Niemeyer
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Niemeyer
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Warum sollte man eine weitere Publikation über Oscar Niemeyer (1907–2012) empfehlen? Sein beeindruckendes Œuvre – mehr als 700 Projekte, darunter sein seit langem zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörendes Meisterwerk Brasilia – ist doch wirklich hinreichend bekannt?
Ganz einfach, weil dieser handliche Softcover-Band neben einem interessanten, flott lesbaren Text auch mit einigen sonst eher unbekannten Bildstrecken aufwartet. Bereits in den frühen 40er Jahren war Niemeyer ein Star. Sein zweites eigenes Haus (zu sehen mit Familie im Fifties-Look) platzierte er oberhalb des São Conrado Viertels – dem „Beverly Hills“ von Rio de Janeiro – mitten in einen dschungelartig bewachsenen Hang hinein. Er ging ein in die Annalen als der „Mann, der die Kurven liebte“, auch hier umspielen die fließenden Formen von Gebäude und Pool eine markante Felsformation.
Niemeyer war überzeugter Kommunist, die Zentrale der Kommunistischen Partei (PCF) in Paris – eine halb versenkte Kuppel für den Sitzungssaal, flankiert von einem wellenförmigen Hochhaus – errichtete er während seines Exils in Frankreich sogar ohne Honorar. Seine Bauten waren (nicht nur dank seiner Freundschaft zu Hermann Henselmann) Inspiration für zahlreiche DDR-Ensembles. Bereits bei einem flüchtigen Blick auf die Abbildungen, auf die vielen dezidiert modernen Formen der Architektur sowie das präzise Zusammenspiel mit der Kunst fallen einem viele ostdeutsche Pendants ein. Wenn man nicht die Chance hat, sich Niemeyers Bauten einmal vor Ort genauer anzuschauen, sollte man auf die Olympischen Sommerspiele 2016 warten: Dann wird sein für 30.000 Tänzer und doppelt so viele Besucher ausgelegtes Sambadron in Rio als Austragungsort auch im Fernsehen zu sehen sein.
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