Nachkriegsmoderne kontrovers
Positionen der Gegenwart
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Nachkriegsmoderne kontrovers
Positionen der Gegenwart
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Parallel zur Spätphase der Nachkriegsmoderne setzte die Wiederentdeckung der Gründerzeitquartiere ein. So gerieten neben den Trabantenstädten in der Peripherie auch in die Innenstädte implantierte Großstrukturen der 60er und 70er Jahre in Verruf. Selbst herausragende Bauten dieser Ära werden kaum gewürdigt.
Der vorliegende Essayband zeigt, wie es zur Pauschal-Verurteilung der Nachkriegsmoderne kommen konnte. Eine durch Adenauers Kommentar zum Kanzlerbungalow, „Ich weiß nicht, welcher Architekt den Bungalow gebaut hat, aber der verdient zehn Jahre“, forcierte Medienkampagne sorgte dafür, dass der für seinen Expo-Pavillon auch international anerkannte Sep Ruf weitestgehend in Vergessenheit geriet. Ab den 60er Jahren entwickelte sich die Kritik an der Moderne im Zuge der Renaissance der Innenstädte zum Selbstläufer. Zeitgenössische Bestseller wie Mitscherlichs „Unwirtlichkeit der Städte“ (1965) beeinflussen die Wahrnehmung dieser Ära bis heute.
Ein Text von Wolfgang Pehnt lässt die „ungewohnten Allianzen“ der 68er Jahre und ihre Folgen für die Architektur Revue passieren: Protestmärsche gegen die Kahlschlagsanierung, an denen „neben langmähnigen Studenten auch alte Damen mit onduliertem weißem Haar“ teilnahmen, öffentliche Diskussionen über die „geplanten Slums“ des sozialen
Wohnungsbaus, klare Fronten, die sich gegen Profitmaximierung, Grundstücksspekulation, Sanierungsverdrängung und Neubaughettos richteten, stattdessen aber für Selbst- und Nachbarschaftshilfe plädierten, Architekten, die als „advocacy planner“ die Reparatur und Umnutzung besetzter Wohnungen betreuten.
Die Beiträge des Bandes fokussieren neben der Frage „Wie viel Substanz braucht ein Bau- oder Kulturdenkmal?“ auch auf verschiedene Strategien für den „Sanierungsfall Moderne“. Ein weiterer Schwerpunkt liegt bei den Bildungsbauten. Diese offenen Strukturen sperren sich nicht nur gegen Energiesparverordnungen, sie bleiben auch beim historisierenden Nachverdichten der Städte oder bei der Umstrukturierung der Hochschulen zu großen Exzellenzclustern auf der grünen Wiese auf der Strecke.
Die 14 Essays machen deutlich, dass es für einen nachhaltigen Umgang mit der Nachkriegsmoderne kein Patentrezept gibt. Der Band präsentiert keine Allround-Lösung. Es wird auch kein permanenter Hilferuf nach der Denkmalpflege laut. Denn es ist klar, dass ein Erhalt dieser Bauten nur gelingen kann, wenn sich die Menschen mit ihnen identifizieren können und ihre Eigenarten und Unverwechselbarkeiten wiederentdecken. Erste Schritte dazu sind, zum grundlegenden Nachdenken über die Nachkriegsmoderne anzuregen und eine offene, vorurteilsfreie Diskussion in Gang zu bringen. Dazu leisten die Essays einen guten Beitrag.
Ein Text von Wolfgang Pehnt lässt die „ungewohnten Allianzen“ der 68er Jahre und ihre Folgen für die Architektur Revue passieren: Protestmärsche gegen die Kahlschlagsanierung, an denen „neben langmähnigen Studenten auch alte Damen mit onduliertem weißem Haar“ teilnahmen, öffentliche Diskussionen über die „geplanten Slums“ des sozialen
Wohnungsbaus, klare Fronten, die sich gegen Profitmaximierung, Grundstücksspekulation, Sanierungsverdrängung und Neubaughettos richteten, stattdessen aber für Selbst- und Nachbarschaftshilfe plädierten, Architekten, die als „advocacy planner“ die Reparatur und Umnutzung besetzter Wohnungen betreuten.
Die Beiträge des Bandes fokussieren neben der Frage „Wie viel Substanz braucht ein Bau- oder Kulturdenkmal?“ auch auf verschiedene Strategien für den „Sanierungsfall Moderne“. Ein weiterer Schwerpunkt liegt bei den Bildungsbauten. Diese offenen Strukturen sperren sich nicht nur gegen Energiesparverordnungen, sie bleiben auch beim historisierenden Nachverdichten der Städte oder bei der Umstrukturierung der Hochschulen zu großen Exzellenzclustern auf der grünen Wiese auf der Strecke.
Die 14 Essays machen deutlich, dass es für einen nachhaltigen Umgang mit der Nachkriegsmoderne kein Patentrezept gibt. Der Band präsentiert keine Allround-Lösung. Es wird auch kein permanenter Hilferuf nach der Denkmalpflege laut. Denn es ist klar, dass ein Erhalt dieser Bauten nur gelingen kann, wenn sich die Menschen mit ihnen identifizieren können und ihre Eigenarten und Unverwechselbarkeiten wiederentdecken. Erste Schritte dazu sind, zum grundlegenden Nachdenken über die Nachkriegsmoderne anzuregen und eine offene, vorurteilsfreie Diskussion in Gang zu bringen. Dazu leisten die Essays einen guten Beitrag.
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