Bauwelt

Rietveld-Monografie

Dicht am Original

Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz

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Rietveld-Monografie

Dicht am Original

Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz

Die klassische Moderne hat eine Vielzahl von Möbeln hervorgebracht, die auch heute noch durch ihr De­sign bekannt sind. Beeinflusst durch den holistischen Anspruch des Bauhauses, de Stijls oder des russischen Konstruktivismus, aber auch magels passender Möbel entwarfen Architekten die guten Stücke für ihre „Gesamtkunstwerke“ gleich mit.
Der gelernte Tischler Gerrit Rietveld avancierte genau in anderer Richtung zu einer Ikone der Moderne: Interessiert an neuen Techniken und Materialien, fügte der Dreißigjährige 1918 aus 17 Einzeltei­-len seinen Lattenlehnstuhl, der erst 1923, in seiner farbigen Fassung, als Rot-Blauer Stuhl zu Weltruhm gelangte. Mit der Vollendung des Schröder-Hauses in Utrecht im Jahre 1924 etablierte sich Rietveld auch als Architekt, was dazu führte, dass er 1925 seine Tischlerwerkstatt an einen Mitarbeiter verkaufte, um sich mit ganzer Energie der Architektur zu widmen. Er hatte bereits in der ersten Lebenshälfte die beiden Entwürfe verfasst, die mehr als alle anderen sein Schaffen verkörpern.
Die passend zur Rietveld-Retrospektive im Vitra Design Museum in Weil am Rhein (Heft 25.12) vor­gelegte deutsche Fassung von Ida van Zijls Monografie zeigt das gesamte Schaffens- und Lebensspek­trum Rietvelds. Zeitgeschichtliche Einbindungen, biografische Details und eine Vielzahl historischer Fotos zeichnen ein vielschichtiges Bild dieser einflussreichen Persönlichkeit. Auch als Architekt widmete sich Rietveld weiterhin dem Möbeldesign, das sich zunehmend zu technischen Variationen aus Stahlrohr entwickelte. Eines der bekanntesten Beispiele hierfür ist sicher der ebenfalls zum Klassiker gewor­denen Zig-Zag Stuhl (1932). Auf die Innenausbauten der frühen Jahre folgten zahlreiche Wohnhäuser, Industrie- und Wohnungsbauten sowie repräsentative Bauaufgaben wie der „Sonsbeek Pavilion“ in Arnhem, das Van-Gogh-Museum in Amsterdam und Ausstellungshallen.
Trotz seiner großzügigen Aufmachung ist diese Monografie kein klassisches Architekturbuch, das chronologisch die Bauten auflistet und mit Zeichnungen dokumentiert. Sämtliches Planmaterial besteht aus originalen Zeichnung, Skizzen und Modellen, wodurch ein sehr persönliches Bild des Architekten
und seines Schaffens entsteht. Einen Schwerpunkt bildet natürlich auch hier das Schröder-Haus, aber nicht nur weil es sein bekanntestes und wichtigstes Werk war, sondern sein Lebensmittelpunkt. Mit der Bauherrin Truus Schröder verband ihn seit dem ersten Treffen im Jahre 1921 eine lebenslange Partnerschaft, und im Schröder-Haus ereilte ihn auch am Tage nach seinem 76. Geburtstag ein tödlicher Herzinfarkt.
Fakten
Autor / Herausgeber Ida van Zijl
Verlag Phaidon Verlag, London/Berlin 2012
Zum Verlag
aus Bauwelt 45.2012
Artikel als pdf

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