Masterplan Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde
Text: Spix, Sebastian, Berlin
Masterplan Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde
Text: Spix, Sebastian, Berlin
Das 1952 gegründete Bundesarchiv archiviert das politische Schrift- und Filmgut des Bundes und der DDR sowie andere Dokumente, zum Beispiel von Vereinen. Trotz Digitalisierung und Internet wächst das Bundesarchiv allein an seinen vier Berliner Standorten jährlich um vier bis sechs Regalkilometer.
Um in der Hauptstadt als „moderne Dienstleistungseinrichtung für Öffentlichkeit, Forschung und Verwaltung“zu erscheinen, möchte sich die Behörde hier künftig nur noch auf zwei Standorte konzentrieren: in Dahlwitz-Hoppegarten, wo das Filmarchiv Quartier bezogen hat, und in Berlin-Lichterfelde, wo seit 1994 provisorisch bereits die Abteilungen „Reich“ und „DDR“ untergebracht sind.
Auf dem derzeit noch eingezäunten, 12 Hektar großen Gelände der ehemaligen Kadettenanstalt in Berlin-Lichterfelde befinden sich Gebäude aus der Gründerzeit, aber auch Bauten aus der NS-Zeit und der Zeit der Besatzung durch die amerikanischen Streitkräfte. Derzeit entsteht für das Bundesarchiv ein neues Magazingebäude nach Plänen von Stephan Braunfels, der 2002 im Anschluss an ein übereiltes VOF-Verfahren beauftragt worden war.
Wie man auf dem Gelände sukzessive weitere Bauten integrieren und zugleich öffentliche Grünflächen für die Bewohner des umliegenden Wohngebietes anbieten kann, darum ging es in einem städtebaulich-landschaftsplanerischen Wettbewerb, den das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR) Ende vergangenen Jahres ausgelobt hatte. Aus einem Bewerbungsverfahren ausgewählt wurden sechs Arbeitsgemeinschaften aus Architekten und Landschaftsarchitekten bzw. Stadtplanern, die einen Masterplan für die Erweiterung des Archivs sowie ein Grünflächenkonzept erarbeiten sollten.
Sorgfältig gruppieren alle drei Preisträger rechteckige Magazin- und Verwaltungsgebäude in das Wettbewerbsgebiet. Schweger Architekten und Hager Landschaftsarchitektur (1. Preis) konzentrieren sie im Südwesten des Areals und überziehen ihren Plan mit einem Wegenetz, das sich in seinem rhythmischen Wechsel zwischen Bebauung und Freiraum zu einem Ganzen fügt. Die Jury lobte, dass sie das gesamte Areal für die Öffentlichkeit zugängig machen wollen. Die beiden dritten Preisträger hingegen wollen den südlichen Teil nur dem Bundesarchiv öffnen. ST raum a. und Kleihues + Kleihues (3. Preis) trennen die Neubaubereiche zudem durch eine ostwestlich verlaufende Freiraumachse, wodurch interne Arbeitsabläufe gestört würden, so die Jury. Das Büro Station C23 (3. Preis) gliedert das Gelände durch drei Bänder: Ein entlang der nördlichen Grundstücksgrenze verlaufendes „Campusband“ soll die Besucher zum zentralen Magazingebäude führen, ein U-förmiges „Waldband“ das Gelände von der südlich gelegenen Wohnsiedlung abgrenzen. Mit diesem ying-yang-artig verschränkt ist das „Archivband“.
Die Jury empfiehlt einstimmig den Vorschlag der 1. Preisträger als Grundlage für einen Bebauungsplan. Spätestens 2020 müsste eine erste Erweiterung folgen, dann wird die derzeitig vorhandene Archiv-Kapazität erschöpft sein.
Die Kadettenanstalt in Berlin-Lichterfelde | entstand um 1878 inmitten einer Villenkolonie adliger Offiziere. Nach der kriegsbedingten Schließung wurde das Kasernenensemble aus Gründerzeitbauten mit roten und ornamentverzierten Ziegelsteinen in eine Bildungsanstalt umgewandelt. 1933 zogen das SS-Sonderkommando Berlin und die Leibstandarte Adolf Hitlers in die Kaserne ein. Neben zahlreichen baulichen Veränderungen fügten sie ein Wirtschaftsgebäude, Lagerhallen und eine Schwimmhalle hinzu. Nach der Eroberung durch die Rote Armee fiel das Areal 1945 in den Sektorenbereich der US-Streitkräfte und hieß von nun an „Andrews Barracks“. Es folgten zahlreiche Umgestaltungen, unter anderem
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