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Das Warenhaus als Behördensitz

Plauen baut um

Text: Meyer, Friederike, Berlin

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Architekten

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Das Warenhaus als Behördensitz

Plauen baut um

Text: Meyer, Friederike, Berlin

Weil die Architektur der Warenhäuser aus dem frü­hen 20. Jahrhundert mit den heutigen Ansprüchen der Einkaufszentrenbetreiber selten vereinbar ist, wer­den viele von ihnen abgerissen. Im vogtländi­schen Plauen wagt man sich an eine alternative Nutzung: Das ehemalige Warenhaus Tietz soll für die Verwaltung des Landkreises hergerichtet werden.
Der Gebäudekomplex im vogtländischen Plauen, entstanden nach einem Entwurf von Emil Rösler, wurde 1914 als „Warenhaus Julius Tietz“ eröffnet, zu DDR-Zeiten als „Konsument“-Warenhaus und von 1991 bis2000 als „Horten“-Kaufhaus weitergeführt. Die imposante Lichthalle wurde von einer Kriegsbombe zerstört. Obwohl die innere Gebäudestruktur wie auch die Fassade zur Forststraße zu DDR-Zeiten und danach gravierende bauliche Veränderungen erfahren haben, hat die Stadt Plauen das Haus im Jahr 1994 in ihre Liste der Kulturdenkmale aufgenommen. Nach der Schließung im Jahr 2000 – nebenan hatten zwei Malls eröffnet – wurde ein Bereich des Erdgeschosses als temporäre Verkaufsfläche bewirtschaftet.
Als der Kreistag des Vogtlandes im Jahr 2009 beschloss, seine Verwaltung im ehemaligen Kaufhauskomplex unterzubringen, begründete er dies mitder nötigen Zentralisierung der auf sechs Standorte in der Stadt verteilten Behörde. Mit der Sanierung will er nicht nur ein Baudenkmal retten, sondern auf lange Sicht rund 2,1 Millionen Euro Miet- und Wegekosten sparen und seinen fast 600 Mitarbeitern flexible, innenstadtnahe Arbeitsplätze bieten. Für den Fall, dass mehr als 50 Prozent des Bestandes denkmalgerecht saniert werden, stellt der städtebauliche Denkmalschutz Fördermittel bis zu 75 Prozent der Baukosten in Aussicht.
Aufgrund seiner Geschosshöhen erscheint das Warenhaus nur bedingt geeignet für den Umbau zu Büroräumen. Nicht zuletzt aus diesem Grund war es den Teilnehmern des Realisierungswettbewerbs wohl freigestellt, einen Teil des Bestandes abzureißen. Einzig der Kopfbau des Kaufhauses am Postplatz sollte erhalten bleiben.
Die Jury (Vorsitz: Claus Anderhalten) entschied sich für den Entwurf von Bolwin Wulf. Die Architekten erhalten an der Forststraße den Bau mit dem großen Lichthof und erweitern ihn durch einen Neubau, der mit einem zweiten Lichthof die Gliederung des Bestands wiederholt. Das Geschosshöhenproblem lösen sie durch Versprünge, die in der Fassade sichtbar werden und ihr entsprechend Spannung verleihen. Konsequent und würdevoll seien die Architekten mit der Bausubstanz umgegangen. Mittels geschickter Eingriffe entstehe ein völlig neues undzeitgemäßes Erscheinungsbild, lobte die Jury. Die Binnenstruktur sei klar gegliedert, die Flure seien trotz ihrer Längenabwicklung gut rhythmisiert.
Eller+Eller, Berlin (2. Preis) reißen die Bauten an der Forststraße ab und verlegen den Haupteingang dorthin, wo einer der neuen Baukörper aus der Straßenflucht springt und eine Vorzone entstehen lässt. Kritisch sah die Jury, dass die Neubauten durch den Verlust an historischer Bausubstanz (Erhalt lediglich 31 Prozent der Flächen) erkauft werde.
Fakten
Architekten Bolwin Wulf Architekten, Berlin; WTM, Berlin; ZWP, Berlin; Eller + Eller, Berlin; Kunkel & Partner, Berlin; Winter Ingenieure, Berlin; ARGE Junk & Reich, Weimar; Hartmann und Helm, Weimar; Trabert & Partner, Weimar; CPE, Halle
aus Bauwelt 21.2010
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