.farbarchiv.de/flashback) hinzuweisen, das individuellen Farbwahrnehmungen nachgeht, indem anhand von Kindheitserinnerungen neun zentralen Begriffen, wie Mutter, Schule, Freundschaft, jeweils eine Farbe zugeordnet wird. Die Ergebnisse werden archiviert und im Hinblick darauf analysiert, ob und inwieweit bestimmte gruppenspezifische Übereinstimmungen oder Abweichungen vorliegen.
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