Richtig horten
„Skies and Seas“ in Braunschweig
Text: Brosowsky, Bettina Maria, Braunschweig
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„Skies and Seas“ in Braunschweig
Text: Brosowsky, Bettina Maria, Braunschweig
Für den 28. März 1936 verzeichnet die Chronik der Stadt Braunschweig, dass sowohl die „Graf Zeppelin“ als auch die „Hindenburg“ die Stadt überfliegen. Zwar war zu jenem Zeitpunkt der Zenit der Luftschifftechnologie längst überschritten, eine Faszination übten die gigantischen Flugobjekte am Himmel aber immer noch aus. Entsprechend häufig tauchten sie im Sucher der Kameras auf. Deren technischer Fortschritt gestattete es längst auch Amateuren, leidliche Bilder aufzunehmen. So zieren in der aktuellen Ausstellung „Skies and Seas“ im Braunschweiger Museum für Photographie nun 240 anonyme Aufnahmen von Zeppelinen aus den Jahren 1924 bis 1937 eine ganze Wand.
Gesammelt und zusammengestellt hat sie Günter Karl Bose, Professor für Typografie und Schrift in Leipzig. Neben den genannten Motiven trägt Bose weitere Reihen zur Sozial- und Mediengeschichte zusammen. Dabei geht es ihm nicht um streng wissenschaftliches Archivieren, sein Sammeln sieht er vielmehr als ein Kombinieren, Zusammenfügen und Gegenüberstellen, das seinen eigenen, vorrangig künstlerischen Kriterien folgt. Das Sammeln historischer Fotografien als Ausgangspunkt individueller ästhetischer Praxis verbindet Bose mit den beiden anderen Protagonisten der Ausstellung, dem Buchgestalter Helmut Völter und dem Künstler Axel Töpfer.
Helmut Völter, ebenfalls in Leipzig lehrend, erhielt 2006 bereits für seine Diplomarbeit, das „Handbuch der wildwachsenden Großstadtpflanzen“ eine Auszeichnung. In der Ausstellung ist er mit alter naturwissenschaftlicher Fotografie von Wolken vertreten, die er in Kategorien unterteilt wie Wolken, aufgenommen von fixierten meteorologischen Posten am Erdboden, aus dem Flugzeug, aus dem Wettersatelliten; oder: Filmraritäten aus einem japanischen Archiv, das Wolkenzüge zeigt, die das Nationalheiligtum, den Fuji, umfächeln. Auch ein Ahnherr der geodätischen Forschung an der TH Braunschweig kommt zu Ehren. Carl Koppe vermaß die Gotthardt-Bahn, nahm 1868 an der Sonnenfinsternis-Expedition nach Ostindien teil und veröffentlichte 1896 ein Werk zur Photogrammetrie und internationalen Wolkenmessung.
Einen gänzlich freien Umgang mit seinem Bildmaterial pflegt Axel Töpfer, der gleichfalls die Typografieklasse Boses besuchte. Rund 50 bunte japanische Postkarten aus den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts, übers Internet hauptsächlich in den USA erstanden, mäandriert er mittels eines filigranen Stabwerks durch die Räume. Wie Sequenzen eines Films ergänzen sich die Motive zu Erzählsträngen – vom Teepflücken über den Fischfang bis zu glühend roten Lava-Ergüssen verschiedener Vulkane. Viele der Karten sind Originalabzüge, einige teils starkfarbig handkoloriert. Sie zeigen wohl am anrührendsten die handwerkliche Dimension der analogen Fotografie, die sich heute ihrem technischen Ende zuneigt. Ihr ästhetisches Reservoir jedoch scheint alles andere als erschöpft – vorausgesetzt, man befreit sie aus dem Korsett trockener disziplinenhistorischer Inventarisierung.
Gesammelt und zusammengestellt hat sie Günter Karl Bose, Professor für Typografie und Schrift in Leipzig. Neben den genannten Motiven trägt Bose weitere Reihen zur Sozial- und Mediengeschichte zusammen. Dabei geht es ihm nicht um streng wissenschaftliches Archivieren, sein Sammeln sieht er vielmehr als ein Kombinieren, Zusammenfügen und Gegenüberstellen, das seinen eigenen, vorrangig künstlerischen Kriterien folgt. Das Sammeln historischer Fotografien als Ausgangspunkt individueller ästhetischer Praxis verbindet Bose mit den beiden anderen Protagonisten der Ausstellung, dem Buchgestalter Helmut Völter und dem Künstler Axel Töpfer.
Helmut Völter, ebenfalls in Leipzig lehrend, erhielt 2006 bereits für seine Diplomarbeit, das „Handbuch der wildwachsenden Großstadtpflanzen“ eine Auszeichnung. In der Ausstellung ist er mit alter naturwissenschaftlicher Fotografie von Wolken vertreten, die er in Kategorien unterteilt wie Wolken, aufgenommen von fixierten meteorologischen Posten am Erdboden, aus dem Flugzeug, aus dem Wettersatelliten; oder: Filmraritäten aus einem japanischen Archiv, das Wolkenzüge zeigt, die das Nationalheiligtum, den Fuji, umfächeln. Auch ein Ahnherr der geodätischen Forschung an der TH Braunschweig kommt zu Ehren. Carl Koppe vermaß die Gotthardt-Bahn, nahm 1868 an der Sonnenfinsternis-Expedition nach Ostindien teil und veröffentlichte 1896 ein Werk zur Photogrammetrie und internationalen Wolkenmessung.
Einen gänzlich freien Umgang mit seinem Bildmaterial pflegt Axel Töpfer, der gleichfalls die Typografieklasse Boses besuchte. Rund 50 bunte japanische Postkarten aus den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts, übers Internet hauptsächlich in den USA erstanden, mäandriert er mittels eines filigranen Stabwerks durch die Räume. Wie Sequenzen eines Films ergänzen sich die Motive zu Erzählsträngen – vom Teepflücken über den Fischfang bis zu glühend roten Lava-Ergüssen verschiedener Vulkane. Viele der Karten sind Originalabzüge, einige teils starkfarbig handkoloriert. Sie zeigen wohl am anrührendsten die handwerkliche Dimension der analogen Fotografie, die sich heute ihrem technischen Ende zuneigt. Ihr ästhetisches Reservoir jedoch scheint alles andere als erschöpft – vorausgesetzt, man befreit sie aus dem Korsett trockener disziplinenhistorischer Inventarisierung.
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