Teresa Moller
Pars pro toto; denn ob Weingut, Hotel mit Landwirtschaft, Haus am Meer, im Wald oder in den Bergen, Teresa Moller findet selbst für Bewässerungsprobleme poetische Lösungen, die ihre tiefe Verbindung mit dem jeweiligen Ort offenbaren.
Text: Reimers, Brita, Berlin
Teresa Moller
Pars pro toto; denn ob Weingut, Hotel mit Landwirtschaft, Haus am Meer, im Wald oder in den Bergen, Teresa Moller findet selbst für Bewässerungsprobleme poetische Lösungen, die ihre tiefe Verbindung mit dem jeweiligen Ort offenbaren.
Text: Reimers, Brita, Berlin
Wann geht das nächste Flugzeug nach Chile, fragt man, noch bevor man das Buch ganz durchgeblättert hat. Wer ist diese Frau, die die erste Seite ihres riesenformatigen Buches durch eine hingebungsvolle Danksagung den Mitwirkenden und Auftraggebern widmet? Vor allem aber, was sind das für atemberaubende Arbeiten? Landschaft als Poesie! Landschaft, die vor jedem Eingriff beobachtet und verstanden ist: was sie ursprünglich gewesen sein könnte, was sie durch Bewegungen der Natur oder durch Menschenhand wurde, was sie ist, was sie immer sein wird und was sie werden könnte.
Teresa Moller, die in den Bergen Chiles geboren ist, kennt und liebt ihr Land. Ihre Gestaltungen könnte man als Versuch verstehen, der Erde, die uns trägt und ernährt, näher zu kommen, mit ihr zu kommunizieren. Niemals dominant, immer poetisch bringt sie durch einfache, aber markante Eingriffe, die mit der Grundtypologie und dem Gebrauch korrespondieren, die Schönheit eines Ortes zur Geltung. Schön, weil es wahr ist.
Punta Pite, ein zwanzig Kilometer langer, ins Meer ragender felsiger Küstenstreifen, 150 Kilometer nördlich von Santiago mit einem Wanderweg. Wo das Areal einfach zu begehen ist, ließ Teresa Moller die Landschaft unberührt. Wo es zugänglich gemacht werden musste, baute sie Stufen, Wege und Treppen hinein. Wie eine Gärtnerin Saatrillen oder Beetkanten mit Pfählen und Schnüren absteckt, markierte Teresa Moller auf der unebenen Felsenlandschaft geometrische Formen aus klaren strengen Linien, in die sie aus dem Granitfels geschnittene Steine montieren ließ; exakte Steinmetzarbeit aus im unregelmäßigen Verband präzise zusammengefüg-ten Steinen. Dieser zugleich bescheidene und kraftvolle Eingriff erzeugt eine aufregende Spannung zwischen wilder Landschaft und regelhafter Gestaltung. Sie erscheint wie ein Dia-log mit der Küstenlandschaft, zu der Teresa Moller auch den Wanderer einlädt, der auf einer Treppe sogar riskiert, von Wellen bespritzt zu werden – wenn er dann an diese Stelle kommt. Kein Wegweiser leitet ihn. Nach dem Wunsch der Gestalterin sollen die Wege und Treppen den Wanderer leiten, die Küstenlandschaft zu erfahren und sie von verschiedenen Orten aus zu betrachten, so dass er „die Sonne, den Schatten und den Wind“ fühlt.
Kontrapost zu dieser steinernen Welt ist der Parque de la Punta mit seinen alten Zypressen, Orchideen und anderen einheimischen, zu verschiedenen Jahreszeiten blühenden Arten; ein Ort, der eigentlich für eine andere Nutzung bestimmt war, den Teresa Moller aber als möglichen Ausgangs- und Endpunkt der Wanderungen als wesentlich für ihre Gesamtgestaltung erachtete. Ihr tiefer Respekt gegenüber der Pflanzenwelt zeigt sich auch an einem Bach, der die Felsenlandschaft durchquert. Nach der Untersuchung durch eine Botanikerin entschied die Landschaftsarchitektin, alle für das Meeresklima typischen Bäume, Büsche, Kakteen und Sukkulenten sorgfältig zu erhalten, notfalls auch durch Änderung der geplanten Wegführung. Dass die Skulpturen der hinzugezogenen Bildhauer aus lokalem Stein geschaffen und sehr einfach sind, braucht man kaum noch zu erwähnen.
Pars pro toto; denn ob Weingut, Hotel mit Landwirtschaft, Haus am Meer, im Wald oder in den Bergen, Teresa Moller findet selbst für Bewässerungsprobleme poetische Lösungen, die ihre tiefe Verbindung mit dem jeweiligen Ort offenbaren.
Diesen minimalistischen Gestaltungen großer Areale korrespondieren die in ihrer Farbintensität reduzierten und einander angeglichenen, häufig zwei Seiten überspannenden Fotografien des schönen, leinengebundenen Buches. Der Text der Argentinierin Jimena Martignoni wird zweisprachig geboten. Glücklich der spanischkundige Leser, da die englische Übersetzung die Intention nicht trifft, wenn sie espíritu (Geist) mit goal übersetzt und sanar (heilen) mit repair: The goal of this project was to repair the landscape after construction had ruined it. Aber ungleich inspirierender ist es ohnehin, sich in die Geschichten erzählenden Landschaften der chilenischen Architektin zu versenken!
0 Kommentare