Forschende Architektur oder architektonische Forschung oder vielleicht Forschung durch, für oder über Architektur. Varianten zum Titel des Buches, Wortspiele?

Genau in diesen Bedeutungsunterschieden zwischen den Begriffen erschließt sich der Inhalt des Buches. Es geht um das Verhältnis von Forschung in der Disziplin Architektur zu Architektur. In der Einführung werden die Grundlagen des Forschungsbegriffs kurz erläutert und die Besonderheiten und Probleme in der Anwendung in diesem Fach aufgezeigt, die dann an den Arbeiten von fünf Architekten nachgezeichnet werden: Jean Prouvé, Aldo Rossi, Peter Eisenman, Christopher Alexander und Peter Zumthor. Natürlich trennen die fünf bezüg­lich ihrer Methoden Welten. Um jeweils den Zusammenhang von Forschung und Planung darzustellen, entwickeln die Autoren ein Diagramm, in dem die Ar­beits­schritte deutlich werden können. Der Versuch allein macht stutzig, aber seinen Zweck erfüllt dieses Diagramm tatsächlich. Die Unterschiede der persönlichen Arbeitsweisen lassen sich darin plausibel darstellen. Die naheliegende Vermutung, dass es immer eine Lücke, einen Bruch oder einen Gegensatz zwischen Theorie und Praxis gibt, findet sich bestätigt. Interessant dabei ist, wo und auf welche Weise er sich zeigt. Womit genau sich die fünf Architekten in ihren Forschungen beschäftigen, wird leider nur in Stichpunkten benannt.
Das Buch schließt mit einer Diskussion, die das Thema zwar vertieft, in der aber mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet werden. Alles in allem bietet das kleine Büchlein einen interessanten, kurzen Abriss der Problematik Forschung in der Architektur und Architektur als Forschung und ist, bei dem ab­strakten Thema nicht selbstverständlich, gut lesbar.