Ostwestfalen und Soester Börde | Kunstreiseführer
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Ostwestfalen und Soester Börde | Kunstreiseführer
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Ostwestfalen und die Soester Börde – diese Gegenden stehen nicht gerade im Mittelpunkt allgemeiner Aufmerksamkeit, und als hot spot für Architektur- und Kunst-Aficionados gelten sie schon gar nicht, obwohl sie sehr wohl Bau- und Kunstdenkmäler von überregionaler Bedeutung aufweisen. Dementsprechend überschaubar ist das Angebot an Publikatio-nen, die das Land zwischen A1, A2, A44 und Weser für diese Klientel aufbereiten: Der letzte DuMont-Kunstreiseführer zur Region etwa erschien in den 1980er Jahren und ist nicht mehr im Programm.
Ein neuer Führer aus dem Imhof Verlag schließt diese Lücke. Der Publikation gelingt es mit ihren vielen farbigen, durchweg bei Sommersonne aufgenommenen Fotos, den im Buchladen vielleicht nur eilig Blätternden neugierig zu machen. Die geballte Ladung romanischer, gotischer und barocker Dome und Klöster, Burgen und Schlösser, der Beispiele der sogenannten Weserrenaissance und all der bis zur Alterslosigkeit präparierten Fachwerkhäuser zeichnet allerdings ein Antlitz, in dem die zumindest im Westfälischen unübersehbare (Architektur-)Ödnis aus provinziell verschlichteter Nachkriegsmoderne und aufgeblasener, Städte und Landschaften beschädigen- der Infrastruktur ausgeblendet bleibt. Das kann man dem Buch und seinem Autor nicht vorwerfen, es ist schließlich ein Kunstreiseführer, wer sich aber zu einem Besuch verführen lässt, sollte an den Kontext zumindest der städtischen Objekte nicht allzu hohen Anspruch stellen. Oder sicherheitshalber seine Reise dort beginnen lassen, wo das Buch aufhört: im bis 1947 selbständigen Fürstentum Lippe. Hier, wo der Zweite Weltkrieg und der Modernisierungswahn der 60er Jahre weit weniger gewütet haben als in Bielefeld und Paderborn, lassen sich etwa in Detmold und erst recht in Lemgo geschlossene Stadtbilder begutachten, die von einer Gesellschaft Zeugnis geben, die die herausragenden Einzelwerke entstehen ließ.
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