Identität durch Suche
Wulf Architekten
Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz
Identität durch Suche
Wulf Architekten
Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz
Das Stuttgarter Büro wulf architekten wurde 1987 von Tobias Wulf gegründet und wird seit 1996 in Partnerschaft mit Kai Bierich und Alexander Vohl geführt. Die Philosophie des Büros wird in der vergleichenden Betrachtung der drei bekanntesten Entwürfe deutlich: Das adidas Factory-Outlet in Herzogenaurach (2003), die Messe Stuttgart (2007) und das Landesamt für Finanzen in Landshut (2011) sind jeweils so individuell wie menschliche Persönlichkeiten und folgen eindeutig keinem Stil, der als Signature Style des Büros gedeutet werden könnte. Bewegung und Veränderung sind die Grundlagen der Lösungsansätze, von den Architekten selbst als „Identität durch Suche“ beschrieben. Geprägt aber nicht vorgeformt wurden die Partner durch ihre Mitarbeit bei Gottfried Böhm, Joachim Schürmann, Auer + Weber und Günter Behnisch. Grundlage ist nicht eine formale (Büro)Strategie oder der Wunsch nach Wiedererkennbarkeit, sondern der klare Bezug zum Menschen als Ausgangspunkt jedes Entwurfes.
Das umfangreiche Buch zeigt die Bandbreite der Lösungen von wulf architekten anhand von 16 Projekten, die mit wohldosierten Fotos und Plänen dokumentiert werden. Ganz wesentlich tragen zum Verständnis aber auch die Texte von Hubertus Adam, Hans-Jürgen Breuning und der drei Partner bei, die inhaltlich deutlich über die üblichen Objektbeschreibungen hinausreichen. Von Tobias Wulf selbst gibt es am Ende des Buches eine Abhandlung über „Praxis und Lehre“ sowie „Konzeptuelles Entwerfen“.
Wenngleich das Cover des Buches mit seinem relativ weichgezeichneten Foto des adidas Factory-Outlets und dem schwarzen Leinenrücken etwas aus der Zeit gefallen zu sein scheint, lohnt die genaue Betrachtung des spannend und abwechslungsreich dargebotenen Inhaltes. Letztendlich spricht die äußere Erscheinung auch für die darin verborgenen Inhalte, die sich nicht auf gängige Muster reduzieren lassen und in ihrer Bandbreite demonstrieren, dass wulf architekten die gebaute Realität nicht als isolierte Disziplin verstehen, sondern vielmehr als Teil eines vielfältigen kulturellen Kontextes.
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