Rudolf Horn: Gestaltung als offenes Prinzip
Text: Hirnstein, Kendra, Berlin
Rudolf Horn: Gestaltung als offenes Prinzip
Text: Hirnstein, Kendra, Berlin
Rudolf Horn hat sich in der DDR damit beschäftigt, günstig individuell erweiterbare Möbel zu schaffen. Er erzählt von seiner Zeit als Gestalter, von den Herausforderungen, Möglichkeiten und immer wieder vom kreativen Umgang mit Restriktionen.
Inspiriert unter anderem von Bauhaus und Neuer Sachlichkeit, begegnete Horn dem Massenbedarf an Wohnraum und -ausstattung nach dem Krieg mit einer neuen, schlichten Zweckmäßigkeit, die trotz Rentabilität in der Produktion für den einzelnen Anwender schön und individuell sein sollte.
So entstanden zum Beispiel Mustereinrichtungen für das „Experiment Plattenbau“ Anfang der 60er Jahre, bestehend aus An- und Aufbauteilen, die es erlaubten, immer wieder neu zusammengestellt zu werden. Daraus ging wenig später das Montagemöbel „MDW“ (Möbelprogramm Deutsche Werkstätten) hervor, das 25 Jahre lang produziert wurde und in unzähligen Wohnungen der DDR seinen Platz fand – leider häufig als immergleiche Schrankwand, da aus Kostengründen nur wenige Teile produziert wurden, was den Gestaltungsspielraum empfindlich reduzierte.
Noch einen Schritt weiter gingen Horn und seine Kollegen mit der variablen Wohnung, in die man sich durch flexible Innenwände und Möbel sein Nest nach eigenen Bedürfnissen und Vorlieben bauen konnte. Es blieb allerdings beim Pilotprojekt, denn Wohnungsämter, Bauwesen, Industrie und Handel blockierten sich gegenseitig.
Statt aufzugeben, entwickelte der Autor als Antwort auf ökonomische Zwänge die „Einfachmöbel“ aus Spanplatten und Stützen mit Schraubverbindungen, einfach und schnell ohne Werkzeug flexibel zu montieren und umzubauen. Das „Bekenntnis zur Spanplatte“ äußerte sich auch in Mitnahmemöbeln – Stühlen, Schränken, Schreibtischen – so wie im Westen bei Ikea.
Das Buch gewinnt durch die viele Abbildungen, seine klare grafische Gestaltung und die persönliche Stimme des Autors, der die Zeit seines Wirkens und die damit verbundenen Herausforderungen und Nöte lebendig werden lässt. Ein wenig befremdlich wirkt das Nachwort, worin Horn, für den immer die (bezahlbare) „Manifestation des Einfachen“ im Vordergrund stand und steht, sich unter anderem mit dem Stichwort „Vermüllung“ gegen die heutige, für ihn rückwärts gerichtete Wohnkultur wendet. Bedarf solle gedeckt, nicht „unnötiger Putz“ für stetig steigenden Konsum produziert werden – das wird der heutigen Vielseitigkeit nicht gerecht.
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