Bauwelt

Handbuch und Planungshilfe Architekturzeichnungen

Handwerkszeug Zeichenbuch II

Text: Landes, Josepha, Berlin

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Handbuch und Planungshilfe Architekturzeichnungen

Handwerkszeug Zeichenbuch II

Text: Landes, Josepha, Berlin

Zum Zeichnen geboren. Der eine Architekt mag seine Berufswahl einem Kribbeln in den Fingerspitzen verdanken, über dem anderen schwebt der Bleistift wie das Schwert des Damokles. Im digitalen Zeitalter stehen zahlreiche Hilfsmittel zur Verfügung, die das Handicap kaschieren helfen, denn eine Einschränkung stellt die Unfähigkeit zu zeichnen für architektonisches Arbeiten zweifelsohne dar.
Das unterstreichen sowohl Eric J. Jenkins in „Drawn to Design“ als auch das von Natascha Meuser herausgegebene „Handbuch und Planungshilfe Architekturzeichnungen“.

Das CAD ist weder wegzudenken noch wegzuwünschen, doch der Handzeichnung wohnt eine nicht zu verleugnende Kraft inne. Eine Art mit der Hand zu denken lerne der fleißige Zeichner, die den Entwurfsprozess maßgeblich vorantreibe, so Jenkins. Eine Art zu denken, die jeder lernen könne, bestärkt er seine Leser.

Jenkins, der in Washington D.C. Entwerfen, Analytisches Zeichnen und Forschungsmethodik lehrt, richtet sich an alle, die ihre Zeichentechnik und -methodik verbessern wollen. Übung mache den Meister – beim Zeichnen sei das nicht anders als beim Musizieren und Boxen. Zu Beginn seines Buches reflektiert er die eigenen Zeichenanfänge. Anhand einer feinen Skizze der Hagia Sophia erklärt er, was nicht Anliegen seines Kurses ist. Die analytische Architekturzeichnung zeige eben nicht, was zu sehen ist, sondern das, was ein Gebäude oder eine gebaute Situation im Innersten zusammenhält. Seine These bestärken derartige Zeichnungen von ihm und seinen Schülern.

Der Hauptteil des Buches ist der Didaktik gewidmet. Der Lehrer schlägt zahlreiche Übungen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades vor die helfen, Gebäude in Plan, Schnitt, Fassaden, Detail und Umgebung zu durchdenken. Zu jeder stellt er Fragen, deren Antworten sich beim Zeichnen wie von selbst ergeben. Er folgt dabei der Descart’schen These, nach der die Hand unmittelbaren Kontakt zum Gehirn habe.

Dieses Zitat gibt jedoch nicht Jenkins, sondern Augusto Romano Burelli in seinem Beitrag in „Architekturzeichnungen“, dem zweiten hier vorgestellten Buch. Burellis Artikel ist gespickt mit philosophischen Blasen. Es ist jedoch sein von filigranen Rotstiftzeichnungen geleitete Text, der den idealen Brückenschlag zwischen den beiden Büchern herstellt. Brunelli, Professor im italienischen Udine und als Architekt auch in Berlin tätig, bezieht einen äußerst konservativen Standpunkt gegenüber Computergrafik, der durchaus diskussionswürdig ist. Er stimmt aber mit Jenkins überein, dass zeichnerische Reproduktion und Analyse einen wichtigen Beitrag zum Entwurf leisten können.

Neben Brunellis Reflexion stellt die Herausgeberin u.a. Beiträge zur Geschichte der Architekturzeichnung von Klaus Jan Philipp, zum Sammeln von Architekturzeichnungen von Hans-Dieter Nägelke und für Studien- und Planungspraxis hilfreiche Symbolordnungen zur Planzeichnung von Peter Cheret und Isolde Stamm. Zwar ist das Buch matt gebunden, doch es haftet ihm die Aura eines Hochglanzmagazins an, so mager ist die Konzeption. Das Thema „Architekturzeichnung“ ist so generell gehalten, dass es an Logik fehlt, die die durchaus interessanten Aufsätze miteinander verknüpfen könnte. Das Handbuch will zu viel und schafft zu wenig, es verbannt gar das wichtige Kapitel zum geometrischen Konstruieren von Fabio Schilliaci auf wie ein Anhang wirkende, gelbliche Rauhpapierseiten. Das Buch kann nicht mit der subtilen Eleganz von Jenkins’ „Drawn to Design“ aufwarten. Elegant ist bei jenem nicht nur die Wahl des Titels, sondern auch, wie wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Ratschläge miteinander kombiniert werden. Wo „der Jenkins“ sich als Skizzenbuchbegleiter nützlich erweist, komplettiert „Architekturzeichnungen“ farblich schön den Handbuchfächer.
Fakten
Autor / Herausgeber Natascha Meuser (Hrsg.)
Verlag Dom Publishers, Berlin 2012
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aus Bauwelt 4.2013
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