[phase eins]
Die Architektur von Wettbewerben 2006–2008
Text: Kasiske, Michael, Berlin
[phase eins]
Die Architektur von Wettbewerben 2006–2008
Text: Kasiske, Michael, Berlin
Sogenannte preußische Tugenden wie Zuverlässigkeit, Unbestechlichkeit und Freimut sind die Voraussetzungen für die Vergabe von Leistungen an den
geeigneten Anbieter. Dass solche Redlichkeiten unabdingbar sind, um Fairness und Transparenz für Auftraggeber und Bieter gleichermaßen zu gewährleisten, hat sich gerade bei internationalen Architekturwettbewerben herumgesprochen.
geeigneten Anbieter. Dass solche Redlichkeiten unabdingbar sind, um Fairness und Transparenz für Auftraggeber und Bieter gleichermaßen zu gewährleisten, hat sich gerade bei internationalen Architekturwettbewerben herumgesprochen.
Über die von ihnen betreuten und deren Ergebnisse haben Benjamin Hossbach und Christian Lehmhaus, Partner des Berliner Büros [phase eins], nun einen zweiten Band vorgelegt. (Band 1, 1998–2005, in Bauwelt 11.07) Nicht von ungefähr bilden Verfahren im Ausland einen Schwerpunkt dieser Präsentation, un-
ter anderem mit Aufgaben wie einem neuen Regierungszentrum für die libysche Hauptstadt Tripolis oder der städtebaulichen und verkehrstechnischen Entwicklung eines 65 Hektar großen Areals im saudi-arabischen Mekka zu einem Quartier, wofür nach-einander Städtebau-, Architektur- und Ingenieurwettbewerbe ausgelobt wurden. Ein an beiden Jurys beteiligter Architekt sah als wichtigste Aufgabe die Diskussion über die in den Sitzungen zutage tretende Kluft in der Ikonografie, etwa zwischen dem verschwenderischen Auftreten islamischen Interieurs und dem Purismus des Westens.
ter anderem mit Aufgaben wie einem neuen Regierungszentrum für die libysche Hauptstadt Tripolis oder der städtebaulichen und verkehrstechnischen Entwicklung eines 65 Hektar großen Areals im saudi-arabischen Mekka zu einem Quartier, wofür nach-einander Städtebau-, Architektur- und Ingenieurwettbewerbe ausgelobt wurden. Ein an beiden Jurys beteiligter Architekt sah als wichtigste Aufgabe die Diskussion über die in den Sitzungen zutage tretende Kluft in der Ikonografie, etwa zwischen dem verschwenderischen Auftreten islamischen Interieurs und dem Purismus des Westens.
Wer einmal Verfahren im Ausland recherchiert hat, weiß das am hiesigen Wettbewerbswesen geschulte Vorgehen zu schätzen: Auslobung, Protokolle der Kolloquien und Sitzungen innerhalb eines verbindlichen Prozedere sind selbstverständlich. Der tschechische Juror Vladimir Šlapeta macht zwar die formalisierten Verfahren und die daraus resultierenden Rechtsstreitigkeiten verantwortlich für den Verlust der Diskussion über architektonische Qua-lität. Doch dass Wettbewerbsskizzen wie die von Jørn Utzon für das Opernhaus in Sydney heutzutage keine Chance mehr auf Prämierung haben, liegt vielmehr an den in Wettbewerben zuhauf vorgelegten geschwätzigen Bildern. Dieses trügerische „What you see is what you get“ hat seinen Ursprung leider auch im Misstrauen der Bauherren gegenüber der Kompetenz von Fachjuroren.
Eine Nachlässigkeit in dem Kompendium ist der fehlende Verweis auf die Richtlinien für Planungswettbewerbe (RPW 2008). Diese entschlackte Fassung der früheren Grundsätze (GRW) wurde zum Jahresbeginn eingeführt, um auch privaten Bauherren ein Regelwerk an die Hand zu geben. Ohne Zweifel werden Hossbach und Lehmhaus es in Zukunft zu nutzen wissen. Der dritte Band wird davon berichten.
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