Bauwelt

Belebte Substanz

Umgebaute Bauernhäuser im Bregenzerwald

Text: Friedrich, Jan, Berlin

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Belebte Substanz

Umgebaute Bauernhäuser im Bregenzerwald

Text: Friedrich, Jan, Berlin

Mit umgebauten Bauernhäusern im Bregenzerwald befasst sich das Buch „Belebte Substanz“. Das scheint auf den ersten Blick ein sehr spe­zielles Spezialthema zu sein. Ist es auch – und wiederum doch gar nicht. Aber der Reihe nach.
Siebzehn traditionelle Bregenzerwälder Bauernhäuser, die in den letzten Jahren moder­nisiert und den Bedürfnissen ihrer Bewohner angepasst wurden, stellt der 200-seitige Band vor. Seine beiden Autoren wissen, wovon sie schreiben: Florian Aicher, Bauwelt-Lesern als Autor wohlbe-kannt, befasst sich seit Jahren mit dem, was den Bregenzerwald so besonders macht: mit der Architektur, dem Handwerk, der Landschaft, den Menschen. Hermann Kaufmann, gebürtiger Bregenzerwälder, ist einer der bekanntesten Architekten der Region, seit einigen Jahren zudem Inhaber eines Lehrstuhls für Holzbau an der TU München und Bauwelt-Lesern ebenfalls bestens bekannt.
Mit wunderbar zu lesenden Texten, Fotos der modernisierten Bauten (auf denen auch mal die Bewohner zu sehen sein dürfen) und sorgfältig gezeichneten Plänen, die den Zustand der Häuser sowohl vor als auch nach dem Umbau zeigen, präsentieren Aicher und Kaufmann die Häuser. Deren Spannweite reicht von der behut­samen Erneuerung über den Umbau ehemaliger Wirtschaftsteile des Hofes für Wohnzwecke bis hin zu Abriss und Neubau nicht mehr zu rettender Teile eines Gebäudes.
Das Credo von „Belebte Substanz“: Ein Bregenzerwälder Haus war immer schon ein lebendiger Organismus, wie Aicher in seinem einleitenden Essay überzeugend ausführt, es wurde über die Jahrhunderte hinweg stets erneuert, angepasst, umgebaut. Es gibt also gar keinen Grund, ein solches Haus mit einem Mal „denkmalgerecht“ zu musealisieren, in einem irgendwie vermu­teten „ursprünglichen“ Zustand einzufrieren. Wie es inzwischen allzu häufig versucht wird. Mit dieser Botschaft – und den durchweg überzeugenden Projekten – lässt sich „Bregenzerwälder Haus“ natürlich gedanklich austauschen gegen viele Arten von Gebäuden, die Architekten dieser Tage so umbauen. Das Buch bietet Anregungen für jeden, der mit alter Substanz zu tun hat. Und, so allgemeinverständlich wie es aufgemacht ist, taugt es auch dazu, nach einer Besprechung beim (potenziellen) Bauherrn unauffällig auf dem Tisch liegengelassen zu werden. Manchem Vertreter des Denkmalschutzes sollte man es ganz offensiv in die Hand drücken.
Fakten
Autor / Herausgeber Florian Aicher und Hermann Kaufmann
Verlag DVA Verlag, München 2015
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aus Bauwelt 16-17.2016
Artikel als pdf

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