Was vom Lande übrig blieb. Eine untergegangene Epoche – fotografiert von Arnold Lühning
Text: Kasiske, Michael, Berlin
Was vom Lande übrig blieb. Eine untergegangene Epoche – fotografiert von Arnold Lühning
Text: Kasiske, Michael, Berlin
Mancher mag Arnold Lühning belächelt haben, wenn er mit seinem Opel Kapitän, später einem Renault, in den Dörfern Schleswig-Holsteins auftauchte und fotografierte. Heute blicken wir gerührt auf seine zwischen 1958 und 1988 entstandene „Volkskundliche Landesaufnahme“, aus der eine Auswahl jetzt erstmals publiziert worden ist.
Als Kustos für Völkerkunde und Kulturgeschichte am Landesmuseum verstand sich Lühning (1923–2002) nicht nur als „Plünnenkerl“, der „von Haus zu Haus gehen sollte, um ausgedientes Gerümpel volkskundlich relevanter Art einzusammeln“. Weitsichtig begann er in den 50er Jahren mit dem Aufbau eines Bauernhausarchivs. Sein Ziel war die vollständige Inventarisierung, weshalb er die Gemeinden bat, ihm alle vor 1850 errichteten Gebäude anzuzeigen, deren Abriss bevorstand.
Gebäudetypen sind Katen, Deicharbeiterhäuser und unzählige Höfe, bei denen Mensch, Vieh und Vorräte unter einem großen Dach vereint waren; die dominierenden Baustoffe sind Fachwerk, Ziegelstein und mit Reet gedeckte Dächer. Die schmucklosen Bauten spiegeln die Armut Schleswig-Holsteins wider, dessen Einwohnerzahl sich nach dem Krieg durch die Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten verdoppelt hatte. Die dichtere Besiedlung und die folglich intensivere Landwirtschaft beförderten den Niedergang der ursprünglichen Profanbauten.
Die Autoren haben ihre Auswahl aus insgesamt über 45.000 Aufnahmen in die vier Kategorien „Intakt“, „Umbau“, „Verfall“ und „Abbruch“ gegliedert. Abbruch? Im Zustand des Ausweidens offenbaren die ländlichen Architekturen eine Einfachheit in Konstruktion und Material, nach der man sich dereinst sehnen wird, wenn erst die Wärmedämmverbundsysteme entsorgt werden müssen.
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