„Stadt:Mensch:Heimat“
NRW-Städtebaukongress
Text: Winterhager, Uta, Bonn
„Stadt:Mensch:Heimat“
NRW-Städtebaukongress
Text: Winterhager, Uta, Bonn
Seit dem letzten NRW-Städtebaukongress „Stadt Machen!“ vor neun Jahren hat sich der Betrachtungsabstand des Städtebauers zu seinem Betätigungsfeld enorm vergrößert. Die Zukunft der Städte und damit die Zukunft von 80 Prozent der nordrheinwestfälischen Bevölkerung ist zu einer interdisziplinären Aufgabe geworden. Mit einem interdisziplinären Dialog aus Wissenschaft und Praxis reagierte der Kongress „Stadt:Mensch:Heimat“ des Ministeriums für Bauen und Verkehr von NRW, der Ende Januar in Bonn stattfand, auf die zunehmend komplexeren Anforderungen: „Stadt:Machen“ war diesmal neben „Stadt:Baukultur“, „Stadt:Klima“ und „Stadt:Leben“ nur noch einer von vier Themenblöcken.
Michael Narodoslawsky, Verfahrenstechniker von der TU Graz, machte in seinem Vortrag deutlich, dass Städte bei weitem zu viel CO2 ausstoßen, sie als Lebensraum des modernen Menschen aber unverzichtbar sind. Nachhaltigkeit bedeutet für ihn die Übernahme neuer Funktionen und die Nutzung eigener Ressourcen durch die Städte. Allein das Altpapier und Hausmüllaufkommen mache die Städte ressourcenreich, ebenso die Sonne, die etwa der Stadt Köln achtmal mehr Energie schenke, als sie verbrauche. Die Wissenschaft, so zeigte die anschließende Diskussion, ist hier der Politik viele Schritte voraus, nur ein Bruchteil dessen, was wissenschaftlich belegbar und technisch möglich ist, ist auch in der Praxis durchführbar: Möchte eine Stadt weg von der ineffizienten Energiespeicherung, setzt dies intelligente Netze und neue Technik voraus, unabdingbar verbunden mit der Bereitschaft der Bürger, ihren Lebensstil dem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen anzupassen; viele städtische Haushalte erlauben jedoch keine Investitionen in den Klimaschutz.
Claus Leggewie, Leiter des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen, mahnte eine soziale Agenda für die Stadtplanung und einen „Hippokratischen Eid“ für Planer auf Nachhaltigkeit an. Er forderte, die Pfadabhängigkeit von Stadtplanung und Wachstumsdenken aufzulösen und dichter, experimenteller und ephemer zu bauen – stilistische Fragen sollten erst einmal in den Hintergrund treten. So nonchalant kann das wohl nur ein Kulturwissenschaftler fordern.
Der Soziologe Walter Siebel von der Universität Oldenburg griff das Stichwort Heimat auf. Klaus Töpfer hatte Heimat zu Beginn des Kongresses als ein Widerlager zur Globalisierung bewertet. Siebel sieht Heimat als eine Funktion von Stadt – neben der Funktion der Stadt als Maschine. Die Stadt als Hei- mat biete Identität und Vertrautheit, die Stadt als Maschine ermögliche den Bewohnern ein berufszentriertes Leben, indem sie ein dienstleistungsorientiertes System biete, das den Einzelnen von Arbeit und Verantwortung entlaste. Siebel bezeichnete Urbanität als anstrengend, da die Stadt einen ständigmit Spannungssituationen konfrontiere: Trotz der großen physischen Nähe gebe es eine große soziale Distanz, Geschichte und Gegenwart ringen miteinander genau wie Anonymität mit Heimat und Ordnung mit Chaos. Seinem Fazit, Urbanität könne man nicht planen, folgte der Aufruf, der Urbanität Raum zur Entwicklung zu lassen.
Das bedeutet jedoch keineswegs, dass sich die Städtebauer entspannt zurücklehnen könnten. Das Wissen über die Zukunft unserer Städte, das ein Verfahrenstechniker, ein Kulturwissenschaftler und ein Soziologe in jeweils einer halben Stunde vermitteln konnten, zeigt einen enormen Bedarf an neuen Netzwerken in der Stadt- und Regionalplanung auf, die es zu knüpfen gilt.
Michael Narodoslawsky, Verfahrenstechniker von der TU Graz, machte in seinem Vortrag deutlich, dass Städte bei weitem zu viel CO2 ausstoßen, sie als Lebensraum des modernen Menschen aber unverzichtbar sind. Nachhaltigkeit bedeutet für ihn die Übernahme neuer Funktionen und die Nutzung eigener Ressourcen durch die Städte. Allein das Altpapier und Hausmüllaufkommen mache die Städte ressourcenreich, ebenso die Sonne, die etwa der Stadt Köln achtmal mehr Energie schenke, als sie verbrauche. Die Wissenschaft, so zeigte die anschließende Diskussion, ist hier der Politik viele Schritte voraus, nur ein Bruchteil dessen, was wissenschaftlich belegbar und technisch möglich ist, ist auch in der Praxis durchführbar: Möchte eine Stadt weg von der ineffizienten Energiespeicherung, setzt dies intelligente Netze und neue Technik voraus, unabdingbar verbunden mit der Bereitschaft der Bürger, ihren Lebensstil dem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen anzupassen; viele städtische Haushalte erlauben jedoch keine Investitionen in den Klimaschutz.
Claus Leggewie, Leiter des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen, mahnte eine soziale Agenda für die Stadtplanung und einen „Hippokratischen Eid“ für Planer auf Nachhaltigkeit an. Er forderte, die Pfadabhängigkeit von Stadtplanung und Wachstumsdenken aufzulösen und dichter, experimenteller und ephemer zu bauen – stilistische Fragen sollten erst einmal in den Hintergrund treten. So nonchalant kann das wohl nur ein Kulturwissenschaftler fordern.
Der Soziologe Walter Siebel von der Universität Oldenburg griff das Stichwort Heimat auf. Klaus Töpfer hatte Heimat zu Beginn des Kongresses als ein Widerlager zur Globalisierung bewertet. Siebel sieht Heimat als eine Funktion von Stadt – neben der Funktion der Stadt als Maschine. Die Stadt als Hei- mat biete Identität und Vertrautheit, die Stadt als Maschine ermögliche den Bewohnern ein berufszentriertes Leben, indem sie ein dienstleistungsorientiertes System biete, das den Einzelnen von Arbeit und Verantwortung entlaste. Siebel bezeichnete Urbanität als anstrengend, da die Stadt einen ständigmit Spannungssituationen konfrontiere: Trotz der großen physischen Nähe gebe es eine große soziale Distanz, Geschichte und Gegenwart ringen miteinander genau wie Anonymität mit Heimat und Ordnung mit Chaos. Seinem Fazit, Urbanität könne man nicht planen, folgte der Aufruf, der Urbanität Raum zur Entwicklung zu lassen.
Das bedeutet jedoch keineswegs, dass sich die Städtebauer entspannt zurücklehnen könnten. Das Wissen über die Zukunft unserer Städte, das ein Verfahrenstechniker, ein Kulturwissenschaftler und ein Soziologe in jeweils einer halben Stunde vermitteln konnten, zeigt einen enormen Bedarf an neuen Netzwerken in der Stadt- und Regionalplanung auf, die es zu knüpfen gilt.
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