Rathaus Reutlingen
Bestandsaufnahme(n)
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Rathaus Reutlingen
Bestandsaufnahme(n)
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Vor zwei Jahren waren im Reutlinger Rathaus, dessen Saalbau soeben frisch saniert worden war, Fotos des Gebäudes aus zwei Epochen einander gegenübergestellt: Bilder der Fotografin Rose Hajdu aus der Gegenwart, Bilder des Fotografen Gottfried Planck aus der Zeit der Fertigstellung.
Die Einladung zur Eröffnung der Schau, die uns Rose Hajdu damals schickte, war Anstoß für eine Recherche, die im Bauwelt-Doppelheft 40–41.2012 zur Diskussion um die Rathausgebäude der Nachkriegsmoderne münden sollte.
Vorliegende Publikation stellt das Gebäude-Porträt der Fotografin nun in einem sehr viel größeren Umfang vor, ergänzt um Fotos von Planck; zwei Texte von Arno Lederer, der die handwerkliche Brillanz des von den Architekten Tiedje & Volz geplanten Ensembles hervorhebt, und Adrian von Buttlar, der die Architektur als Beispiel eines Bauens für die Demokratie würdigt, sowie ein Grußwort der Bürgermeisterin sind den Bildern vorangestellt. Diese sind dramaturgisch geschickt arrangiert; Totalen wechseln mit Nahaufnahmen, Frontalansichten mit perspektivischen Verkürzungen. Der Reichtum der Eindrücke, die diese auf den ersten Blick spröde Architektur entfalten kann, wird dank dieses aufgeklärtes Blicks deutlich – eine „Schule des Sehens“, wie es im Grußwort heißt.
Dass nach dieser Publikation, die dem Ensemble eine solche Referenz erweist, noch irgendein Lokalpolitiker dem Einfall erliegen kann, Teile des Gebäudes für den Bau eines Einkaufszentrums zu versilbern, scheint ausgeschlossen. Wichtig ist die Publikation aber auch für die von der Bürgermeisterin angedeutete Sanierung der beiden Verwaltungstrakte: als Dokumentation einer Qualität gerade im Ausbau und in der Möblierung, die anstehende Baumaßnahmen unbedingt achten sollten.
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