Towards a Typology of Soviet Mass Housing
Reich mit Fotos, Grundrissen und zahlreichen Spezialzeichnungen illustriert, vermittelt der Katalog ein erstaunlich facettenreiches Bild „der Platte“ im sowjetischen Massenwohnungsbau
Text: Hamm, Oliver G., Berlin
Towards a Typology of Soviet Mass Housing
Reich mit Fotos, Grundrissen und zahlreichen Spezialzeichnungen illustriert, vermittelt der Katalog ein erstaunlich facettenreiches Bild „der Platte“ im sowjetischen Massenwohnungsbau
Text: Hamm, Oliver G., Berlin
Nicht nur die Städte im Osten Deutschlands, sondern große Teile Osteuropas werden auch drei Jahrzehnte, nachdem der Eiserne Vorhang durchlässig zu werden begann, noch wesentlich von seriellen Wohnbauten geprägt. Diesem – vom Volumen her bedeutendsten – Teil der „Ostmoderne“ insbesondere in der damaligen Sowjetunion, die in dieser Hinsicht Vorreiter und Impulsgeber für alle sozialistischen Bruderstaaten war, haben sich bislang nur wenige Studien gewidmet. Philipp Meuser und sein – gemeinsam mit Natascha Meuser geführter – Verlag DOM publishers haben sich nun der systematischen Aufarbeitung dieses bislang unterschätzten Forschungsgebietes angenommen und es für ein breites Publikum verständlich aufbereitet.
„Towards a Typology of Soviet Mass Housing“ – bislang liegt nur eine englischsprachige Ausgabe vor – ist zweigeteilt. Der erste, von Philipp Meu-ser verfasste Teil des Buches („Typology“) ist eine Übersetzung des Kapitels „Zehn Parameter für eine Typologie der Typenprojekte“ aus dem bereits 2015 – auf Deutsch – bei DOM publishers erschienenen Buch „Die Ästhetik der Platte. Wohnungsbau in der Sowjetunion zwischen Stalin und Glasnost.“ Auf 150 Seiten, die reich und nahezu identisch mit der deutschen Erstveröffentlichung illustriert sind, gibt der Architekt, Verleger und Autor eine Einführung in die Organisationsstrukturen im sowjetischen Bauwesen, in die Themen Normen und Konstruktionsarten des seriellen Wohnungsbaus, in industrielle Fertigungsprozesse inklusive Montage der Bauelemente und auch in die gestalterische Vielfalt des Fassadenschmucks sowjetischer Plattenbauten. Im zweiten, vom Architekten und Autor Dimitrij Zadorin verantworteten Teil („Catalogue“) werden die wichtigsten 25 von insgesamt weit über 400 Wohnungsbau-Serientypen detailliert vorgestellt. Sie sind – entsprechend den Veröffentlichungen sowjetischer Konstruktionsnormen und -regeln (SNiP) – in drei Generationen eingeteilt und datieren ab dem Jahr 1958, in dem die ersten Großplattenserien eingeführt wurden, bis 1985, als ein neues SNiP die vierte Generation einläutete, die aber erst nach dem Ende der Sowjetunion wesentlich das Baugeschehen bestimmte. Dimitrij Zadorin gewährt sehr detaillierte Einblicke in die Konstruktion sowie in die Grundriss- und Formvarianten jedes einzelnen Serientyps, in seine technischen und ökonomischen Potenziale und Schwächen und auch in den jeweiligen politischen und industriellen Kontext, in dem er entstand. Reich mit Fotos, Grundrissen und zahlreichen Spezialzeichnungen illustriert, vermittelt der Katalog ein erstaunlich facettenreiches Bild „der Platte“ im sowjetischen Massenwohnungsbau, der noch heute den Alltag von mehr als 170 Millionen Menschen prägt. Der Band insgesamt ist unbedingt empfehlenswert!
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