Soziale Mischung in der Stadt
Case Studies – Wohnungspolitik in Europa – Historische Analyse
Text: Schultz, Brigitte, Steglitz
Soziale Mischung in der Stadt
Case Studies – Wohnungspolitik in Europa – Historische Analyse
Text: Schultz, Brigitte, Steglitz
Städtische Segregation ist ein globales Phänomen. Während diese Ausgabe der Stadtbauwelt auf Deutschland fokussiert, liefert die Publikation der Wüstenrot Stiftung eine Übersicht über die Polarisierung in Stadtgesellschaften weltweit. Kern des Buchs bilden eine Vielzahl an Fallstudien aus 14 Ländern (inklusive Deutschland), die die Herausgeber in über vierjähriger Forschung zusammengetragen haben.
Diese sind angenehm kurz gehalten und bieten so viele Möglichkeiten zum Quereinstieg. Neben neuen Erkenntnissen zu alten Bekannten wie den USA (wer hat z.B. schon von „chinesische Ethnoburbs“ oder einer Stadt nur für Katholiken gehört?) findet sich hier Unerwartetes wie die „städtischen Dörfer“, die in China für Migranten enstehen, während Reiche sich in dorfartige Stadtviertel zurückziehen. Interessant sind die unterschiedlichen Dynamiken und kulturellen Hintergründe, die in den verschiedenen Regionen zu räumlich ähnlichen Formen wie der Gated Community geführt haben.
Eingerahmt werden die Länderstudien durch die Auswertung von Interviews mit Entscheidungsträgern deutscher Wohnungsunternehmen und von Stadtplanungsbehörden sowie einem ausführlichen historischen Teil. Letzterer fächert die Geschichte der sozialräumlichen Mischung und Segregation in Deutschland seit dem Mittelalter eindrucksvoll auf und zeigt, auf welche Vorläufer sich unser heutiges Ideal der „sozialen Mischung“ bezieht. In einem Exkurs wird hier erstmals der Allgemeinplatz vom „gemischten Berliner Mietshaus“ des Kaiserreichs empirisch geprüft. Dank der opulenten Ausstattung des Buchs mit vielen Fotos und einheitlich aufbereiteten Plänen liest man die 440 inhaltsschweren Seiten durchweg gerne.
0 Kommentare