Kahlfeldt Architekten
Wohnbauten
Text: Hotze, Benedikt, Berlin
Kahlfeldt Architekten
Wohnbauten
Text: Hotze, Benedikt, Berlin
In der Antike galt das Prinzip des Tragens und Lastens: Eine Säule trägt den Architrav. In der Moderne galt das Prinzip des Funktionalismus: Ein tragendes Bauteil ist so gestaltet, wie es seine statische Funktion erfordert. Bei Petra und Paul Kahlfeldt herrscht indes das Prinzip des Versatzstücks: Die Säule kann dorisch, ionisch, korinthisch sein – oder auch ganz fehlen.
Egal, denn sie trägt eh nichts, da der Architrav aus einem auskragenden Stahlbeton-Bauteil besteht, das auch ohne Säule prima hält.
Für diesen Prachtband mit geprägten Lettern auf dem Cover hat das – persönlich grundsympathische – Architekten-Ehepaar Kahlfeldt ein paar Raketenstufen gezündet: Der durch konservativ-kulturpessimistische Rundumschläge gegen zeitgenössische Architektur hervorgetretene Schriftsteller Martin Mosebach steuert einen konservativ-kulturpessimistischen Essay bei, und die beim „Baumeister“ emeritierte Edelfeder Wolfgang Bachmann bekommt listigerweise die Rolle des schellenden Hofnarren zugewiesen. Das ist clever!
Beworben wird in diesem Band eine neo-historistische, klassizierende Wohnarchitektur für reiche Leute, wie sie mittlerweile ernsthaft von Entwurfsprofessoren an führenden deutschsprachigen Architektur-Fakultäten vertreten werden kann. Paul Kahlfeldt sagt: „Ich sehe mich in der Architektur des
frühen Biedermeier. Oder bei der Revolutionsarchi-tektur, bei den archaischen Großformen in ihrer edlen Einfachheit.“ Kahlfeldt hat zu Beginn seiner Karriere den Backstein-Modernisten Hans Heinrich Müller erforscht. Heute probiert er die Schuhe von Boullée, Ledoux und Gilly. Doch es sei hier beklagt: Diese Schuhe sind ihm zu groß. Was als große, noble Geste gedacht ist, landet im Ergebnis beim Adonis aus dem Garten-Center.
frühen Biedermeier. Oder bei der Revolutionsarchi-tektur, bei den archaischen Großformen in ihrer edlen Einfachheit.“ Kahlfeldt hat zu Beginn seiner Karriere den Backstein-Modernisten Hans Heinrich Müller erforscht. Heute probiert er die Schuhe von Boullée, Ledoux und Gilly. Doch es sei hier beklagt: Diese Schuhe sind ihm zu groß. Was als große, noble Geste gedacht ist, landet im Ergebnis beim Adonis aus dem Garten-Center.
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